
Wissen: 6 Top-Tipps für Musikfestivalfotografie
Veröffentlicht am 22. März 2022 von MPB
Matt Cardy fotografiert seit über 20 Jahren auf dem legendären Glastonbury Festival, und einige Arbeiten des preisgekrönten Editorial-Fotografen wurden bereits in The Sunday Mirror, The Times und The Sun veröffentlicht. Wir konnten Matt dafür gewinnen, seine Top-Tipps für das Fotografieren auf Live-Musikfestivals mit uns zu teilen. Bühne frei für Matt.
Mein erster Besuch auf dem Glastonbury Festival war 1989, im zarten Alter von 18 Jahren. Mit einem Presseausweis, einem Notizbuch und meiner Kamera bewaffnet bin ich aber erst seit 1998 mit am Start. Seitdem bin ich jedes Jahr als Fotograf vor Ort. Am Anfang ging es auf dem Festival viel anarchischer zu und es wurde noch analog fotografiert. Ich hatte damals meine treue Nikon F5 mit dabei. Inzwischen ist die Logistik etwas einfacher geworden, aber die ganze Magie ist gleich geblieben und lässt sich immer noch super einfangen. Für mich ist das Festival inzwischen so eine Art Test für mich und meine Ausrüstung geworden. Wenn du Glastonbury überstehst, kann dich nichts mehr so leicht umhauen!

1. Achte auf die richtige Kameraausrüstung
Früher hatte ich immer alle meine Kameras und Objektive dabei. Und jede erdenkliche Ausrüstung, die ich nicht besaß – vom Ultraweitwinkelobjektiv bis zum 500-mm-Teleobjektiv –, habe ich mir irgendwo geliehen. Man weiß ja schließlich nie, was man auf Glastonbury alles brauchen könnte.
Heute nehme ich in der Regel zwei Canon EOS 1DX Mark II-DSLR-Kameras und eine Canon EOS 5D Mark IV mit. Als Objektive habe ich immer das Canon EF 70-200mm f/2.8 L USM und ein paar Festbrennweitenobjektive wie das 24mm f/2.8 STM und das 50mm f/1.4 USM im Gepäck. Für den Fall, dass ich leichter unterwegs sein möchte, habe ich auch eine Canon EOS 5D dabei, überlege mir aber schon, auf eine spiegellose Kamera wie die Canon EOS R5 oder die Canon EOS R6 umzusteigen.
Außerdem bin ich gerne mit einer GoPro Hero8 Black und einer DJI Osmo Pocket unterwegs, da beide fantastisch für Aufnahmen mit Sticks oder kreative Videoclips sind. Als Ergänzung zu meinem Profiequipment scheue mich aber auch nicht, gelegentlich mein iPhone 12 Pro Max zu benutzen. Denn wie sagt man so schön? Die beste Kamera ist manchmal die, die du gerade in der Hand hast.

2. Trainiere deine Ausdauer
Glastonbury ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Da ich ganz in der Nähe von Pilton wohne, versuche ich immer, einige Tage oder Wochen vor dem Event ein paar Aufnahmen vom Aufbau zu machen. Ansonsten bin ich ab der Sekunde, in der sich am Mittwochmorgen um 7:00 Uhr die Tore öffnen, bis zu dem Moment, in dem die letzten Nachzügler:innen am Montag müde das Gelände verlassen und der Aufräummarathon beginnt, mit meiner Kamera vor Ort. Das sind sechs actiongeladene Tage, und da man bei Sonnenaufgang (der im Juni schon um 5:00 Uhr morgens ist) großartige Bilder machen kann, muss ich mir meine Energie gut einteilen.

3. Sei auf jedes Wetter vorbereitet
Ich habe beim Glastonbury Festival schon jedes Wetter erlebt – außer Schnee. Es würde mich aber nicht überraschen, wen auch das eines Tages passiert. Deshalb bin ich auf alle Wetterlagen vorbereitet. Ich habe sowohl Gummistiefel als auch Sonnencreme dabei, denn an manchen Tagen braucht man tatsächlich beides. Um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, was schwieriger zu bewältigen ist: eine Hitzewelle ohne Schatten oder sintflutartiger Regen ohne Schutz.

