Bild von einem Fuchs im Wald

Wildlife-Fotografie: 5 Tipps für den Einstieg

Veröffentlicht am 11. November 2025 von MPB

Das Fotografieren von Tieren in der freien Natur kann eine aufregende Art sein, die Natur zu erleben, aber es kann auch eine Herausforderung sein, wirklich gute Aufnahmen zu machen. In diesem Bericht gibt dir die Wildtier-Fotografin Vivienne Arnold 5 Tipps für die perfekten Aufnahmen. Nun zu dir, Vivienne. 

Die Wildlife-Fotografie verläuft nicht immer nach Plan. Man benötigt sehr viel Geduld und Vorwissen über die Tiere, die man fotografieren möchte. Als Wildlife-Fotografin werde ich oft gefragt: „Wie hast du immer so Glück, dass du die Tiere so beobachten kannst?“.  

Ich möchte dir in diesem Artikel fünf Tipps mit auf den Weg geben, die dich dabei unterstützen, unsere heimischen Wildtiere nicht nur zufällig zu sehen, sondern gezielt nach ihnen Ausschau zu halten und sie zu fotografieren.

Das Wichtigste jedoch vorweg: Beachte bitte, dass du die Tiere nicht unnötig störst und ihnen nachstellst. Dazu ist es wichtig, sie sowohl in der kalten Jahreszeit nicht versehentlich aufzuscheuchen als auch im Frühling – der Brut- und Setzzeit – Rücksicht zu nehmen. Stören wir Wildtiere in ihrem natürlichen Umfeld, löst das bei ihnen großen Stress aus. Das müssen wir als verantwortungsvolle Menschen unbedingt vermeiden.

Bleib auf den Wegen und achte vor allem in Naturschutzgebieten darauf, die Natur und die Umwelt zu respektieren. Das Wohl der Tiere ist wichtiger als ein vermeintlich perfektes Bild.

Bild von einem an einem Baum angebrachten Schild, das auf eine “Naturrehzone” hinweist.

1. Beschäftige dich mit dem Verhalten der Tiere

Die beste Vorbereitung ist ausschlaggebend dafür, ob du am Ende die Chance hast, Tiere zu fotografieren. Das Wichtigste, was du also in der Wildlife-Fotografie beachten solltest, ist, dass du das Verhalten der Tiere kennenlernst. 

Dazu kannst du dir folgende Fragen stellen: 

  • Wann sind die Tiere aktiv? (Tag oder Nacht) 

  • Wo ist ihr Lebensraum? (Wälder, Wiesen, Felder, Feuchtgebiete) 

  • Was fressen die Tiere? (Pflanzenfresser, Fleischfresser, Allesfresser) 

  • Wie sozial sind die Tiere untereinander? (Einzelgänger oder Gruppenbildung) 

Bild von einem Fuchs im Wald

Diesen Fuchs konnte ich fotografieren, weil ich herausfand, dass dieser Kirschen fraß. Losungen (Kothäufchen) vom Fuchs waren über einen ganzen Weg verteilt, der mich zu einer großen Kirsche führte. 

Außerdem gibt es spezielle Zeiten im Jahr, wie beispielsweise die Brunft beim Reh- oder Rotwild, die gute Ausgangspositionen für atemberaubende Bilder sind. Beachte aber auch hierbei: Gerade für diese besonderen Zeiten im Jahr gibt es örtliche Beobachtungsstützpunkte, sodass ein Querfeldein durch die Natur nicht vonnöten ist. Je kälter es wird, desto mehr fahren Wildtiere ihren Stoffwechsel herunter. Ein Aufscheuchen kann lebensbedrohlich sein. Das gilt im gleichen Zug auch für die ersten warmen Tage im Jahr, in der die Brut- und Setzzeit stattfindet.

Bild vom Fußabdruck eines Tieres im Schlamm.

Fährte vom Rehwild nach dem Regen auf einem Feldweg. 

2. Geh auf Spurensuche 

Nicht nur wir Menschen hinterlassen Spuren in der Natur. Wenn du genauer hinschaust, wird dir auffallen, wie viel es draußen zu entdecken gibt. Schau dich auf Wegen um, am Feldrand und direkt auf Wiesen.  

Typische Spuren können sein: 

  • Laufpfade (auch Wechsel genannt) 

  • Hinterlassenschaften (Kot, Fraßspuren, Fell) 

  • Fährten im Schlamm 

  • Zeichen für Wildschaden (bspw. aufgewühlte Wiesen, abgefressene Bäume und Sträucher) 

Drei Bilder von Fraßspuren nebeneinander.

Fraßspuren (Rupfung von Federn und Verbiss am Baum vom Rehwild) - Hier hat sich wohl ein Marder eine Taube geschnappt. Zu erkennen an dem abgebissenen Federkiel. Verbiss an Bäumen entsteht durch das Anknabbern der kleinen Triebe und Knospen durch bspw. Rehwild.

Wechsel sind einfach am Wegesrand und an Wiesenrändern zu finden. In der Regel werden diese Pfade regelmäßig von den Tieren genutzt. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass du dort Tieren begegnest.  

Extra-Tipp: Nutze dein Handy und mache von allen Spuren Fotos, um zu Hause in Ruhe nachzuschauen, was dir vor Ort begegnet ist.  

Bild von einer Dachsfährte im Schlamm, von oben fotografiert

Dachsfährte mit dem Handy fotografiert,zu erkennen an den Krallen (Nägeln) oberhalb der Zehenballen.

Je geübter du wirst, desto einfacher wird es dir fallen, zum Beispiel eine Wildschweinfährte von der eines Rehs zu unterscheiden. Mit dieser Erkenntnis kannst du ganz gezielt deine Ansitzplätze aufsuchen.  

