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A person standing on an large rock outcropping with a light as the milky way galaxy can be seen behind them

MPB trifft: Astrofotograf Nicholas Römmelt

Veröffentlicht am 4. Juni 2025 von MPB

Seit über zwanzig Jahren fotografiert Nicholas Römmelt den Nachthimmel von den Gipfeln der Alpen aus. Für seine Astrofotografie hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Astronomy Photographer of the Year Award und den Sony World Photography Award. Sein 2017 erschienenes Fotobuch „Sternbilder: Die Alpen bei Nacht“ ist inzwischen in zweiter Auflage erhältlich.

Nicholas Römmelts eindrucksvolle Aufnahmen zeigen oft eine einzelne Person, die eine kleine Taschenlampe in die Dunkelheit hält. Umgeben von atemberaubenden Berglandschaften und sternenklarem Himmel vermitteln die Bilder ein Gefühl für die endlosen Weiten des Weltalls. Die Figur, die allein auf einem Felsen im Raum steht, dient dabei als hoffnungsvolles Symbol für das Leben.

In unserem Interview spricht Nicholas Römmelt über seinen Weg in die Astrofotografie und teilt seine Tipps und Ausrüstungsempfehlungen für den Einstieg mit uns.

Person, die mit einer Taschenlampe in der Hand auf einem großen Felsvorsprung steht. Dahinter die Milchstraße.

Canon EOS 1DX Mark II | Sigma 14mm f/1.8 DG HSM EF | 1/8 | f/2.8 | ISO 6400 

MPB: Wie bist du zur Astrofotografie gekommen?

NR: Die Sterne und der Nachthimmel faszinieren mich schon seit frühster Kindheit. Als kleiner Junge habe ich alles, was ich darüber finden konnte, regelrecht verschlungen. Zur Fotografie bin ich erst relativ spät (mit knapp 30) gekommen, aber weil ich quasi seit ich laufen kann in den Bergen unterwegs bin, lag die Astrofotografie in alpiner Umgebung für mich auf der Hand.

Der entscheidende Moment war aber wohl, als ich im Jahr 2003 ein Foto der Milchstraße sah. Da wusste ich, das muss ich auch versuchen! Aber damals hatte noch fast niemand in Europa wirklich Erfahrung mit digitalen Aufnahmen der Milchstraße und es gab keine Tutorials oder Workshops zu diesem Thema. Dorthin zu kommen, wo ich heute bin, war also ein langer und steiniger Weg.

Person, die umgeben von Bergen und der Milchstraße mit einer Taschenlampe neben einem orangefarbenen Zelt steht, das ebenfalls beleuchtet ist.

Nicholas Römmelt | Canon EOS 6D | Canon EF 50mm f/1.4 USM | 57 sec | f/4 | ISO 6400

MPB: Wie würdest du deine Arbeitsweise beschreiben?

NR: Ich liebe die Panoramafotografie, besonders bei Nacht. So kann ich einfach mehr von dem gigantischen Ausblick mit nach Hause bringen. Meine Bilder entstehen selten spontan. Meistens plane ich schon Wochen zuvor virtuell, wo ich fotografieren möchte, oder war bereits mehrfach vor Ort, um mir ein Bild zu verschaffen. Dann muss nur noch das Wetter mitspielen. 

Um die richtige Sternenkonstellation für die von mir geplanten Aufnahmen zu erwischen, habe ich oft nur sehr wenig Zeit. Nicht selten kann man das gewünschte Motiv nur wenige Tage im Jahr vor die Linse zu bekommen, und wenn dann das Wetter nicht auf deiner Seite ist, wandert das Projekt bis zur nächsten Gelegenheit in die Schublade. 

Natürlich kann man auch bequem von zu Hause aus mit einem Bildbearbeitungsprogramm die Milchstraße über eine Landschaft basteln, aber für mich ist das definitiv nicht dasselbe wie mich in freier Natur auf die Jagd nach dem perfekten Bild zu begeben. Mir geht es nicht darum, möglichst schnell Content zu erzeugen, um Likes zu generieren. Der Reiz liegt für mich darin, meine Vision in die Tat umzusetzen.

