
Praxisbericht: Fujifilm GFX100
Veröffentlicht am 11. August 2020 von MPB

Diese Woche haben wir den MPB-Fotografen Ian gebeten, die Fujifilm GFX 100 auf die Probe zu stellen. Wie ist Ian mit dem 100-Megapixel Mittelformat-Ungetüm zurechtgekommen? Lies weiter, um mehr zu erfahren. Zu dir, Ian.
Eine solide Verbesserung gegenüber der GFX50 R/S
Nachdem ich mich mit der Fujifilm GFX 50R und Fujifilm GFX 50S seit ihrer Markteinführung ziemlich vertraut gemacht hatte, war ich von den Vorgängern der GFX100-Serie begeistert. Sie sind im Grunde größere Versionen ihrer kleineren APS-C-Geschwister. Das klingt vielleicht so, als würde ich die GFX50R und GFX50S unter Wert verkaufen. Sie sind natürlich viel mehr als das. Angesichts der Tatsache, dass digitale Mittelformatkameras bisher umständlich und in Bezug auf ihre Bedienung ziemlich unterschiedlich waren, war es erfrischend, zwei Kameras zu verwenden, die eine so hohe Bildqualität, aber mit vertrauter Handhabung und Benutzerfreundlichkeit bieten.

Die Fujifilm GFX100 scheint für viele unnötig. Wer braucht denn wirklich 100 Megapixel? 50 Megapixel klingen zwar nicht mehr besonders, aber man darf nicht vergessen, dass diese über einen Mittelformatsensor verteilt sind. Das ist nicht das Gleiche wie ein Vollformatsensor. Wenn man eine größere Palette für diese Pixel zur Verfügung hat, bedeutet das – in der Theorie – eine bessere Qualität bei schwachem Licht, eine bessere Farb- und Lichttönung über das gesamte Bild und besseren Zugriff auf diese spezielle Wiedergabe, die nur größere Formate erreichen können.
Die GFX100 hatte ich zum ersten Mal im Oktober 2019 auf der Berlin Photo Week in der Hand. Und ehrlich gesagt war ich sofort von der Handhabung fasziniert. Sie fühlt sich ähnlich an wie eine Canon EOS 1DX Mark II– man verzeiht ihr das Gewicht wegen ihrer ausgezeichneten Ergonomie und der nahezu perfekten Benutzungsfreundlichkeit. Das Fotografieren ist in jeder Situation ein Kinderspiel. Vergleiche das mit Aufnahmen mit Phase One und Hasselblad H-Systemen – Kameras, die Respekt und Geduld verlangen –, bei denen die Tastenplatzierung nicht ideal ist und unsorgfältig geänderte Einstellungen zu schlechten Ergebnissen führen können. Nicht zu vergessen das mögliche Verwackeln (shutter slap) und die schlechte Leistung bei hohen ISO-Werten. Herkömmlicherweise bedeutet die Verwendung einer Mittelformatkamera, dass man von optimalen Lichtverhältnissen abhängig ist oder sich auf das Studio beschränkt. Nicht so bei der GFX-Serie von Fujifilm – und die GFX100 geht sogar noch ein gutes Stück weiter als die GFX50.
Handhabung: Die GFX100 bietet eine weitgehend komfortable Bedienung.
Die Fujifilm GFX100 bietet ein wunderbar strukturiertes Gefühl, unterstützt durch den großzügigen Griff. Dies ist eine Kamera, die man sicher halten kann, auch ohne Trageriemen – vielleicht möchte man das nicht, aber man könnte! Im Gegensatz zur GFX50R/S, die auf der Rückseite recht schwer ist, verteilt sich das Gewicht des GFX100-Gehäuses über einen größeren Bereich. Mit dem 45mm f/2.8 oder 63mm f/2.8 ist die Kamera gut ausbalanciert und fühlt sich weder rück- noch vorderlastig an. Die Platzierung von Tasten und Einstellrädern unterscheidet sich von der GFX 50R und der GFX 50S. Aber irgendwie hat es Fujifilm geschafft, alles intuitiv zu gestalten. Obwohl es also etwas dauerte, sich daran zu gewöhnen, erschien mir alles sehr sinnvoll. Wenn ich Einstellungen schnell ändern musste, war ich in der Lage, mich auf das Muskelgedächtnis zu verlassen. Das Menüsystem ist nahezu genau das, was man von Fujifilm erwartet, mit vertikaler Navigation des Hauptmenüs und horizontaler Navigation für Untermenüs. Der hintere Joystick sorgt für Bedienkomfort. Auf dem oberen LCD-Display befinden sich Tasten für alles. Sobald man sich diese gemerkt hat, sind sie einfach zu bedienen, wenn man die Kamera am Handgriff festhält.

Meine einzige Kritik ist das verwirrende Menü zum Ändern benutzerdefinierter Einstellungen. Wenn man bestimmte Aufnahmemenüs für verschiedene Genres hat, ist es sehr umständlich, dauerhafte Änderungen vorzunehmen. Die Kamera setzt die Änderungen im Q-Menü zurück, sobald sie ausgeschaltet wird oder man zu einem anderen Menü wechselt. Für eine dauerhafte Änderung muss man sich in dieses schlecht gestaltete Menü begeben. Der einzige positive Aspekt ist, dass abgesehen von der Belichtungskorrektur kein erneuter Zugriff erforderlich ist, wenn etwas einmal festgelegt wurde.
Ein erstklassiges Aufnahmeerlebnis

Ich habe vor Kurzem einige Bilder für eine MPB-Broschüre aufgenommen. Bei der Betrachtung der Bilder auf dem LCD-Display war ich bereits total beeindruckt. Aber erst als ich die Aufnahmen in Lightroom geladen habe, sah ich die unglaubliche Wiedergabequalität. Dummerweise habe ich all diese Bilder in „Fine JPEG“ aufgenommen. Ich vergaß, meine Kamera nach der Einrichtung erneut zu überprüfen, bevor ich rausging. Trotzdem. Diese Bilder waren immer noch intensiv genug, um sie umfassend zu bearbeiten und das oben dargestellte filmreife Foto zu erhalten.

