
MPB trifft: Entertainment-Fotografin Lindsey Byrnes
Veröffentlicht am 20. Dezember 2024 von MPB
Von ihren Anfängen als Fotografin von Skater:innen in Kalifornien bis hin zur Tournee mit Paramore und Tegan and Sara hat Lindsey Byrnes sehr viel Erfahrung in der Fotografie gesammelt. Wir haben mit der Musik- und Lifestyle-Fotografin über ihren kreativen Ansatz und ihre schönsten Momente in ihrer Karriere gesprochen.
Lies weiter, um mehr zu erfahren.

Phoebe Bridgers und Lucy Dacus von Boygenius | Nikon D850 | Nikon Nikkor Z 24-70mm f/2.8 S | 35mm | f/9 | 1/200 | ISO 100
MPB: Kannst du uns von den Anfängen deiner Karriere erzählen, einschließlich der Fotografie der kalifornischen Skate-Szene und der Arbeit für das Thrasher Magazine?
LB: Meinen ersten und einzigen Fotokurs habe ich 2002 belegt. Ich wollte lernen, wie man eine Kamera benutzt, Film entwickelt und druckt. Ich habe damals für das Thrasher Magazine, eine der einflussreichsten Publikationen im Skateboarding, gearbeitet. Ich war völlig in die Szene eingetaucht: Wir lebten mit nichts und haben uns nur auf den Moment konzentriert. Die Energie und Kreativität des Skateboardens und Surfens und der damit verbundene Lebensstil inspirierten mich. Ich liebe die Intensität und Rauheit des Skateboardens, und ich glaube, das hat sich auch auf meine Arbeit als Fotografin übertragen. Mein Stil wurde von dem Wunsch geprägt, die Authentizität meiner Motive einzufangen, und ich glaube, das ist es, was die Menschen an meinen Arbeiten fasziniert.

MPB: Seitdem bist du in die Musikindustrie eingetaucht und hast alles geshootet, vom Albumcover über die Regie bei Musikvideos bis hin zu Tourneen. Was war dein Einstieg in die Musikszene?
LB: Musik hat schon immer einen großen Teil meines Lebens ausgemacht. Ich habe angefangen, Live-Musik aufzunehmen, damit ich bei Konzerten etwas zu tun habe. Das Dokumentieren dieser Auftritte half mir, präsent zu bleiben und mich als Teil des Ganzen zu fühlen. Meine Arbeit ging weit über meine Freund:innen in der Skateboarding-Szene hinaus und umfasste verschiedene Genres, darunter Musik, Mode und Porträts. Und bis zum heutigen Tag sind meine Kameras wie ein Schutzschild. Sie geben mir ein Gefühl der Sicherheit und verankern mich im gegenwärtigen Moment. Ich habe meine Fotografien auch in Galerien auf der Miami Art Basel ausgestellt und kürzlich einen Abzug bei einer Auktion bei Sotheby's als Teil einer von Nadya von der Band Pussy Riot kuratierten Sammlung verkauft.

Katie Gavin, Josette Maskin und Naomi McPherson von MUNA | Nikon D810 | Nikon Nikkor Z 24-70mm f/2.8 S | 58mm | f/8 | 1/160 | ISO 200
MPB: Du hast vor kurzem Zuri Marley für das Cover des Ladygunn Magazine fotografiert. Kannst du über diese Erfahrung sprechen?
LB: Es war toll! Mein Vater war ein großer Fan von Bob Marley und Ziggy Marley, und das bin ich auch. Ich bin jetzt auch ein großer Zuri Marley Fan. Sie war so offen, so warmherzig und freundlich und so ein tolles Model. Wir hatten so viel Spaß. Die Hairstylistin und die Visagistin waren beide sehr talentiert. Phil, der Chefredakteur von Ladygunn, ist ein genialer Kreativer, der uns alle für das Konzept begeistern konnte. Er führt gut Regie und lässt uns gleichzeitig unsere eigene kreative Freiheit und Raum für eigene Ideen. Die Zusammenarbeit mit ihm erfüllt mich immer.

