
Das Belichtungsdreieck: Blende, ISO und Verschlusszeit
Veröffentlicht am 12. Oktober 2021 von MPB
Als eines der wichtigsten Elemente der Fotografie ist es unerlässlich zu verstehen, wie das Belichtungsdreieck funktioniert. Wenn du nicht nur im Automatikmodus fotografierst, musst du wissen, wie du Blende, ISO und Verschlusszeit steuern kannst. Ganz gleich, ob du Anfänger:in bist und die Grundlagen erlernen möchtest oder als fortgeschrittene Person eine Auffrischung brauchst. Lies den folgenden Artikel, um zu erfahren, wie du das Belichtungsdreieck steuern kannst, um deine Fotografie und Videografie zu gestalten.

Was ist das Belichtungsdreieck?
In der Geschichte der Fotografie haben sich die grundlegenden Prinzipien für die Erstellung eines Bildes nicht allzu sehr verändert. Das Herzstück der Fotografie ist das Belichtungsdreieck, das aus drei Elementen besteht – Verschlusszeit, Objektivblende und Empfindlichkeit des Films/Digitalsensors (ISO) –, die zusammenwirken, um die Belichtung zu steuern. Jedes Digitalfoto oder -video entsteht dadurch, dass der Sensor der Kamera dem Licht ausgesetzt wird und wie er das Licht interpretiert, weshalb wir das von der Kamera erzeugte Bild als Belichtung bezeichnen.

Wenn du im manuellen Modus eine dieser Einstellungen änderst, musst du eine – oder beide – der anderen ändern, um die gleiche Belichtung zu erhalten. Die Grafik des Belichtungsdreiecks veranschaulicht die Beziehung zwischen diesen drei Faktoren. Andere Modi, die man oft auf dem Einstellrad der Kamera findet, erlauben es dir, einen oder zwei Faktoren zu steuern, während die Kamera den Rest erledigt.
Verschlusszeit

Die Verschlusszeit bzw. Belichtungszeit ist die Zeitspanne, in der sich der Verschluss deiner Kamera öffnet und schließt. Sie gibt an, wie lange das Licht den Sensor erreicht, gemessen in Bruchteilen einer Sekunde. Wenn sich der Verschluss langsam öffnet und schließt, müssen sowohl das Motiv als auch die Kamera stillstehen, sonst wirkt das Bild unscharf. Je schneller sich dein Motiv bewegt, desto kürzer sollte deine Verschlusszeit sein.

Bei DSLR-Kameras von Canon und Nikon wird die Verschlusszeit über einen physischen Verschluss gesteuert. Bei spiegellosen Systemkameras von Sony, Fujifilm und Panasonic – und auch bei spiegellosen Modellen von Canon und Nikon – steuert ein elektronischer Verschluss die Zeit, in der das Licht den Sensor erreicht. Da bei spiegellosen Kameras die Zeit, die ein mechanischer Verschluss benötigt, wegfällt, kannst du mit einer spiegellosen Kamera oft viel längere Verschlusszeiten erreichen als mit einer DSLR. In jedem Fall handelt es sich um eine Verschlusszeit.

Foto von Nicholas Römmelt
Je kürzer die Verschlusszeit ist, desto unbeweglicher erscheinen die Motive. Verschlusszeiten, die kürzer als 1/1000 Sekunde sind, reichen in der Regel aus, um Wildtiere und Sport zu fotografieren. Allerdings musst du den ISO-Wert erhöhen oder die Blende vergrößern, um die geringere Lichtmenge zu kompensieren, die aufgenommen wird. Du kannst die Verschlusszeit auch verlängern, wenn du Szenen mit wenig Licht und wenig Bewegung aufnehmen willst, z. B. bei der Astrofotografie. Aber bei dieser Art von Bildern solltest du sicherstellen, dass deine Kamera auf einem Stativ steht, damit sie nicht durch deine Hände bewegt wird. Du musst nicht nur die Bewegung deines Motivs berücksichtigen, sondern auch die Bewegung deiner Kamera.
Die Verschlusszeit wirkt sich auch auf Videos aus und sollte nicht mit der Bildrate verwechselt werden. Deine Videokamera nimmt eine bestimmte Anzahl von Bildern pro Sekunde auf - deine Bildrate (Framerate) - und deine Verschlusszeit bestimmt, wie lange jedes Bild belichtet wird. Damit die Bewegungen in deinem Video möglichst natürlich aussehen, sollte die Verschlusszeit etwa auf das Doppelte der Bildrate eingestellt sein. Wenn du also mit 24 Bildern pro Sekunde (FPS) aufnimmst, sollte deine Verschlusszeit etwa 1/48 Sekunde betragen. Bei 50 FPS ist eine 1/100stel am besten. Bei 120 FPS: 1/240. Und so weiter.
Blende

Die Blende ist die einstellbare Öffnung im Inneren deines Objektivs. Sie ermöglicht die Kontrolle darüber, wie viel Licht deinen Sensor erreicht, basierend auf ihrer Größe, die in Blendenwerten gemessen wird.