Für die Ausrüstung ist Regen natürlich immer der Worst Case. In einem Jahr sind mir zwei Canon EOS 5D Mark II und die meisten meiner Objektive ausgefallen. Am Ende funktionierte nichts mehr, außer einer alten Canon EOS 1D und einem 300mm f/2.8 L USM. Um meine Ausrüstung zu schützen, nehme ich immer mehrere Duschhauben aus dem Hotel mit, mit denen sich die Kameras gut abdecken lassen, sowie mehrere alte Lederlappen. Auch wenn es das Herumlaufen auf dem Gelände zehnmal schwieriger macht, sorgen schlammige Jahre immer für tolle Bilder. Insgesamt finde ich aber, die Mischung macht's. Für mich ist das perfekte Glastonbury-Wetter, wenn am ersten Tag die Sonne scheint, es am Donnerstag regnet und am Freitag, wenn die ersten Konzerte auf den Hauptbühnen stattfinden, wieder trocken ist.

4. Plane die Logistik
Mit einem Presseausweis genießt man natürlich bestimmte Vorteile. Neben dem Zugang zum Backstage-Pressezelt hat man damit auch einen sicheren Aufbewahrungsort für die Ausrüstung und die Möglichkeit, Laptops und Kameraakkus zu laden und zum Versenden von Bildern das WLAN zu nutzen. Auch für Verpflegung ist gesorgt. Ohne Zugang zu diesen Dingen sollte man sich Gedanken darüber machen, wie die Stromversorgung der Kameras gewährleistet bleibt. Moderne Kameras haben eine lange Akkulaufzeit, aber es lohnt sich, in Ersatzakkus und ein USB-Ladegerät zu investieren. In meinen ersten Jahren auf Glastonbury hatte ich ein nur ein paar 36er-Filmrollen dabei, aber bei meinen Digitalkameras muss ich auch an genügend Speicherplatz und Lagerungsmöglichkeiten denken. Ich nehme immer eine externe Festplatte und viele große Speicherkarten mit.

5. Stell dich auf Überraschungen ein
Egal, wie oft ich schon über Glastonbury berichtet habe, das Festival ist immer wieder für Überraschungen gut. Kaum denkt man, man hätte schon alles gesehen, passiert etwas Unerwartetes, wie der Besuch des Dalai Lama oder von Prinz Harry. Sowohl vor als auch während des Festivals gibt es immer wieder Gerüchte, und ich habe gelernt, das, was man hört, ernst zu nehmen – ganz gleich, wie verrückt es auch klingen mag.

6. Hab Spaß dabei!
Wenn du jeden Tag 16 Stunden auf den Beinen bist und kaum Schlaf abbekommst, ist es nicht immer leicht, die perfekte Gelegenheit für ein Foto abzupassen und dich daran zu erinnern, auf welcher legendären Veranstaltung du gerade bist. Auf Glastonbury zu fotografieren, kann einer der besten Jobs der Welt sein, aber du musst nicht unbedingt im Graben vor der Hauptbühne stehen, um großartige Bilder zu machen. Die besten Bilder entstehen oft in den entlegensten Ecken des Festivalgeländes. Ich habe jedes Jahr meinen „Glastonbury-Moment“, in dem ich mich einfach nur umschaue und denke: „Wow!“

Glastonbury ist jedes Jahr mein fotografisches Highlight, und ich weiß, dass es ein großes Privileg ist, mit meiner Kamera dabei zu sein und viele unglaubliche Momente einzufangen. Das ist zwar manchmal eine echte Herausforderung, aber ich möchte es um nichts in der Welt missen.
Weitere spannende Interviews findest du auf dem MPB-Blog.
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