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Nikon D700 HERO

Test: Legendäre 12-Megapixel-DSLR-Kamera Nikon D700

Veröffentlicht am 12. September 2025 von MPB

Die Nikon D700 ist eine Vollformat-Spiegelreflexkamera (FX im Nikon-Jargon) aus dem Jahr 2008. Obwohl sie allmählich durch spiegellose Kameras ersetzt werden, sind Spiegelreflexkameras sowohl bei Hobbyfotograf:innen als auch bei Profis nach wie vor beliebt. Jakub Golis von MPB hat die D700 ausführlich getestet und eine detaillierte Bewertung ihrer Funktionen, Verarbeitung und Bildqualität einschließlich Testaufnahmen durchgeführt.

In Jakubs Testbericht erfährst du, ob die DSLR-Kamera Nikon D700 modernen Kameras weiterhin das Wasser reichen kann. Nun zu dir, Jakub.

Die Nikon D700 gehört zu den legendären digitalen Spiegelreflexkameras, die auch lange nach ihrer Markteinführung noch verwendet, geliebt und sogar getestet werden. Genau wie die Canon EOS 5D DSLR oder die spiegellose Fujifilm X-Pro 1 hat die Nikon D700 eine treue Fangemeinde.

Die Nikon D700 ist für ihre sagenhafte Bildqualität im Analogstil, ihr natürlich wirkendes Rauschen und ihre robuste Verarbeitung bekannt. Sie ist leicht zu bedienen und liefert dennoch großartige Fotos. Bei gehypten Kameras bin ich immer etwas misstrauisch. Aber nachdem ich immer wieder von der D700 gehört hatte, musste ich mich einfach selbst von ihr überzeugen.

Ian Howorth | Nikon D700 | Nikon AF-S 85mm f/1.4G | f/2.2 | 1/50 | ISO 500 | Model: Claudia Di Rito

Mit meinem ausführlichen Video, einem umfassenden Testbericht und Testaufnahmen nehme ich dich mit auf Entdeckungsreise, um die „Wahrheit“ über die Nikon D700 herauszufinden. Wir haben die Nikon D700 mit den Festbrennweitenobjektiven Nikon AF-S 35mm f/1.8G ED, Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.4G und Nikon AF-S 85mm f/1.4G sowie mit dem Zoomobjektiv Nikon AF-S 24-70mm f/2.8E ED VR getestet.

Gebrauchte Nikon D700

Technische Daten

Sensor

CMOS

Sensorgröße

Vollformat

Megapixel

12,1

ISO

200–6400

ISO, erw.

100–25600

Max. Verschlusszeit

1/8000

Burst-Modus

5 Bilder pro Sekunde

Blitz

Integriert, Blitzschuh

Sucher

Optisch

Fokuspunkte

51

Live-Ansicht

Ja

Video

Nein

Speicher

Nur CF Typ 1

Veröffentlichung

2008

Gewicht

995 g

Die Nikon D700 war Nikons erste preisgünstige Vollformatkamera mit – für damalige Verhältnisse – hervorragender Leistung bei schwachem Licht. Die Nikon D700 war Nikons erste preisgünstige Vollformatkamera mit – für damalige Verhältnisse – hervorragender Leistung bei schwachem Licht. Es handelte sich dabei um eine abgespeckte Version der sperrigen Profi-Kamera Nikon D3, die aber dennoch für den professionellen Gebrauch gedacht war.

Vorteile

  • Hervorragende Bildqualität bei guten Lichtverhältnissen

  • Monochromatisches Rauschen, ähnlich wie bei Analogkameras

  • Robuste Verarbeitung

  • Integrierter Blitz

Nachteile

  • BIm Vergleich zu modernen spiegellosen Kameras eher unhandlich

  • Die Leistung des Autofokus wirkt veraltet

  • 12 Megapixel lassen keinen Spielraum für den Bildzuschnitt bei der Nachbearbeitung

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S 35mm f/1.8G | f/1.8 | 1/3200 | ISO 200

Sensor

Über den Sensor der D700 gibt es viele Legenden. Einige hielten ihn für einzigartig und lobten seine speziellen Farbfilteranordnung. Ich habe keine Quellen gefunden, die diese Theorie stützen, aber meinen Recherchen zufolge war es der letzte von Nikon entwickelte und von Panasonic – bis 2008 unter dem Namen Matsushita – hergestellte Vollformatsensor, bevor Nikon auf Sony-Sensoren umstieg. Es könnte sich hier also tatsächlich um etwas Einzigartiges handeln.

