
10 Tipps für Unterwasser-Modelfotografie
Veröffentlicht am 17. März 2025 von MPB
Du möchtest lernen, wie man Models unter Wasser fotografiert? Dann ist dieser Artikel genau richtig für dich. Der Unterwasserfotograf Konstantin Killer verrät dir 10 Tipps, wie du den Einstieg in die Unterwasserfotografie findest. Nun zu dir, Konstantin.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 24-70mm f/4 S | 24mm | f/13 | 1/200 sec | ISO 250
Models: Katrin Gray und Ariane Elena
Bereits in meiner Jugend habe ich unzählige Seemeilen an Bord von Sportsegelschiffen zurückgelegt, bevor ich im Jahr 2007 mit dem Tauchen begann. Tauchen und Fotografieren – aus zwei meiner Lieblingshobbys entwickelte sich schnell eine Leidenschaft. Bunte Korallen, wunderschöne Fische, spannende Unterwasserlandschaften und historische Wracks am Meeresboden haben meine Liebe zur Unterwasserfotografie noch mehr geweckt. Jedoch erst in Komposition mit Menschen unter Wasser war das gewünschte Bild für mich so richtig faszinierend. Somit führte mich mein Lebensweg zu einer ungewöhnlichen Fotografie-Richtung: Modelfotografie unter Wasser.
Besondere Belichtung, unerwartete Ideen, komplexe Planung und „je unmöglicher, desto besser“ ist meine Devise beim Unterwasser-Fotoshooting. Trotz sehr viel Vorbereitungsarbeit und aufwendigen Szenenaufbauten macht es mir enorm viel Spaß, eine ausgedachte Idee maximal gut in die Szene zu setzen. Mein wichtigster Reiz dabei ist jedoch, die natürliche Schönheit, die ausnahmslos in jedem Mensch vorhanden ist, zu finden und für die Ewigkeit bildlich festzuhalten.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/10 | 1/200 sec | ISO 400
Model: Vivien Bleile, Mallorca
Modelfotografie unter Wasser hat besonders in den letzten Jahren weltweit stark an Popularität gewonnen. Vor ca. zwölf Jahren habe ich noch vergebens nach Fachliteratur gesucht, die mir in der Modelfotografie unter Wasser Hilfestellungen geboten hätte. Mein Wissen habe ich mir über die Jahre durch Probieren, Reagieren, Reparieren und wieder Probieren angeeignet. Es folgten abenteuerliche Shootings in allen möglichen Tauchtürmen, Meeren und Ozeanen weltweit. Auch vor der Königsdisziplin, einem Shooting an einem versunkenen Wrack in großer Tiefe, machten wir natürlich keinen Halt. Besonders bei solchen komplexen Shootings ist ein Top-Team mit super Ausbildung an deiner Seite extrem wichtig.
Die Grundlage bei jedem Shooting ist eine detaillierte Koordination und Ablaufplanung sowie intensive Vorbereitung für jedes Teammitglied, um Chaos zu vermeiden. Die folgenden 10 Fragen und Antworten sollen dir den Einstieg in die Unterwasserfotografie erleichtern.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/11 | 1/200 sec | ISO 400
Models: Vanessa Ciomber und Konstantin Mauermann, Malta
1. Was muss das Model unter Wasser können?
Das Model sollte sich auf jeden Fall unter Wasser wohlfühlen, das Shooting genießen und posen, dabei jedoch nie die Sicherheit aus den Augen verlieren. Es klingt vielleicht einfach, ist jedoch ein wirklich harter Job.
2. Welches Model ist dafür geeignet?
Meine Erfahrungen aus vielen Jahren Unterwasser-Shootings haben gezeigt, dass vor allem Tänzer:innen eine sehr gute Körperbeherrschung haben und sich unter Wasser schneller zurechtfinden können. Es ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich, die meisten Models können nach einer Einarbeitungszeit wirklich tolle Leistungen abliefern. Es bleibt also für dich immer spannend!

