icon/midnight/@searchCreated with Sketch.
An expressive black-and-white photo of a person and a cow sitting together in a field.

MPB trifft: künstlerische Tierfotografin Yana Wernicke

Veröffentlicht am 11. Juni 2025 von MPB

Yana Wernickes Weg in die Tierfotografie führte von ersten Erinnerungsfotos an ihre Zeit im Wildlife Sanctuary in Kamerun über die renommierte Berliner Ostkreuzschule, die für ihre dokumentarische Tradition bekannt ist. Doch ihre Tierliebe und ihre Sehnsucht, in Realitäten einzutauchen, die die Nähe zum Tier spüren lassen oder den Tierkörper aus ungewöhnlichen Perspektiven zeigen, inspirierten sie zu einer Betrachtungsweise, die über die klassische Dokumentarfotografie hinausgeht.

Wir hatten die Gelegenheit, mit der Künstlerin über ihre Arbeit zu sprechen und neben wertvollen Tipps für den Einstieg in die künstlerische Tierfotografie, Einblicke in ihre Herangehensweise und Ausrüstung zu gewinnen.

Schwarz-Weiß-Foto einer menschlichen Hand, die sanft das Ohr eines Schweines berührt. Die Nahaufnahme hebt die Texturen des Fells, der Haut und der Kleidung hervor, wodurch eine intime Verbindung zwischen Mensch und Tier spürbar wird.

Yana Wernicke | Sony A7R IVA | Sony FE 55mm f/1.8 ZA | 55mm | f/5.6 | 1/250 | ISO 320

Jenseits der „Nutzung“: Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier im Fokus

Yanas Bilder entstehen oft auf Lebenshöfen, wo Tiere nach einem Leben in der industriellen Landwirtschaft ein neues Zuhause gefunden haben. Ihre Arbeiten lenken den Blick unter anderem auf Nutztiere wie Kühe und Schweine, die oft als anonyme Masse wahrgenommen werden: „Was mich bei sogenannten Nutztieren besonders fasziniert, ist das Körperliche – ihr Gewicht und ihre Masse“, erklärt Yana. „Aus der Verwertung und Vermarktung kennt man die Tiere ja oft zerstückelt, und ich finde diese Körper in echt einfach beeindruckend.“

Ein weiterer Aspekt, den Yana spannend findet, ist die innige Beziehung zwischen den Tieren und den Menschen, die sich um sie kümmern: „Ich liebe Tiere und träume oft davon, von Tieren umgeben zu sein und ihre Nähe zu spüren, aber da ich als Fotografin viel unterwegs bin, ist das eine Lebenssituation, die für mich nicht realistisch ist. Deshalb nutze ich meine Fotografie, um kurz in Realitäten einzutauchen, nach denen ich mich sehne oder die für mich irgendein inneres Bedürfnis erfüllen.“


Berührendes Schwarz-Weiß-Foto einer Person, die mit geschlossenen Augen an das Bein einer ruhenden Kuh gelehnt liegt. Die Szene strahlt eine tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier aus und der weiche Lichteinfall unterstreicht das Vertrauen zwischen den beiden Lebewesen.

Yana Wernicke | Sony A7R II | Sony FE 55mm f/1.8 ZA | 55mm | f/5 | 1/500 | ISO 100

„Einfach machen!“: Yanas Tipps für den Einstieg in die künstlerische Tierfotografie

Für Fotograf:innen, die sich selbst gerne einmal in der künstlerischen Tierfotografie versuchen möchten, hat Yana folgende Tipps:

Finde deinen eigenen Blickwinkel auf die Tierfotografie

Yana rät angehenden künstlerischen Tierfotograf:innen, zunächst dem eigenen Bauchgefühl zu folgen und sich die Frage nach dem „Warum“ zu stellen: „Aus künstlerischer Sicht ist es wichtig, sich erst einmal bewusst zu werden, welcher Aspekt eine:n an Tieren am meisten interessiert.“

Entwickle deine eigene Bildsprache

Für die Entwicklung einer eigenen Bildsprache empfiehlt Yana, sich von anderen Fotograf:innen inspirieren zu lassen und selbst viel zu fotografieren: „Die beste Methode, um herauszufinden, welche Bilder funktionieren, und einen eigenen Stil zu entwickeln, ist viel zu fotografieren.“

Konzentriere dich nicht zu sehr auf das Fotoequipment

Welche Ausrüstung für die Tierfotografie man am Anfang benutzt, ist für Yana eher nebensächlich: „Lass dich als angehende:r Fotograf:in nicht abschrecken, wenn du denkst, dass du noch nicht die perfekte Ausrüstung gefunden hast. Es gibt ganz tolle Arbeiten, die auf den billigsten oder skurrilsten Kameras entstanden sind. In erster Linie geht es bei der künstlerischen Tierfotografie ja um die eigene Sichtweise. Mein Tipp lautet also: Nimm erstmal, was du hast, leg einfach los, und sieh, wo die Reise hingeht.“