Wenn du vorhast, die Nikon D700 heute zu nutzen, solltest du dir bewusst sein, dass sie nur einen 12-Megapixel-Sensor hat. Das scheint im Vergleich zu modernen Kameras eine eher geringe Auflösung zu sein, aber einige moderne Kameras wie die Sony A7S III (2020) haben ebenfalls nur 12 Megapixel.

Sind 12 Megapixel ausreichend?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich ein kleines Experiment durchgeführt. Dabei habe ich dasselbe Motiv zweimal fotografiert: einmal mit der Nikon D700 und einmal mit der Nikon Z7 II, einer spiegellosen Kamera mit 45 Megapixeln aus dem Jahr 2020. Anschließend habe ich beide Fotos im Format 75 cm x 50 cm ausgedruckt.

Oben: 12-Megapixel-Kamera Nikon D700 | Unten: 45-Megapixel-Kamera Nikon Z7 II

Aus einer normalen Distanz von etwa einem Meter gibt es praktisch keinen Unterschied. Erst als ich mir die Fotos aus der Nähe ansah, bemerkte ich, dass die Details auf der Aufnahme mit der D700 weniger scharf waren. Für eine Kamera aus dem Jahr 2008 war das Ergebnis aber nicht so schlecht! Aus einer Entfernung von einem Meter oder mehr und ohne zu wissen, welches Foto von welcher Kamera stammt, könnte ich jedenfalls keinen Unterschied erkennen.

Links: 12-Megapixel-Kamera Nikon D700 mit „Super Auflösung“ | Rechts: 45-Megapixel-Kamera Nikon Z7 II

In einem weiteren Experiment habe ich das mit der D700 unter Verwendung der Funktion „Super Resolution“ aufgenommene Foto in Adobe Lightroom Classic vergrößert und erneut im Format 75 x 50 cm ausgedruckt. Diesmal waren die Fotos mit der D700 und der Z7 II in puncto Auflösung fast identisch –selbst bei Betrachtung aus nächster Nähe.

Heutzutage würden die beiden Bilder vermutlich ohnehin auf Social Media landen:

Beispielhafte Darstellung eines auf Instagram geposteten Bildes

Zusätzliche Funktionen

Die Nikon D700 bietet einige überraschend fortschrittliche Fotofunktionen. Sie verfügt über ein anständiges Autofokussystem mit 51 Punkten und unterstützt 14-Bit-Fotos im RAW-Format.

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S Nikkor 50mm f/1.4G | f/2.8 | 1/125 | ISO 400 | Model: Courtney Burnan

Die individuell anpassbaren „Picture Control“-Profile der D700 haben mir richtig gut gefallen. Du kannst entweder ein vorgefertigtes Profil verwenden oder mit dem kostenlosen „Nikon Picture Control Editor“ auf der Nikon-Website ein Profil nach deinen Wünschen anpassen. Diese Funktion gibt es zwar nicht nur für die D700, aber sie bietet uns viele zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten. Außerdem kannst du sofort einsatzbereite JPEG-Dateien erstellen – ein besonderer Vorteil für diejenigen unter uns, die sich nicht gerne mit der Bearbeitung von RAW-Dateien beschäftigen.

Eine weitere nützliche Funktion ist die Liveansicht (Live View) der D700, mit der du den Fokus überprüfen kannst. Das ist wirklich praktisch, besonders wenn du ältere, manuelle Objektive verwendest.

Gehäusedesign und Bedienung

An dieser Stelle möchte ich meinen Kollegen Andy Unwin zitieren: „Ich habe einmal mit einer D700 einen Nagel in die Wand geschlagen. Ich habe diese Kamera geliebt.“

Gebrauchte Nikon D700

Auch das Gehäusedesign der Nikon D700 hat viel Lob geerntet. Mit dem Akku EN-EL3e wiegt die Kamera etwa 1 kg und ist damit ziemlich klobig. Wenn du normalerweise kleinere spiegellose Kameras verwendest, wird dir das Gehäuse der D700 also ziemlich schwer vorkommen.

Die Verarbeitung der D700 bringt aber auch viele Vorteile mit sich. Die Kamera liegt gut in der Hand und hat einen schönen, großen optischen Sucher. Für fast alle Funktionen gibt es eine Taste direkt am Gehäuse. Sobald die D700 fertig eingerichtet ist, musst du das Menü nur noch selten aufrufen.

