
Porträtfotografie im Mittelformat mit der Fujifilm GFX50S
Veröffentlicht am 4. Dezember 2025 von MPB
Der erfahrene Porträtfotograf Del Francis hatte 2021 einige Projekte am Start, für die er eine Mittelformatkamera brauchte. Um ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen, haben wir ihm eine Fujifilm GFX50S mit den Objektiven Fujifilm GF 32-64mm f/4 R LM WR und Fujifilm GF 120mm f/4 R LM OIS WR geliehen. Lies weiter, um mehr über seine Arbeit zu erfahren und herauszufinden, wie er mit unserer Ausrüstung zurechtkam.
Gleich am Anfang fiel mir auf, wie kompakt die Fujifilm GFX 50S für eine Mittelformatkamera war. Mit dem Fujifilm GF 32-64mm f/4 R LM WR-Zoomobjektiv ist sie kaum größer als meine Canon EOS 5DS. Das Gehäuse und die Objektive sind hochwertig und solide verarbeitet, was der gesamten Kamera-Objektiv-Kombination ein robustes Gefühl verlieh. Der elektronische Sucher war zunächst etwas ungewöhnlich, da ich noch nie einen benutzt hatte. Dennoch war ich gespannt darauf, wie er sich in der Praxis bewähren würde und wie groß der Unterschied zu einem optischen Sucher wirklich ist. Der elektronische Sucher trägt definitiv zur Kompaktheit des Gehäuses bei, weil dadurch im Gegensatz zu einer herkömmlichen DSLR-Kamera kein komplexes Spiegelsystem mit Dämpfungsvorrichtungen und Prisma notwendig ist.
Direkt nach dem Einschalten schaute ich zum ersten Mal durch den Sucher, während ich die Kamera schwenkte. Der Sucher ist hell und bietet viel Kontrast und Detailreichtum. Am stärksten bemerkt man den elektronischen Sucher, wenn man die Kamera schwenkt. Dabei kann es zu einem sehr leichten Flackern kommen, während das System das Bild aktualisiert. Der Akkuverbrauch machte mir Sorgen, aber zum Glück hatte mir MPB einen zweiten Akku als Backup geschickt.
Das Design der Kamera ist sehr klassisch und erinnert an traditionelle 35-mm-Spiegelreflexkameras mit einem Verschlusszeitenrad, einem Auslöser und einem Info-LCD-Panel oben rechts. Auf der linken Seite befindet sich das ISO-Rad, das von 100 bis 12.800 reicht. Mehr braucht man im Grunde nicht, um mit dem Fotografieren loszulegen! Ich habe relativ große Hände und die Kamera liegt leicht in der Hand. Sie wiegt ungefähr so viel wie meine Canon EOS 5DS, einschließlich Akkusatz. Und da das Kameradesign allgemein recht schlicht gehalten ist und über Drehregler gesteuert wird, musste ich mich nicht erst mit Multifunktionsmenüs oder Unterordnern vertraut machen, um die Kamera bedienen zu können.
Der Sensor der GFX50S ist größer als der meiner Canon und außerdem quadratischer. Er erinnert mich leicht an das 6 x 7 cm Filmformat, das ich von Zeit zu Zeit für analoge Bilder verwende. Da beide Kameras ca. 51 Megapixel haben, liegt die Vermutung nahe, dass der Dynamikumfang der Fujifilm möglicherweise auf eine höhere Pixelgröße zurückzuführen ist.
Auf der Rückseite der Kamera befindet sich das übliche hochauflösende Display, und ich war angenehm überrascht von seiner Beweglichkeit. So kann man sich die Vorschaubilder ansehen, ohne sich selbst oder die Kamera neu ausrichten zu müssen, was beispielsweise beim Fotografieren aus ungewöhnlichen Winkel von Vorteil ist – oder wenn die Kamera auf einem Stativ steht. Die Steuerung zur Nutzung des Displays ist ebenfalls sehr einfach. Wenn ein Dinosaurier wie ich es schon nach wenigen Minuten bedienen kann, dann kann es jede:r!
Die Bilder sind außergewöhnlich detailliert und mit feinen bis mäßigen Kontrasten, was an der sehr hohen Pixeldichte des Displays liegt. Im Vergleich zu einigen anderen Kameras wirkt das Display vielleicht etwas kontrastärmer, die Bildwiedergabe ist allerdings ausgewogen und relativ genau. Im Durchschnitt sind die meisten der endgültigen RAW-Bilder vor der Verarbeitung zu Standard-TIFF-Dateien etwa 160–170 MB groß. Technische Daten und Zahlen sind jedoch nicht das einzige Lebenselixier einer Kamera, und man entwickelt zu seiner Ausrüstung erst dann eine besondere Verbindung, wenn man sie draußen oder im Studio nutzt.