Atemberaubende Aurora Borealis mit blauen, limettengrünen, violetten und fliederfarbenen Nuancen, die zu einer Explosion von Licht und Farbe verschmelzen.

Nicholas Römmelt | Canon EOS R | Sigma 14mm f/1.8 DG HSM RF | 14mm | 1.6 sec | f/1.8 | ISO 6400 

MPB: Warum integrierst du menschliche Figuren in deine Astrofotografie?

NR: Meistens siehst du auf meinen Fotos meine Frau und Alpinpartnerin Christina. Ich bin nur auf dem Bild, wenn es ihr zu kalt wird und sie sich schon in ihren Schlafsack verkrochen hat! Spaß beiseite: Ich stehe lieber hinter der Kamera als davor. Außerdem ist Christina ausgesprochen gut darin, bei Dunkelheit auf einem exponierten Felsen knapp 2–15 Sekunden lang extrem still zu stehen, um mir ausreichend Zeit für die Belichtung zu geben.

Es geht mir vor allem darum, den Betrachter:innen zu vermitteln, wie es sich angefühlt hat, an einem bestimmten Punkt zu stehen und den Nachthimmel zu bestaunen. Ein Foto ist in erster Linie zweidimensional, und selbst das Betrachtungsmedium – wie beispielsweise ein Smartphone-Display – bringt die Dimensionen des gezeigten Bildausschnitts nicht wirklich zur Geltung.

Wenn man einen Menschen als Größenbezug mit ins Bild nimmt, entsteht schnell der richtige Eindruck von den Relationen. Außerdem kann man sich meiner Meinung nach leichter mit Personen identifizieren. So bleibt der Blick der Betrachter:innen in unserer schnelllebigen Zeit und bei der täglichen Bilderflut etwas länger hängen und sie beginnen, das Bild zu erkunden.

Mit meinen Bildern möchte ich zeigen, dass es da draußen etwas sehr Wertvolles gibt – und dass wir gerade auf dem besten Weg sind, es kaputt zu machen: Natur, die uns zum Staunen bringt und in der wir die Seele baumeln lassen, Dinge erleben und uns erden können. Wenn ich unter dem Sternenzelt stehe und darüber nachdenke, dass ich mit bloßem Auge nur die Sterne unserer Heimatgalaxie sehen kann, die einen Durchmesser von 100.000 Lichtjahren hat, komme ich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und werde mir meiner winzigen, unbedeutenden Rolle als Mensch bewusst.

Durch die zunehmende Lichtverschmutzung verlieren wir die Nacht. Millionen von Menschen haben noch nie die Milchstraße mit eigenen Augen gesehen, und was man nicht kennt, kann man auch nicht schützen.

Langzeitbelichtung auf einem Berggipfel mit einer Person, die eine Taschenlampe nach oben hält.  In der Ferne sind die Lichter der Stadt, die Sterne und die Galaxie zu sehen.

Nicholas Römmelt | Canon EOS R | 14mm f/1.8 DG HSM Art | 20 sec | f/2.8 | ISO 6400

MPB: Was sind für dich die größten Herausforderungen bei der Astrofotografie?

NR: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. In den letzten Jahren ist es immer mehr zum Trend geworden, den Himmel einfach mit Photoshop auszutauschen.

Dabei wird die Milchstraße aus Perspektive der südlichen Hemisphäre zum Beispiel über eine Landschaft in der nördlichen Hemisphäre gelegt – oder über Bilder, die tagsüber oder bei Dämmerung anstatt nachts gemacht wurden. So entstehen Mischkompositionen „fiktiver“ Landschaften, bei denen der richtige Moment nebensächlich ist.

Grundsätzlich ist dagegen ja nichts einzuwenden, aber leider werden solche künstlichen Bilder oft als Realität verkauft – und da hört für mich der Spaß auf.