Links: Gebrauchte Nikon D700 | Rechts: Gebrauchte Canon EOS 5D

Die Canon EOS 5D, die direkte Konkurrentin der D700 unter den Kultkameras, hat ein viel einfacheres Gehäuse mit weniger Tasten. Dafür bietet sie aber auch keine so gute Haptik. Ein weiterer Vorteil der D700 ist ihre Akkulaufzeit. Wie bei vielen anderen DSLR-Kameras hält der Akku EN-EL3e lange durch, da er keinen hochauflösenden LCD-Bildschirm mit Strom versorgen muss. Wenn du allerdings vorhast, Live View zu verwenden, solltest du vorsichtshalber ein paar Ersatzakkus einpacken.

Wie schneidet die Nikon D700 aus heutiger Sicht ab?

Eines der wichtigsten Kaufargumente für die Nikon D700 wäre aus heutiger Sicht ihre legendäre Farbwiedergabe. Manche sprechen dabei sogar von „Farbwissenschaft“.

Ian Howorth | Nikon D700 | Nikon AF-S 24-70mm f/2.8E ED VR | f/4.5 | 1/8 | ISO 200

Ian Howorth | Nikon D700 | Nikon AF-S 24-70mm f/2.8E ED VR | f/4.5 | 1/8 | ISO 200

Die Nikon D700 wird oft mit der drei Jahre älteren Canon EOS 5D verglichen, die auch als „5D Classic“ bekannt ist. Ich habe mich entschieden, die D700 mit der ursprünglichen Canon EOS 5D und nicht mit der 5D Mark II zu vergleichen, da sowohl die D700 als auch die 5D Kultstatus erlangt haben und für ihre Bildqualität im Analogstil gefeiert werden.

Im Gegensatz zur D700 war die erste 5D viel stärker auf Prosumenten ausgerichtet. Im Vergleich zur D700 war die ursprüngliche 5D eine viel stärker auf „Prosumer“ ausgerichtete Kamera. Sie ist leichter und hat weniger physische Bedienelemente, dennoch schwärmen auch heute noch viele Fotograf:innen von ihrer Leistung.

Das obige Bild zeigt eine Testaufnahme mit einer Nikon D700, einer Canon EOS 5D Classic und einer Sony A7 III aus dem Jahr 2018, die ich zu Vergleichszwecken mit dazugenommen habe. Bei allen Fotos handelt es sich um unbearbeitete JPEG-Dateien direkt von der Kamera, die mit denselben Einstellungen aufgenommen wurden. Erkennst du den Unterschied?

Farben 

Meiner Meinung nach weist die Nikon D700 im Vergleich zur Canon EOS 5D und zur Sony A7 III leicht erhöhte Schattenwerte, einen stärkeren Kontrast und eine geringere Schärfe auf. Die D700 verleiht ihren Fotos einen „samtig“ weichen Look. Die Blautöne sind tatsächlich blau, während sie bei der Canon EOS 5D eher ins Cyan tendieren. Auch die Braun-, Violett- und Blautöne der D700 wirken heller.

ISO 200, Standard-Bildprofil, JPEG | Links: Nikon D700 | Mitte: Canon EOS 5D | Rechts: Sony A7 III

Das bunte, gestapelte Isolierband im Testbild veranschaulicht die Unterschiede zwischen den Kameras. Bei der Canon EOS 5D und der Sony A7 III ist der Übergang von den hellen zu den dunkleren Bereichen des Bandes deutlicher. Bei der Nikon D700 sieht es fast so aus, als würde das Band – insbesondere am oberen und unteren Ende – leuchten.

Die Standard-Kontrastkurve der D700 scheint ziemlich steil zu sein, was zu durchaus ansprechenden Bildern führt. Dies wirkt sich allerdings negativ auf den Dynamikbereich aus und erhöht das Risiko von abgeschnittenen Spitzlichtern. Das erinnert mich an die sogenannte „S-Kurve“ bei der Bearbeitung meiner eigenen Bilder – und die D700 scheint diese standardmäßig anzuwenden!

Sehen wir uns die hohe ISO-Performance nun einmal genauer an:

ISO 1600, JPEG | Links: Nikon D700 | Mitte: Canon EOS 5D | Rechts: Sony A7 III

ISO-Performance

Beim Vergleich von Ausschnitten aus dem JPEG-Bild, das wir mit allen drei Kameras mit ISO 1600 gemacht haben, liefert die Sony A7 III erwartungsgemäß das klarste Bild. 

In RAW-Format sind sich die drei Kameras in puncto Rauschen allerdings ziemlich ähnlich. Die Canon EOS 5D weist bei ISO 1600 im JPEG-Format das deutlichste – und optisch am wenigsten ansprechende – Rauschen auf. Auch hier ist der Unterschied im RAW-Format weniger ausgeprägt. Dennoch ist das Rauschen bei der Canon am stärksten und wirkt mehr wie ein digitales Rauschen.