Mein erstes Porträt mit der GFX50S war Teil eines laufenden Projekts über berühmte „Roadies“, die sich um den Auf- und Abbau der Bühne bei Livekonzerten berühmter Künstler:innen kümmern. Sie installieren Traversen, Bühnen- und Beleuchtungssysteme an den ausgefallensten Orten und sind meiner Meinung nach nicht nur faszinierende Persönlichkeiten, sondern auch selbst große Künstler:innen.
Dieses Bild habe ich mit dem Fujifilm GF 120mm f/4 R LM OIS WR mit einer Verschlusszeit von 1/125 Sekunden, Blitzsynchronisation, einer Blendenöffnung von f/10 und ISO 100 aufgenommen. Das Ergebnis war eine vollformatige RAW-Datei. Die Kamera war dabei auf einem großen, stabilen Gitzo-Stativ montiert. Wir hatten im Freien ein Pop-up-Studio errichtet, wo wir von hinten mit abgeschirmter, gerichteter Beleuchtung und von vorne rechts mit zwei gegenüberliegenden High-Key-Softboxen arbeiteten. Außerdem sorgte das von rechts kommende Sonnenlicht auf dem Gesicht für schöne Highlights. Der mittelgraue Hintergrund war etwa 3,3 Meter groß, da wir die Beleuchtung und Vignettierung genau steuern wollten. Die Verwendung eines kurzen Teleobjektivs über die Makrofunktion hat dabei für eine schöne Komprimierung der Gesichtszüge und ein ausgewogenes und realistisches Verhältnis zum Körper gesorgt.
Abgesehen von kleineren Farb- und Kontrastkorrekturen, bearbeite ich meine Bilder in der Regel kaum nach. Ich versuche, das bestmögliche Bild direkt mit der Kamera zu erzielen, damit mir die Bildbearbeitung später leichter fällt und die Bildqualität erhalten bleibt. Ich war sehr beeindruckt von der Qualität des Objektivs, der Schärfe des Bildes, dem ausgewogenen Kontrast und der Tatsache, dass alle Details des Motivs erhalten blieben. Ich habe bei diesem Bild keine zusätzliche Schärfekorrektur vorgenommen – und das war auch gar nicht nötig.
Bevor mir MPB die Kamera schickte, wurde ich gefragt, ob ich auch eine Aufnahme machen könnte, die die Kamera ein wenig an ihre Grenzen bringt. Da ich weder Fallschirmspringen, noch Tauchen oder Höhlenforschung betreibe, musste ich kurz überlegen. Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Kollegen über die Idee gesprochen, Menschen während der COVID-19-Beschränkungen in der London Underground zu fotografieren – eine Art sozialdokumentarische Bilderserie in beengter Umgebung. Zur Umsetzung dieser Idee ist es nie gekommen, aber ich dachte mir: „Besser spät als nie!“ Ich sprach also mit dem Personal einer belebten Londoner U-Bahn-Station und durfte schließlich ganz diskret, ohne Blitz und Beleuchtung einige Fotos machen. Dabei entstand das folgende Bild zweier Menschen, die sich in einer Ecke unterhalten, während ein:e Pendler:in in Richtung Bahnsteig läuft.

