
Leitfaden: 4 Tipps für Architekturfotografie
Veröffentlicht am 2. September 2022 von MPB
Du möchtest deine Architekurfotos verbessern oder bist grade am Beginn? Dann ist dieser Leitfaden genau das Richtige für dich. Die Architekturfotografin Stella Hacks verrät dir 4 Tipps für die Architekturbranche. Zu dir, Stella.

Bereits seit meiner Kindheit hat mich die Reiselust ergriffen. Über die vielen Reisen, insbesondere in Großstädte, bin ich zur Architekturfotografie gekommen. An der modernen Architektur reizt mich vor allen Dingen der „clean” und futuristische Look. Zudem finde ich es sehr interessant, wenn neben den klassischen symmetrischen Strukturen auch organische Formen Verwendung finden. Aus diesem Grund sind in diesem Bereich die Architekten Zaha Hadid und Santiago Calatrava meine Favoriten.

Neben Gebäuden fotografiere ich aber auch sehr gerne sogenannte Stadtbilder. Hier bin ich am liebsten zur Golden oder auch Blue Hour unterwegs, um die jeweilige Stadt zum besten Licht fotografieren zu können.


Die richtige Vorbereitung
Die richtige Planung spielt bei der Architekturfotografie eine große Rolle. Es muss recherchiert werden, wann die jeweiligen Gebäude zugänglich sind und ob zuvor eine Berechtigung eingeholt werden muss. In Miami beispielsweise, wollte ich die berühmte Installation „Elastika“ der Zaha Hadid Architekten besuchen.

In diesem Fall musste zuvor ein Termin ausgemacht werden, sonst hätte ich vor verschlossener Tür gestanden. Auch andere Gebäude, welche ich besucht habe, sind ohne spezielle Erlaubnis gar nicht mehr betretbar und das sollte auf jeden Fall beachtet werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil für mich ist Routen-basiertes Vorgehen, um möglichst effizient zu sein. Daher arbeite ich immer mit Google Maps und trage dort alle Fotolocations ein. Hiermit kann ich mir persönlich einen guten Überblick verschaffen und gerade auf Reisen die perfekte Route planen. Es gibt natürlich vor allen Dingen durch Social Media mittlerweile viele Möglichkeiten, sich vorab hinsichtlich Fotospots entsprechend inspirieren zu lassen.
Das passende Equipment
Das Equipment ist ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor. Für mich persönlich ist ein kompaktes Equipment ohne Qualitätseinbußen unumgänglich. Ich fotografiere daher mit einer Sony A7R III, welche 42.4 MP hat. Auch die Sensorstabilisierung ist für mich wichtig, da ich zu 99% ohne Stativ unterwegs bin. Die richtige Objektivwahl ist natürlich auch ein bedeutender Bestandteil. Bei der Architekturfotografie sind Weitwinkel-Objektive besonders interessant, mit den kurzen Brennweiten bekommt man möglichst viel aufs Bild und es lässt sich hiermit eine gewisse Dramatik abbilden. Hier nutze ich vor allem das Tamron 17-28mm F/2.8, da mir dieses Objektiv möglichst viel Flexibilität bietet und gleichzeitig lichtstark ist. Dennoch fotografiere ich Architektur auch gerne „anders“ und nutze dann auch Teleobjektive, um bestimmte Motive möglichst komprimiert und isoliert darzustellen. Dies war zum Beispiel bei der Golden Gate Bridge der Fall, im Hintergrund ist San Francisco zu sehen.

Auch bei meinem restlichen Equipment wie Laptop, Festplatten, Rucksack etc. achte ich darauf, dass sich das Gewicht in Grenzen hält und mein Set-up stets kompakt bleibt. Es versteht sich von selbst, dass man ebenso immer genug Akkus und Speicherkarten dabei haben sollte, denn oftmals werden die Tage doch länger als ursprünglich geplant.
Vorgehen on Location
Je nach Reiseziel besichtige ich meine Fotolocations teilweise auch vorab, um mir einen guten Überblick zu verschaffen. Mich interessiert hier vor allen Dingen, ob diese zu bestimmten Zeiten überfüllt sind und was für Lichtverhältnisse zu gewissen Zeiten vorliegen. Moderne Architektur fotografiere ich am liebsten ohne direktes Licht, um den Look möglichst clean zu halten. Hier stören mich persönlich zu starke Kontraste mit Licht und Schatten. Bei den Stadtbildern ist dies wieder total anders, da ich diese am liebsten zur Goldenen Stunde oder manchmal auch Blauen Stunde fotografiere. Hier muss ich dann vorab recherchieren, ob sich mein Wunschmotiv besser zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang eignet und dahingehend planen. Ein ebenso wichtiger Tipp meinerseits ist, immer genug Zeit einzuplanen. Früher bin ich auf Grund von Zeitmangel oft von Location zu Location gehetzt und habe mich im Nachhinein geärgert, nur die gleich offensichtlichen Fotos gemacht zu haben. Mittlerweile plane ich immer etwas extra Zeit ein, um erst die relativ einfach erkennbaren Winkel abzulichten, aber dann auch noch die Möglichkeit zu haben, die versteckten Perspektiven zu finden und hier auch einen etwas kreativeren Ansatz zu fahren.

Post-Processing
Es können sich durch das Einsetzen von Weitwinkelobjektiven perspektivische Verformungen ergeben. Diese können für das menschliche Augen als störend wahrgenommen werden, da es scheint, als ob das jeweilige Gebäude nach hinten kippen würde. Teilweise können diese Korrekturen bereits durch die Kamera intern vorweggenommen werden, in einigen Fällen ist jedoch eine Anpassung im Post-Processing nötig. Ich arbeite dazu stets mit Adobe Lightroom und nutze für diese Korrekturen das sogenannte Transformieren-Tool. Zusätzlich schaue ich immer auf saubere Ränder, sodass meine Bilder keine Störeffekte aufweisen. Mit dem Bereichsbearbeitungs-Tool lassen sich kleinere Elemente, wie Sensorflecken oder Ähnliches, mit ein paar einfachen Klicks entfernen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die richtige Vorbereitung und Planung ein wichtiger Bestandteil für die erfolgreiche Architekturfotografie darstellt. Tolle Ergebnisse erfordern nicht ausschließlich fotografisches Geschick, sondern auch Informationen über die Gegebenheiten vor Ort. Das Wissen um Lichtverhältnisse und deren Einfluss auf das Fotomotiv sowie die richtige Auswahl an verschiedenen Brennweiten sorgen zudem für ein großes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten hinsichtlich des finalen Fotos.
Stella Hack ist in diesem Jahr als Speakerin auf der Berlin Photo Week mit dabei. Dort wird auch MPB mit einem FUNPLACE vertreten sein.
Vielen Dank für den Bericht, Stella. Du kannst mehr von Stellas Arbeiten auf Instagram @Stella_umbrella, und auf https://www.stellahack.com/ sehen. Oder lies mehr Artikel auf dem MPB- Blog.