
DJI FPV vs. DJI Avata: FPV-Drohnen im Vergleich
Veröffentlicht am 19. Dezember 2024 von MPB
Der Markt für Drohnenfotografie und -videografie wächst. Auch FPV-Drohnen, also First Person View-Drohnen, werden zunehmend beliebter. Doch worin besteht der Unterschied zwischen herkömmlichen Drohnen und FPV-Drohnen?
Der Drohnenpilot Sinan Saglam erklärt in diesem Artikel, wie FPV-Drohnen funktionieren und stellt zwei verschiedene Modelle vor: die DJI FPV combo und die DJI Avata FlySmart. Lies weiter, um in die Welt der FPV-Drohnen einzutauchen und beeindruckende Luftaufnahmen zu entdecken.

DJI Avata & DJI FPV
Inzwischen kommt mir diese Situation wahrscheinlich schon bekannt vor: Du bist im Urlaub, am Strand zum Sonnenuntergang oder bei einer Sehenswürdigkeit, und plötzlich hörst du ein surrendes Geräusch. Allein in Deutschland sind bereits mehrere hunderttausend Kameradrohnen im Umlauf, Tendenz stark steigend. Eine der größten und auffälligsten Neuerungen der letzten Jahre sind FPV-Drohnen.
Doch was sind die Unterschiede zwischen konventionellen und FPV-Drohnen? Wie entscheidet man sich für ein bestimmtes Modell und wie lernt man FPV-Drohnen zu fliegen? Die Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Artikel.
Das Drohnen-Einmaleins
Konventionelle Drohnen, wie die DJI Mavic Air, sind im Prinzip fliegende Kameras, ausgestattet mit modernster Technik, um cinematische Luftaufnahmen und gleichzeitig einen sicheren Flug zu ermöglichen.
Abstands-Sensoren, GPS, Gyroskop und mehr ermöglichen den Fluggeräten, eine Position zu halten, stabil zu fliegen, sicher zu starten und zu landen und selbst nachts automatisch wieder zum Startort zurückzukehren. Gesteuert werden sie immer mit einer Funkfernsteuerung und einem Bildschirm (meist dem Smartphone), über den sowohl alle Einstellungen vorgenommen werden, als auch das Kamerabild der Drohne live übertragen wird.
Als Pilot:in steuerst du die Ausrichtung der Kamera, die Drehung um die senkrechte Achse und die Flugrichtung und -höhe der Drohne. Die Drohne setzt die Steuerbefehle automatisch um, hält bei ausbleibenden Steuereingaben die Position und Höhe und sorgt damit stets für ruhige Aufnahmen.
Was ist eine FPV-Drohne?
FPV-Drohnen unterscheiden sich grundlegend von konventionellen Kameradrohnen. FPV steht für “First Person View” – das Kamerabild wird daher nicht über einen Bildschirm, sondern über die Videobrille der Pilot:innen betrachtet. Außerdem besitzen FPV-Drohnen normalerweise keinen Gimbal, die Kamera ist fest fixiert.
Der größte Unterschied zwischen einer FPV- und einer konventionelle Drohne ist die Steuerung: Drohnen wie die DJI FPV und DJI Avata besitzen zwar einen Automatik-Modus, der konventionellen Drohnen ähnelt, allerdings liegt der große Vorteil von FPV-Drohnen im manuellen “ACRO”- Modus. In diesem Modus wird die Drohne nicht mehr durch Gyroskop, GPS und Abstandssensoren stabil in Position gehalten. Stattdessen steuerst du den Schub der Rotoren und die Ausrichtung der Drohne um die eigenen 3 Achsen – den Roll-Nick-Gier-Winkel – wie bei einem Flugzeug.
Statt für eine Linkskurve nur nach vorne zu steuern und nach links zu drehen, musst du nun die Drohne nach vorne neigen, gleichzeitig nach links neigen, zudem nach links drehen und dazu noch den Schub ausgleichen, um die Flughöhe beizubehalten. Es gibt keinen automatischen Schwebeflug und keinen sanften Gleitflug. Wenn du den Controller fallen lässt, fällt die Drohne vom Himmel.
Wozu eine FPV-Drohne verwenden?
Eine FPV-Drohne gibt dir absolute Freiheit. Moderne FPV-Kameradrohnen haben ihren Ursprung im FPV-Racing, wo präzise Kontrolle und kurze Reaktionszeit unumgänglich sind. Die Bild- und Steuerübertragung ist für eine minimale Latenz optimiert, damit Pilot:innen innerhalb von Sekundenbruchteilen reagieren können. Dies ermöglicht uns, näher an Objekte heran- oder sogar hindurchzufliegen.
Geschwindigkeit, Abstände und Flugrichtung lassen sich mit etwas Übung sehr gut über die Videobrille einschätzen. Und die freie Steuerung ermöglicht einzigartige Manöver und Aufnahmen.
FPV-Aufnahmen sehen durch den fehlenden Gimbal und die manuelle Steuerung anders aus als konventionelle Drohnenaufnahmen. Sie sind dynamischer, spektakulärer, actionreicher, verblüffender. Weil es eine Perspektive ist, die wir so nicht einmal aus dem Flugzeug erleben können. Und weil man nicht “schwebt”, sondern fliegt.
Es ist wichtig zu betonen, dass du als FPV-Pilot:in eine Videobrille trägst und daher immer noch eine weitere Person brauchst, die die Drohne und deine Umgebung im Auge behält.
Sehen wir uns zwei FPV-Drohnen genauer an, die DJI FPV und die DJI Avata.