Je größer die Zahl, desto kleiner die Blende und desto weniger Licht trifft auf den Sensor. Und andersherum. Das Ändern der Blende ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Steuerung der Schärfentiefe.

Foto von Anna Fichtner
Die Schärfentiefe bezieht sich auf den Abstand zwischen dem nächstgelegenen und dem am weitesten entfernten Objekt, das in einem beliebigen Bild akzeptabel scharf abgebildet wird. Eine geringe Schärfentiefe ist perfekt für weichgezeichnete Hintergründe und ein cremiges Bokeh. Eine größere Schärfentiefe bedeutet, dass ein größerer Teil des Bildes im Fokus ist.

Wenn die Blende deines Objektivs recht weit eingestellt ist, z. B. auf f/1,2, ist dein Motiv zwar scharf, aber der Hintergrund ist völlig unscharf. Eine größere Blendenöffnung eignet sich besonders gut für Porträt-, Makro- und Produktfotografie sowie für intime Aufnahmen beim Filmen von Videos. Kleinere Blenden werden am besten verwendet, wenn sowohl das Motiv als auch die Umgebung scharf bleiben sollen.

Foto von Oliver Kerner
Auch hier bedeutet eine kleinere Blende, dass weniger Licht den Sensor erreicht. Wenn du also mit f/12 fotografieren willst, musst du einen hellen Aufnahmeort wählen, die Verschlusszeit verlängern oder den ISO-Wert erhöhen.
ISO

Während Blende und Verschlusszeit die Lichtmenge steuern, die den Sensor erreicht, regelt der ISO-Wert, wie der Sensor das Licht interpretiert. So kannst du deine Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen einfach heller machen. Je höher die ISO-Zahl, desto lichtempfindlicher ist der Sensor, aber desto größer ist auch das Risiko eines verrauschten Bildes. Es ist ein Balanceakt.
Je höher der ISO-Wert ist, desto weniger Licht wird benötigt, um das Bild zu belichten - und umgekehrt. Wenn du zum Beispiel den ISO-Wert von 800 auf 400 halbierst, brauchst du doppelt so viel Licht, um dein Bild richtig zu belichten.

Foto von francesco lopazio
Du kannst also den ISO-Wert verwenden, um die Belichtung aufzuhellen oder abzudunkeln, insbesondere wenn du durch die Verschlusszeit und die Blende, die du verwenden möchtest, eingeschränkt bist.

Bei Landschaftsaufnahmen reduziert ein niedriger ISO-Wert von 50-200 das Rauschen. Aufgrund der längeren Belichtungszeiten brauchst du aber wahrscheinlich ein Stativ. Bei Sportaufnahmen kannst du mit ISO-Werten zwischen 200 und 6.400 kurze Verschlusszeiten verwenden, um die Action einzufangen - und ein wenig Rauschen ist im Allgemeinen in Ordnung. Bei der Astrofotografie kannst du den ISO-Wert auf 800 bis 1.600 erhöhen, um die Sterne optimal einzufangen, und die Verschlusszeit etwas verkürzen. Und schließlich kann man mit ultrahohen ISO-Werten von 51.200 und mehr, die manchmal bei Vollformatkameras zu finden sind, sogar Dinge im Dunkeln aufnehmen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann.
Probieren geht über Studieren
Der Umgang mit einer Kamera ist eine Kunstform und erfordert viel Geduld, Übung und Ausprobieren. Wenn du aber verstehst, wie das Belichtungsdreieck funktioniert, und dein Wissen in die Praxis umsetzt, hast du eine viel größere kreative Kontrolle über dein visuelles Storytelling. Versuche also, die Automatik auszuschalten und viel Zeit damit zu verbringen, mit Blende, ISO und Verschlusszeit zu spielen.
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