ISO 3200, JPEG im Vergleich zu RAW | Links: Nikon D700 | Mitte: Canon EOS 5D | Rechts: Sony A7 III

In JPEG at ISO 3200, the Canon EOS 5D has a lot of colour noise with artefacts and discolouration in Im JPEG-Format weist die Canon EOS 5D bei einem ISO-Wert von 3200 ein starkes Farbrauschen sowie Artefakte und Verfärbungen in unterbelichteten Übergangsbereichen auf. Bei Betrachtung derselben Aufnahme im RAW-Format zeigt sich bei der EOS 5D das stärkste Luminanzrauschen mit „Glühwürmchen“ in den dunkelsten Bereichen. Auf der Aufnahme mit der Nikon D700 sind solche Mängel nicht zu erkennen.

Meiner Meinung nach ist an der Behauptung, dass die Nikon D700 ein ansprechendes, organisches Rauschen (oder Körnung) aufweist, etwas dran. Bei dieser Kamera wird das Farbrauschen anscheinend stärker reduziert, während das Luminanzrauschen weitgehend erhalten bleibt, sodass das Rauschen selbst bei höheren ISO-Werten einheitlich, „organisch“ und weniger störend wirkt.

Sehen wir uns abschließend noch eine weitere Bildkomposition zum Thema Über- und Unterbelichtung an:

Zusammengesetztes Testmotiv, bestehend aus korrekt belichteten (0EV), über- und unterbelichteten Bildausschnitten, deren Belichtung in Lightroom nachträglich korrigiert wurde

Belichtung

Die Nikon D700 kommt mit Unter- und Überbelichtung gut zurecht. Bei einer Unterbelichtung von drei Blendenstufen ist auf dem Testbild – aufgenommen mit ISO 200 – eine leichte Körnung zu erkennen. Das Bild sieht aber immer noch gut aus. Bei der Canon EOS 5D ist das Rauschen bei Unterbelichtung viel stärker. Ich war wirklich beeindruckt, wie gut die D700 auch heute noch in Sachen Bildqualität abschneidet.

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8E ED VR | 24mm | f/8 | 1/50 | ISO 200

Weitere Beispielaufnahmen mit der Nikon D700

Ian Howorth | Nikon D700 | Nikon AF-S 85mm f/1.4G | f/10 | 1 sec | ISO 200 | Model: Claudia DiRito

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8E ED VR | 65mm | f/2.8 | 1/80 | ISO 200

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S 35mm f/1.8G | f/2.8 | 1/125 | ISO 400

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8E ED VR | 70mm | f/5.6 | 1/125 | ISO 400

Jakub Golis | Nikon D700 | Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8E ED VR | 36mm | f/8.0 | 1/125 | ISO 400

Lohnt sich der Kauf einer Nikon D700 noch?

Beim Testen der 10 besten Kameras im Analogstil wurde mir von mehreren Leuten die Nikon D700 empfohlen. Ich bin dieser Empfehlung damals zwar nicht gefolgt, aber nachdem ich die Kamera jetzt gründlich getestet habe, weiß ich, dass sie durchaus einiges drauf hat.

Auch heute noch kann sich die Performance der Vollformat-DSLR-Kamera Nikon D700 mit ihrem robusten Gehäuse und optischen Sucher durchaus sehen lassen. Die Kamera lässt sich schnell einschalten und ist sofort einsatzbereit. Sie liefert sogar ohne Bearbeitung wunderschöne Fotos mit tollen Farben und einer angenehmen Körnung.

Ein weiterer Vorteil: Der 12-Megapixel-Sensor der D700 lässt die Fotos viel weicher und „organischer“ wirken als moderne hochauflösende Sensoren. Du brauchst also nicht die neuesten und schärfsten Objektive, um mit der D700 zu fotografieren. Sogar Nikon-Objektive, die schon Jahrzehnte alt sind, liefern mit der Nikon D700 hervorragende Ergebnisse.

Bei modernen Funktionen wie Autofokus oder hoher ISO-Performance kann die D700 nicht mit modernen spiegellosen Kameras mithalten, aber wenn du diese Funktionen ohnehin nicht brauchst und nutzt, kannst du dir das Geld dafür auch sparen. Hol dir stattdessen einfach eine zuverlässige DSLR-Kamera wie die Nikon D700 und hab Spaß damit.