DJI FPV
DJI FPV
Die DJI FPV ist geeignet für weite Landschaften, Berge, Wälder und Strukturen, die man über mehrere hundert bis tausend Meter Entfernung überfliegen will.
Durch die Größe der Drohne und der Propeller ist die DJI FPV perfekt für cinematische Mittel- und Langstreckenflüge geeignet. Die Performance der Motoren ist stark genug für akrobatische Freestyle-Manöver – auch wenn das hohe Gewicht der Drohne dies nicht begünstigt. Geschwindigkeit und Gewicht machen Indoor-Flüge sehr riskant. Die integrierte Stabilisierung “RockSteady 1.0” ist zwar hilfreich, aber in der ersten Generation leider noch nicht optimal. Die Videodateien enthalten keine Metadaten des Gyroskops, wodurch eine nachträgliche Stabilisierung des Bildmaterials sehr schwierig ist.

DJI Avata
DJI Avata
Die DJI Avata hat eine größere Reichweite, allerdings sind die Motoren relativ schwach. Freestyle-Flüge sind sehr schwierig, da der “Bremsweg” dafür zu lang ist. Zudem ist die Drohne durch ihr geringes Gewicht extrem windanfällig. Allerdings ermöglichen das Gewicht, die niedrige Geschwindigkeit sowie die robuste Bauweise sichere Indoor-Flüge.
Die Kamera der DJI Avata ist etwas besser als die der FPV. Die integrierte Stabilisierung “RockSteady 2.0” ermöglicht ebenfalls deutlich sanftere Aufnahmen. Die Videos enthalten die Metadaten des Gyroskops, wodurch die Aufnahmen nachträglich leichter stabilisiert werden können.
Die DJI Avata ist besser geeignet für kleinere landschaftliche Abschnitte, Objekte oder Strukturen bis zu ein paar hundert Meter und kann auch drinnen geflogen werden.
Wann lohnt sich eine FPV-Drohne?
FPV-Drohnen sind eine ganz andere Art von Drohne. Sie können also als zusätzliche Drohne verwendet werden, um Aufnahmen zu machen, die sonst nicht möglich wären. Der Einstieg in die FPV-Welt lohnt sich also, wenn du diesen speziellen visuellen Stil erreichen oder Präzisionsflüge durchführen möchtest, die eine zentimetergenaue Steuerung erfordern. Darüber hinaus ist das immersive Flugerlebnis selbstverständlich ein sehr verlockender Faktor.
Du solltest dir jedoch bewusst darüber sein, dass es viel Zeit und Übung benötigt, den manuellen Flug von FPV-Drohnen zu meistern.
Wie lerne ich FPV fliegen?
Die Steuerung von FPV-Drohnen ist nicht intuitiv. Daher empfiehlt sich ein risikofreier Einstieg mit Flugsimulatoren.
Die Lernkurve beginnt sehr flach, du wirst im Simulator hunderte Male crashen. Wenn sich dann das Muskelgedächtnis in den Fingern allmählich entwickelt und du ein Gefühl für das Flugverhalten und die Physik von FPV-Drohnen erlangt hast, steigt die Lernkurve stark an.
Es empfiehlt sich, zumindest mal fünf bis zehn Stunden im Simulator geübt zu haben, um zu wissen, ob dir die Steuerung wirklich liegt. Und wenn du möglichst unfallfrei starten möchtest, können 30-40 – wenn nicht sogar 50 – virtuelle Flugstunden durchaus empfehlenswert sein.
Auch dein Gleichgewichtssinn muss sich erst an das Tragen einer Videobrille gewöhnen. Denn wenn die Bewegungen deines Sichtfeldes von deinen anderen Sinnen abweichen, kann dir schnell schwindelig oder sogar übel werden. Manche Menschen gewöhnen sich relativ schnell daran, andere benötigen länger.
Welche FPV-Drohne passt zu mir?
Aktuell gibt es zwei Arten von FPV-Drohnen. Zum einen die klassischen DIY FPV-Racing-Drohnen, die du entweder selber aus den Einzelteilen zusammenbauen oder bereits fertig montiert und eingestellt kaufen kannst. Zum anderen haben Hersteller wie DJI inzwischen kommerziell gefertigte Consumer-FPV-Drohnen im Angebot, die mit allen erdenklichen Sicherheitsmechanismen und Komfortfunktionen ausgestattet sind.
Welche solltest du wählen? Nun, hier scheiden sich nun die Geister – die Community der FPV-Racer:innen und -Bastler:innen sprechen sich in der Regel stark für den Eigenbau aus. Denn diese selbstgebauten Drohnen sind deutlich performanter als beispielsweise die DJI-Drohnen und lassen sich zudem einfacher selbst reparieren. Der Weg dahin ist jedoch lang und steinig: Die Auswahl der Komponenten, das Zusammenlöten und Tunen bis hin zum Starten/Landen und Crashs kann sehr viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen.
Wenn du mehr auf das Fliegen und die Videoaufnahmen konzentrieren möchtest, ist es leichter, dir eine DJI FPV oder DJI Avata zuzulegen Diese Drohnen können automatisch starten und landen, kommen bei Signalverlust und niedrigem Batteriestand zum Startpunkt zurück und bieten zudem verschiedene “Anfänger-Modi” für einen sanften Start in die FPV-Welt.
Bereit, abzuheben? Lies auch unseren Leitfaden für den Einstieg in die Drohnenfotografie. Weitere Testberichte findest du auf dem MPB-Blog.