Person, die in einem provisorischen Schneezelt im Schlafsack liegt. Am Himmel, die Milchstraße.

Nicholas Römmelt | Canon EOS R | Canon RF 15-35mm f/2.8 L IS | 20mm | 1/10 | f/2.8 | ISO 2500

MPB: Wie wichtig ist dir die richtige Kameraausrüstung für die Astrofotografie?

NR: Das richtige Equipment ist sicherlich ein wesentlicher Faktor, um professionell arbeiten zu können. Aber selbst das beste Equipment macht dich nicht unbedingt zu:r gute:n Fotograf:in. Sogar mit der einfachsten Kamera gelingen oft richtig gute Bilder.

Ich fotografiere schon immer mit Canon. Canon-Kameras sind Arbeitstiere, denen weder -25 °C im arktischen Wintersturm noch +50 °C in der Wüste etwas anhaben können.

Vor Kurzem habe ich fast meine komplette Canon DSLR-Ausrüstung gegen eine spiegellose Canon EOS R und Canon EOS R5 sowie einige Canon RF-Objektive eingetauscht. Der Umstieg auf spiegellose Kameras hat meine Arbeit erheblich erleichtert.

Porträt eines Berges mit hellrosa und blauen Sternen im Hintergrund.

Nicholas Römmelt | Canon EOS R | RF 15-35mm L IS USM | 26mm | 60 sec | f/4.0 | ISO 6400

MPB: Verrätst du uns, welche Ausrüstung für dich in der Astrofotografie unverzichtbar ist, und hast du bestimmte Tipps für den Einstieg?

NR: Für den Einstieg reichen eine beliebige DSLR- oder spiegellose Vollformatkamera, ein schnelles Weitwinkelobjektiv und ein wirklich stabiles Stativ völlig aus.

Ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn Leute tausende Euro in Equipment investieren und dann mit einem Stativ ankommen, das für das Gewicht absolut nicht geeignet ist. Für Langzeitbelichtungen, die länger als 15 Sekunden dauern, brauchst du ein gutes Stativ. Sonst ruiniert dir der kleinste Windstoß ein Bild nach dem anderen.

Wenn du schon etwas Erfahrung hast, kannst du mit einem kleinen Astro-Tracker die Erdrotation ein wenig „austricksen“ und deine Fotografie aufs nächste Level bringen.

Mein wichtigster Tipp ist aber, dich nicht zu sehr auf den technischen Aspekt der Fotografie zu konzentrieren, sondern die astronomischen Aspekte zu entdecken. Alles um uns herum läuft nach festen Regeln und in bestimmten Zyklen ab. Wenn du dich am Nachthimmel auskennst, fällt es dir leichter, das richtige Motiv zu finden.

Blick aus einer Höhle mit Eisstrukturen. Eine stehende Person mit einer Taschenlampe blickt auf eine bergige Landschaft und den hellen Sternenhimmel.

Nicholas Römmelt | Canon EOS R | Canon EF 16-35mm f/2.8 L III USM | 1 sec | f/2.8 | ISO 6400

MPB: Hast du ein Lieblingsbild oder einen Lieblingsort, von dem du uns mehr erzählen möchtest?

NR: Eigentlich gibt es für mich nicht den einen Lieblingsort. Ich bin von München nach Tirol gezogen (an einen relativ dunklen Ort) und habe damit viele Lieblingsorte ganz nahe bei mir. So kann ich direkt von der Haustür auf einen Berg steigen. Sonst befinden sich viele meiner Lieblingsorte im hohen Norden auf den Bergen Norwegens: Hier dreht es sich meist aber um die Mitternachtssonne im Sommer und das Polarlicht im Winter.


Möchtest du noch mehr zum Thema Astrofotografie erfahren? Auf dem MPB-Blog findest du Michael Pachecos Tipps und Tricks für die Astrofotografie, die besten Canon EF-Objektive für Astrofotografie und weitere spannende Interviews.

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