Gehe respektvoll mit Tierhalter:innen um

Im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Tierbesitzer:innen oder Betreiber:innen von Auffangstationen rät Yana: „Diese Menschen machen ihre Arbeit in der Regel ehrenamtlich und aus Leidenschaft. Man sollte also immer im Hinterkopf behalten, dass sie sehr viel zu tun und wenig Zeit haben und welchen Mehrwert man ihnen dafür bieten kann, dass man bei ihnen fotografieren darf – sei es, dass man ihnen die Bilder schenkt oder im Austausch ein paar Bilder für ihre Website macht.“

Eindrucksvolles Schwarz-Weiß-Foto einer Person, die in entspannter Haltung, umgeben von mehreren Gänsen, auf einer Wiese liegt. Die Aufnahme zeigt eine innige Verbindung zwischen Mensch und Tier.

Yana Wernicke | Sony A7R II | Sony FE 55mm f/1.8 ZA | 55mm | f/5.6 | 1/125 | ISO 640

Die Kunst des Porträts: Nähe und Intimität durch Schwarz-Weiß-Fotografie und natürliches Licht

Yanas Bildsprache ist von Nähe und Intimität geprägt. Um ihre Erlebnisse möglichst eindrucksvoll einzufangen und den Blick auf das Wesentliche zu lenken, inszeniert Yana nicht und setzt neben Schwarz-Weiß-Fotografie vor allem auf natürliches Tageslicht: „Für die Schwarz-Weiß-Fotografie habe ich mich hauptsächlich entschieden, weil das meiste bei mir im Wald oder auf der Wiese stattfindet und diese Massen an Grün die Bilder sonst sehr dominieren. Ich finde Schwarz-Weiß auch gerade in Bezug auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier schön, weil man das Körperliche so besser wahrnehmen kann und das Gefühl hat, irgendwie näher dran zu sein. Damit sich das Tier besser vom Hintergrund abhebt und nicht in der Wiese oder im Wald verschwindet, fotografiere ich gerne auch etwas offenblendiger. So kommen die Strukturen des Fells oder der Haut auch besser zur Geltung. Außerdem arbeite ich gerne mit einer leichten Unschärfe.“

Ansonsten geht Yana beim Fotografieren wenig strategisch vor. Ihre Fotos entstehen aus der jeweiligen Situation heraus und werden in der Regel nicht bearbeitet: „Ich bearbeite fast gar nicht nach, sondern nehme die Schwarz-Weiß-Bilder so, wie sie sind, und passe vielleicht ganz leicht die Belichtung oder den Kontrast an. Ich finde es auch vollkommen okay, wenn nicht jedes Bild perfekt ist, weil das Erlebte so noch authentischer wirkt.“

Emotionales Schwarz-Weiß-Foto, das zeigt zwei menschliche Hände zeigt, die sanft auf dem Bauch einer ruhenden Kuh liegen. Die Nahaufnahme betont die Struktur und Wärme des Fells sowie die weiche Berührung der Hände, wodurch eine tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier vermittelt wird.

Yana Wernicke | Sony A7R II | Sony FE 55mm f/1.8 ZA | 55mm | f/5 | 1/125 | ISO 100

Weniger ist mehr: Yanas Ausrüstung für die künstlerische Tierfotografie

Da Yana bei ihrer Arbeit mit Tieren viel unterwegs ist und viele Bilder – aber auch Videos – macht, hat sie sich für eine spiegellose Sony-Kamera entschieden, die schnell auslöst und einen guten Dynamikumfang für das Spiel mit Licht und Schatten bietet: „Früher habe ich immer mit einer Canon-Spiegelreflexkamera gearbeitet, aber seit ich auch Videos mache, bin ich auf eine Digitalkamera von Sony umgestiegen, die kleiner und handlicher ist und auch filmen kann.“ Die Bilder in diesem Artikel hat sie noch mit ihrer Sony A7R II aufgenommen, ist aber inzwischen auf die Sony A7R IV umgestiegen. Und weil sie sich am Set viel bewegt, um die Nähe zum Tier zu spüren und den richtigen Moment einzufangen, arbeitet Yana am liebsten mit einem Festbrennweitenobjektiv wie dem Sony FE 55mm f/1.8 ZA Sonnar T* oder ihrem aktuellen Sony FE 50mm f/2.5 G, das sie bei MPB gekauft hat.


Danke, Yana, für die spannenden Einblicke in deine Arbeit und deine Ratschläge. 

Wenn du mehr über Yana Wernicke und ihre Projekte erfahren möchtest, folge ihr auf Instagram (@yanawernicke).

Weitere Interviews zum Thema Tierfotografie findest du auf dem MPB-Blog.