Zuri Marley | Nikon D40X | Nikon AF-S DX Nikkor 18-135mm f/3.5-5.6G IF-ED | 24mm | f/4 | 1/60 | ISO 200
MPB: Wie gehst du an ein Fotoshooting heran? Wie sieht dein kreativer Prozess aus?
LB: Jedes Shooting ist anders. Manche sind locker und spontan, andere sind geplant und strategisch angelegt. Nehmen wir an, das Shooting ist für eine Zeitschrift oder kommerzielle Kund:innen. Manchmal entwickle ich das Konzept und manchmal nehme ich die kreativen Anweisungen der Kund:innen entgegen. Die Inspiration kann aus verschiedenen Quellen wie Musik, Kunst, Natur und persönlichen Erfahrungen stammen. Bei kommerziellen Kund:innen sind Recherchen notwendig, um sicherzustellen, dass ich sie und ihre Marke verstehe, bevor ich mit dem Auftrag beginne.
Planung und Vorproduktion: In dieser Phase geht es um logistische Vorbereitungen wie die Auswahl von Drehorten, die Suche nach geeigneten Schauplätzen und die Beschaffung der erforderlichen Ausrüstung. Ich liebe die Zusammenarbeit. Manchmal mit einer Produzentin oder direkt mit Stylist:innen und Visagist:innen. Ich muss den Umfang und die Anforderungen des Drehs bestimmen und dann entscheiden, wen und was ich brauche, um den Auftrag zu erfüllen. Zur Vorproduktion kann auch ein Storyboard oder ein Moodboard gehören, um die gewünschte Ästhetik zu visualisieren.
Ausführung und Shooting: Sobald die Vorproduktion abgeschlossen ist, findet das eigentliche Shooting statt. Dies ist der spaßige Teil, bei dem ich mein Team unterstützen und meine Erfahrung und künstlerische Vision nutzen kann, um Bilder zu machen, die dem Konzept der Kund:innen (oder meinem eigenen) entsprechen. Wenn ich Glück habe, kann ich mit verschiedenen Blickwinkeln, Beleuchtungstechniken und Kompositionen experimentieren, um die Vision zum Leben zu erwecken. In dieser Phase ist auch die Zusammenarbeit mit Modellen, Personen oder Bands erforderlich, um ein erfolgreiches Shooting zu gewährleisten, vor allem, wenn es um ein Albumcover geht.
Nachbearbeitung und Aufbereitung: Nach dem Shooting überprüfe ich die Bilder und erstelle eine Zusammenstellung der besten Aufnahmen, die mit der kreativen Vision der Kund:innen übereinstimmen. Die Nachbearbeitung und der Schnitt spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der endgültigen Bilder. Dieser Schritt kann Farbkorrekturen, Retuschen, Belichtungsanpassungen und das Hinzufügen von Effekten umfassen. Mein Bearbeitungsstil kann zur Gesamtästhetik des Projekts beitragen.
Präsentation und Veröffentlichung: Sobald die Bearbeitung und Lieferung abgeschlossen ist, entscheiden die Kund:innen in der Regel, wie das Werk präsentiert werden soll.

Nikon D750 | Nikon Nikkor Z 24-70mm f/2.8 S | 62mm | f/11 | 1/200 | ISO 200
MPB: Du hast erwähnt, dass du viele Kameras für verschiedene Zwecke besitzt. Was ist deine bevorzugte Kameraausrüstung?
LB: Meine bevorzugte Ausrüstung war lange Zeit eine Nikon D750 oder Nikon D850 mit einem Nikon 24-70mm f/2.8. Aber in letzter Zeit bin ich meinen Fuji-Kameras sehr zugetan. Ich mag die Fujifilm GFX 100S im Mittelformat, mit der ich kürzlich einen Jaguar-Auftrag fotografiert habe. Ich liebe die Leica Q2, und ich habe mich bei MPB nach einer solchen Kamera umgesehen. Ich liebe alle Leicas.

MPB: Hast du eine Kamera, die dir am meisten Spaß macht? Oder eine gebrauchte Kamera, auf die du ein Auge geworfen hast, um deine Sammlung zu erweitern?
LB: Für mich geht es nur um den Moment. Obwohl ich es liebe, zu kontrollieren, wie das Bild aussieht, liebe ich eine gute, altmodische Point-and-Shoot-Kamera. Allerdings macht mir die Kamera am meisten Spaß, die ich zu einem bestimmten Zeitpunkt noch nicht aus der Hand gegeben habe. Ich mag es, zu variieren. Ich versuche, mich von der Vorstellung zu lösen, dass ich nur mit einer bestimmten Kamera gut in meinem Job sein kann. Es ist aber definitiv hilfreich, die richtige Kamera für die richtige Aufgabe zu haben. Ich mache Unterwasseraufnahmen, und wenn ich nicht die richtige Kamera hätte, könnte ich nicht die Bilder machen, die ich will. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass Fotograf:innen sehr viel Geld ausgeben müssen, um großartige Bilder zu machen.

Nikon D750 | Nikon Nikkor Z 24-70mm f/2.8 S | 24 mm | f/3.5 | 1/200 | ISO 200
MPB: Wie bleibst du in einer so geschäftigen Branche inspiriert und motiviert, neue Inhalte zu erstellen?
LB: Das ist eine gute Frage. Ich bin so dankbar, dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ich habe das Glück, als Fotografin zu arbeiten, und allein das Wissen darum motiviert mich, etwas zu schaffen. Ich lasse mich von den Menschen inspirieren, die ich kenne und treffe, und von meiner Neugierde auf sie.
MPB: Was ist der beste Ratschlag, den du je über Fotografie erhalten hast?
LB: Ich habe als Praktikantin mit einem Fotografen zusammengearbeitet. Ich hab mir seinen Rat für ein Shooting eingeholt, vor dem ich nervös war. Ich habe ihm gesagt, dass ich seine Aufnahmen von OutKast liebe, und ihn nach Informationen ausgefragt. Er hielt inne und sagte: "Was auch immer du tust, versuche nicht, ich zu sein. Du hast dein eigenes Ding am Laufen." Es hat zwar lange gedauert, bis ich das begriffen habe, aber das hat mich wirklich beeindruckt. Ich bin die einzige Person, die meine Perspektive mit der Welt teilen kann, und ich liebe es, das zu tun. Und es gibt nur eine Person, die deine Perspektive teilen kann, und das bist du.

Danke, Lindsey. Unter @lindseybyrnes kannst du mehr von ihrer Arbeit sehen, und wenn du dich für Musik- und Konzertfotografie interessiert, lies gerne unser Interview mit Jill Furmanovsky.
Weitere inspirierende Interviews findest du auf dem MPB-Blog.