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/6.3 | 1/100 sec | ISO 2000
Model: Katrin Gray, Location: Dive4Life, Siegburg
3. Welche Kleidung ist perfekt für Unterwasser-Shootings geeignet?
Nicht jedes Kleidungsstück, das über Wasser wunderschön aussieht, sitzt auch unter Wasser perfekt. Im Allgemeinen sind Kleider aus leichtem Tüllstoff mit vielen weit auslaufenden Elementen bestens für Unterwasser-Shootings geeignet.
4. Braucht man für Unterwasserfotografie externe Hilfe wie Sicherungstaucher:innen?
Das hängt ganz stark vom Shooting ab. Wenn die Situation mögliche Gefahren birgt, muss die Sicherung einbezogen werden. Sicherungstaucher:innen entwickeln ein feines Gespür und Zeitgefühl für die Situationen unter Wasser und können den Models in der Tiefe zuverlässig zur Seite stehen, ohne dabei das gewünschte Bild zu stören.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/11 | 1/200 sec | ISO 640
Model: Vanessa Ciomber, Location: Malta
5. Wie wichtig ist ein gutes Team?
Spätestens wenn du die ersten Erfahrungen mit Modelfotografie hinter dir hast, wirst du merken, dass für ein tolles Bild mehr benötigt wird als nur guter Willen und tolle Stimmung. Du brauchst ein tolles Team! Dazu gehören beispielsweise: Sicherungstaucher:in, Make-up-Artist:in, Modedesigner:in, Bodenpersonal, technische Betreuung, Koordinator:in und Videograf:in für die Making-of-Filme.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/14 | 1/250 sec | ISO 320
Model: Meike Rühl
6. Welche Fotoausrüstung wird für UW-Model-Fotografie benötigt?
Unterwasserfotografie ist so gut wie immer Fotografie bei geringem Licht. Es hat mich am Anfang tatsächlich zur Weißglut gebracht. Zu langsamer Fokus, schwache ISO, verrauschte und verwackelte Bilder haben mich immer wieder dazu gezwungen, meine Ausrüstung zu verbessern, bis ich bei meiner Nikon Z6 II als spiegellose Vollformatkamera gelandet bin. Dazu verwende ich meistens noch das Nikon AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED Objektiv.
Eine Vollformatkamera mit einer guten ISO-Leistung ist besonders in der Tiefe sehr wichtig. Weiterhin benötigst du ein hochwertiges Unterwassergehäuse für die Kamera, eine vergütete halbkugelförmige Glasscheibe vor dem Objektiv (Domeport genannt), ein Fisheye-Objektiv mit ca. 15-16mm Brennweite, Unterwasserblitze und Unterwasser-Sklavenblitze. Achte darauf, dass die Bauteile unbedingt aufeinander abgestimmt sein müssen und dass die Prüftiefe für Unterwassergehäuse je nach Bedarf bis 45 Meter, besser bis 90 Meter Tiefe betragen sollte.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/9.0 | 1/200 sec | ISO 1250
Model: Karina Diekmann, Sicherung: Alexandra Schmitt, Location: Dive4Life, Siegburg
7. Welche physikalischen Gesetze müssen berücksichtigt werden?
Wasser ist ein ganz anderes Medium mit viel größerer Dichte als Luft, daher müssen ein paar physikalische Gegebenheiten zwangsweise berücksichtigt werden:
Das wichtigste Gebot lautet: „Näher dran“ – denn jeder unnötige Zentimeter Abstand zum Model vernichtet Farben, Schärfe, Kontraste und führt unvermeidlich zu ungewollten Schwebeteilen. Ab 2,5 Meter Abstand zum Model verschwinden die Farben fast restlos. Fotoausrüstung, die schnell bis 15 kg wiegen kann, muss im Wasser ausbalanciert werden, um unerwünschten Auftrieb oder Abtrieb zu vermeiden. Objektive mit Brennweite über 50mm sind bei Modelfotografie unter Wasser so gut wie sinnlos. Die meisten Objektive, die dafür verwendet werden, befinden sich im Bereich von 15 bis 35mm Brennweite.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/8.0 | 1/160 sec | ISO 1000