Beim Praxistest der Fujifilm GFX50S und bemerkte ich etwas. Obwohl sie eine hohe Auflösung und unglaubliche Objektive hatten, war die Schärfe nicht das Erste, was einem auffiel. Und damit meine ich diesen synthetischen, überscharfen Look. Bei der GFX100-Serie machte ich mir Sorgen, dass die 100-Megapixel dasselbe Problem aufweisen würden. Diese GF-Objektive sind so scharf. Aber wenn man diese Bilder ansieht – selbst bei dieser enormen Auflösung erhält man ein wunderbares, natürlich aussehendes Bild. Lichtabstufung, Farbe und Dynamikbereich sind noch vor der Schärfe deutlich zu erkennen. Wenn man die Bilder jedoch auf 100 % zuschneidet, sieht man, wie gestochen scharf und detailreich diese Bilder sind.

Für Porträtaufnahmen sind die Bilder aus der GFX schmeichelhaft. Die Auflösung ist dafür da, die Druck- oder Anzeigegröße zu erhöhen, anstatt bei der Anzeige auf dem Bildschirm eine übermäßige Schärfe zu erzeugen.

Bei 100 % Zuschnitt ist der Detailreichtum einfach erstaunlich.

Die Farbtiefe ist unglaublich. Die Blütenblätter in diesem Bild haben so viele Rottöne, dass sie wunderschön detailreiche Bilder ergeben. Dadurch sind wir zweifellos näher als jede andere Kamera an der Farbtiefe und Tonalität, die das Auge sehen kann.

Die Messung im Blendenvorwahlmodus war erstklassig. Selbst bei dynamischen Szenen schien die Kamera immer die optimale Belichtung auszuwählen. Es war jedoch schön zu wissen, dass mit der unglaublichen Leistung bei schwachem Licht und dem Dynamikbereich Schatten in etwas unterbelichteten Szenen gut ausgeglichen werden können.

Die kamerainterne Schwarzweißkonvertierung ist immer möglich. Fujifilm ist bekannt für seine Liebe zum Detail, wenn es um Voreinstellungen geht. Und Acros gehört zu den Besten, die es gibt. Obwohl Kameras mit Crop-Sensor – wie Fujifilm X100F und X-Pro3 – beeindruckend sind, spielen Mittelformatkameras auf einem anderen Niveau. Die Abstufung von Farbtönen über die Grauskala ergibt ein Aussehen, das sich kaum von der Leistung von Großformatfilmen unterscheidet.

Ähnlich wie bei den Farbbeispielen zeigen die 100%igen Ausschnitte die unglaubliche Detailfülle, die die Kombination aus Auflösung und großem Sensor bieten kann.


Abschließende Bewertung der Fujifilm GFX100
Um ehrlich zu sein, hatte ich etwas Angst vor der Verwendung der GFX100. Vor allem davor, enttäuscht zu werden. Meine Bedenken hinsichtlich der Verwendung der GFX50S wurden schnell durch ihre hervorragende Handhabung, Bildqualität und Benutzungsfreundlichkeit zerstreut. Aber die GFX100 war noch größer und bot noch mehr Auflösung. Für mich war das ein Problem – nicht nur aufgrund der vorgefassten Idee, dass die Bilder möglicherweise überscharf sind, sondern auch, dass mein Laptop unter solchen großen Dateien zusammenbrechen würde!
Während die Bildgröße tatsächlich gewaltig ist und sich der Lüfter meines Laptops wie ein startender Hubschrauber anhörte, wurde ich mit unglaublicher Detailtreue, einem natürlich aussehenden Bild und einem erstklassigen Dynamikbereich belohnt. Die Handhabung der Kamera war in vielerlei Hinsicht das Sahnehäubchen – bequem zu handhaben und zu fotografieren – sowie ein nutzungsfreundliches Menüsystem, das durch die komfortable Tastenplatzierung unterstützt wird.
Natürlich glänzt diese Kamera im Studio. Ihre Größe und ihr Gewicht geben ihr nicht den Anschein, alltagstauglich zu sein. Aber ich habe sie einen ganzen Tag lang auf einem 15-km-Spaziergang dabei gehabt. Natürlich habe ich das Gewicht gemerkt, aber es war auszuhalten. Es kommt also darauf an, wie wichtig es dir ist, mit deiner 10.000 €-Kamera die gewünschte Aufnahme zu erhalten.

Fujifilm hat mit dieser Kamera phänomenale Arbeit geleistet. Einige Fotograf:innen sind möglicherweise von der Geschwindigkeit des Autofokus oder der Aufnahmegeschwindigkeit enttäuscht, aber man kann davon ausgehen, dass zahlungskräftige Kund:innen sich nicht allzu sehr um diese Dinge kümmern. Die Bildqualität und ein langsameres Tempo sind bezeichnend für die GFX100.
Eine phänomenale Kamera.

Vielen Dank für deinen Bericht, Ian. Lies weitere Rezension auf dem MPB-Blog.
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