Ich möchte ergänzend erwähnen, dass die Londoner U-Bahnhöfe ziemlich schwach beleuchtet sind und unbeleuchtete Bereiche schnell in Schatten übergehen. Am Anfang dachte ich, dass ich mindestens eine Verschlusszeit von 1/60 oder 1/125 Sekunden benötigen würde, um ohne allzu viel Bewegungsunschärfe einigermaßen scharfe Bilder zu erhalten. Ich prüfte also vorab die Lichtverhältnisse und stellte fest, dass sie noch viel schlechter waren als erwartet. Dieses Setting war also perfekt, um die gute ISO-Performance der Kamera auf Herz und Nieren zu testen.
Das obige Bild habe ich mit dem Fujifilm GF 32-64mm f/4 R LM WR bei ISO 10.000, 1/125 und f/5 im RAW-Format aufgenommen. Durch den hohen ISO-Wert wirkt das Bild ungeheuer grafisch und rauscharm – fast schon wie eine Bleistiftzeichnung. Und aufgrund der seltsamen Mischung aus olivgrüner und magentafarbener Neon- und Wolframbeleuchtung, ist es am besten als Schwarz-Weiß-Bild geeignet. Besonders gut gefällt mir die Atmosphäre, die dieses Bild vermittelt. Der seltsame Spiegel in der Mitte lenkt das Auge von der Person links zu dem Paar auf der rechten Seite, dann zum Spiegel und wieder zurück.
Das nächste Bild könnte kaum unterschiedlicher sein. Es entstand in einem großen Kraftwerk und zeigt einen der jüngsten Ingenieure Großbritanniens, der alle komplexen technischen Systeme überwacht. In dieser Umgebung war ich mit Lichtreflexionen aller Art konfrontiert – von Tageslicht über Leuchtstofflampen, Quecksilberdampflampen und Glühlampen bis hin zu hochintensiven LEDs! Wir mussten einen Großteil der Lichter ausschalten und stattdessen mit einem Blitz arbeiten, oder Filterfolien verwenden. Um der Szene mehr Dimension und Fülle zu verleihen, fügten wir auch einige Lichtquellen hinzu. Das Motiv wurde von hinter der Kamera und rechts von der Kamera etwas erhöht angebrachten Softboxen ausgeleuchtet, und ich habe das Bild auf der linken Seite zusätzlich aufgehellt. Wegen der Mischung aus Umgebungslicht und Blitz musste ich eine langsame Verschlusszeit von 1/13 bei f/13 im Weitwinkel verwenden. Die Brennweiteneinstellung betrug, wie beim vorherigen Bild, knapp 40 mm und der ISO-Wert 400. Da die Kamera in etwa 1,80 m Höhe auf einem Stativ platziert war, war das neigbare Display sehr hilfreich. Auch der Sensor und der große Dynamikumfang der GFX50S boten bei diesen Aufnahmen den Vorteil, dass ich mit der Kamera so viele Details wie möglich aus den Schatten herausholen konnte. Von den Ergebnissen war ich sehr beeindruckt.

Für meine letzte Bildserie mit der Fujifilm GFX50S habe ich sowohl Ingenieur:innen als auch Klinikpersonal fotografiert. Die Aufnahmen sind Teil meines laufenden dreijährigen Projekts Portraits to a Life of Dedication in einem der größten Krankenhäuser Europas, dem St George’s NHS Trust in London.

Die nachfolgenden Bilder entstanden in einem Pop-up-Studio im Londoner St George's Hospital. Aufgrund von Hygiene- und Sicherheitsvorschriften konnten wir die Personen zum damaligen Zeitpunkt leider nicht direkt an ihren Arbeitsplätzen fotografieren. Mit den Ergebnissen bin ich aber dennoch sehr zufrieden. Sämtliche Bilder wurden in voller Auflösung im RAW-Format bei ISO 100, f/11 und mit 1/125 Sekunden aufgenommen. Für die Beleuchtung haben wir große Softbox-Blitzgeräte mit zusätzlichen Keylights verwendet, um den Kontrast und die Plastizität der Motive zu verstärken.

Bei der Aufnahme stellten wir fest, dass sich der Akku aufgrund des elektronischen Suchers der Kamera nach ein paar Stunden ziemlich schnell entlud und wir zwischen dem Kameraakku und dem Ersatzakku hin und her wechseln mussten (wobei wir darauf achteten, dass einer der beiden Akkus immer vollständig geladen war). Das ist zwar grundsätzlich kein Problem, ich würde aber dringend empfehlen, mindestens einen, oder am besten zwei Ersatzakkus für die Fujifilm GFX50S dabei zu haben.

Da alle Aufnahmen in Innenräumen gemacht wurden und wir die Beleuchtung genau steuern konnten, lieferte die GFX50S hervorragende Bilder. Insgesamt ist dieses Modell eine großartige Kamera, die ich ehrlich gesagt auch für den High-End-Einsatz empfehlen würde. Sie ist robust und mit ihren analogen Drehschaltern einfach zu bedienen, was für mich in schwierigen Aufnahmeumgebungen ein großer Vorteil ist, da ich mich nicht mit kleinen Tasten herumschlagen oder durch Menüs scrollen muss. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Fujifilm die Blendensteuerung am Objektiv platziert hat, wo sie meiner Meinung nach auch hingehört. Die GFX50S ist also wirklich eine tolle Kamera, und ich war traurig, als ich sie wieder zurückgeben musste!
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