Model: Karina Diekmann, Sicherung: Alexandra Schmitt, Location: Dive4Life
8. Kann man das Gefühl für den „perfekten“ Augenblick erlernen?
Die beste Technik bringt dir wenig, wenn dein Auge die schönen Augenblicke nicht rechtzeitig erkennen kann. Unter Wasser ist alles in Bewegung. Auch wenn das Model eine wunderschöne Pose gerade angenommen hat, dauert es meist nur eine Sekunde, bis dieser Augenblick bereits vorbei ist. Daher ist es wichtig, am Anfang der Bewegung die „fertige“ Pose frühzeitig zu erkennen und genau dann auszulösen, wenn genau dieser Augenblick gekommen ist.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 14-30mm f/4 S | 14mm | f/7.1 | 1/200 sec | ISO 500
Model: Katharina Palzer, Location: Dive4Life, Siegburg
9. Wie vermeidet man flache Bilder?
Die große Tendenz bei frisch gebackenen Unterwasser-Fotografen:innen ist der flache Bildaufbau. Als Fotograf:in ist man am Anfang meist durch viele gleichzeitig wirkende Reize überfordert. Abtauchen, Koordination von eigenem Körper und dem Fotoapparat unter Wasser, das Model richtig treffen und dabei die Position von Blitzen beachten und das alles möglichst mit einem Lächeln im Gesicht. Keine Angst, die Ruhe kommt mit der Erfahrung. Grundsätzlich muss man sich als Fotograf:in nicht nur Gedanken über den Vordergrund (das Model) machen, sondern auch den Hintergrund beachten. Ob das die Felsenwand im Hintergrund ist, ein Blitz, der die Oberfläche anleuchtet, Tücher, oder auch ein Wrack. Durch diese zusätzlichen Dimensionen im Hintergrund vermeidet man ein „flaches“, zweidimensionales Bild.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/20 | 1/200 sec | ISO 100
Model: Katrin Gray, Malediven
10. Ist Unterwasser-Modelfotografie auch mit kleinem Aufwand möglich?
Ja, ist es. In einem Outdoor-Pool mit 1,5 Meter Tiefe und Sonnenschein als Lichtquelle stehen dir viele Möglichkeiten offen. Finde die Position und den Kamerawinkel, in dem die Lichtstrahlen gut zu sehen sind. Platziere dein Model genau dort und schon hast du die besten Chancen ein großartiges Bild abzuliefern. Als Wasserschutz für deine Kamera kannst du dabei eine kostengünstige wasserdichte PVC-Tasche benutzen. Diese Lösung kann ich jedoch nur als Start in die Unterwasserfotografie empfehlen.

Nikon Z6 II | Nikkor Z 8-15mm f/3.5-4.5E | 15mm | f/9.0 | 1/200 sec | ISO 1250
Model: Karina Diekmann, Location: Dive4Life, Siegburg
Zusammengefasst kann ich heute sagen, dass die Unterwasser-Modelfotografie eine komplexe, aber sehr interessante Fotografie-Richtung ist, die wirklich viel vom gesamten Team abverlangt und Durchhaltevermögen sowie vollen Einsatz voraussetzt. Aber die Ergebnisse sind außergewöhnlich und stechen aus der Masse heraus. Daher kann ich allen nur empfehlen, diese Art der Fotografie zumindest einmal auszuprobieren. Mich persönlich hat es voll mitgerissen, vielleicht passiert das auch dir?
„Allein deine Phantasie setzt die Grenze des Möglichen.“
Vielen Dank für den Bericht, Konstantin. Du kannst mehr von Konstantins Arbeiten auf seiner Instagram-Seite @Killer_Konstantin und auf TikTok @Killer_Konstantin sehen.
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