3. Passe dich deiner Umgebung an 

Tarnung ist in der Wildlife-Fotografie sehr wichtig. Die höchste Priorität ist, die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld nicht zu stören. Vor allem bei sehr scheuen Tierarten wie Füchsen, Eisvögeln und Eulen solltest du dich an die äußere Umgebung anpassen.  

Person im Wald in Camouflage gekleidet, von der Seite fotografiert

Tarnung ist in der Ansitzfotografie sehr sinnvoll. Komplett bedeckt mit naturbelassenen Farben, Tarnfarben und 3D-Camouflage verschwimmt man mit der Umgebung komplett 

Egal, ob Tarnanzug, Umhang oder Netz – verschwimmst du mit den Konturen deiner Umwelt, fällt es den Tieren schwer deine Umrisse zu erkennen. Sie fühlen sich sicherer und sind entspannter, da sie so keinen Grund haben zu flüchten.  

Außerdem wichtig: Achte auf die Windrichtung. Die meisten Tiere haben einen ausgesprochen guten Geruchssinn und können dich schon von mehreren hundert Metern aus wittern. Du hast größere Chancen und wirst weniger entdeckt, wenn du vorher die Richtung des Windes feststellst.

ABER: Auch wenn alle Gegebenheiten passen und du super vorbereitet bist – Ruhe und Schutz sind für Wildtiere sehr wichtig, und das sollte immer vor dem Bild stehen. Eine Gelegenheit für ein Foto vorbeiziehen zu lassen und diesen Moment nur für dich wahrzunehmen, kann durchaus auch sehr erfüllend sein. 

4. Kameraausrüstung 

 Welches Equipment eignet sich besonders am Anfang für die Wildlife-Fotografie? 

Spoiler: Es muss nicht immer das Teuerste sein.  

Ich selbst fotografiere mit einer APS-C-Kamera von Fujifilm. Im Wechsel sind hier die X-T2, X-T4 und die X-H2S im Einsatz. Gerade die letzten beiden Kameras verfügen über einen integrierten Bildstabilisator (IBIS) der (vor allem wenn man wie ich zu 90 % aus der Hand fotografiert) sehr von Vorteil ist.  

 Teleobjektive sind unabdingbar. Ich benutze das Fujifilm XF 100-400mm. Wer eine noch längere Brennweite bevorzugt, kann zusätzlich noch einen Telekonverter benutzen (kompatibel auch mit 200mm Brennweiten).   

Die meisten Tiere sind in der Dämmerung aktiv. Die größte Herausforderung ist es, Verschlusszeit, ISO und Blendenöffnung auszubalancieren, um das beste Ergebnis zu erzeugen.  

Wenn ich bei geringen Lichtverhältnissen fotografiere, lasse ich die Blende immer weit geöffnet. Bei der Verschlusszeit gilt: so lang wie möglich und so kurz wie nötig, um keine verwackelten Bilder zu bekommen. Wie hoch man mit der ISO gehen kann, ist von der Kamera abhängig. Teste deine Kamera am besten mit verschiedenen ISO-Werten, um herauszufinden, bis zu welchem Wert du noch brauchbare Ergebnisse erzielen kannst. 

Bild von dem Display der Fujifilm X-H2S, das einen Fuchs zeigt

Die Wahl des richtigen Systems hängt von verschiedenen Faktoren ab. Alle Sensorgrößen haben hierbei ihre Vor- und Nachteile. Große Sensoren wie Vollformat liefern die größte Lichtausbeute. APS-C und Micro Four Third Kameras hingegen haben den Vorteil von geringerem Ausrüstungsgewicht und dem Crop-Faktor, der die Brennweite um ca. 1,5 (APS-C) bzw. 2,0 (Micro Four Third) verlängert. 

Was passiert denn aber jetzt, wenn du weißt, wo Tiere vorkommen und du eine Stelle gefunden hast und dich dort ansetzt?  

Du wartest. Und übst dich in Geduld. Manchmal lange, manchmal nur wenige Minuten. Ich verspreche dir aber, dass die Zeit, die du dort draußen verbringst, es allemal wert ist.  

 Bild von einer schwimmenden Nutria, von der Seite fotografiert

Fokus liegt zwar auf Nutria, in dem Fall habe ich bewusst das Tier an den rechten Bildrand gelegt und angeschnitten. Das Habitat (Wasser) kommt dabei umso mehr zur Geltung. 

Fokus liegt zwar auf Nutria, in dem Fall habe ich bewusst das Tier an den rechten Bildrand gelegt und angeschnitten. Das Habitat (Wasser) kommt dabei umso mehr zur Geltung. 

5. Komposition und künstlerischer Spielraum 

Anfangs habe ich Tiere sehr ähnlich fotografiert – bildschirmfüllend und ganz nah. Ich wollte jedes kleine Detail in meinen Fotos replizieren. 

Bild von einem Rehbock, der direkt in die Kamera blickt

Fokus liegt auf dem Rehbock 

Mit der Zeit habe ich allerdings über Kompositionen nachgedacht und verschiedene Dinge ausprobiert. Mittlerweile mag ich es, die Tiere in ihrem natürlichen Umfeld zu zeigen – mal mehr, mal weniger vom Habitat.  

Bild von einem Reh im letzten Abendlicht, vom Fuße eines kleinen Hügels fotografiert

Fokus liegt auf der Gesamtszenerie. Durch das Gegenlicht der Abendsonne entsteht dabei eine einzigartige Stimmung. 

Worauf du unbedingt achten solltest: Fotografiere auf Augenhöhe. 

Egal, ob ein Reh direkt in deine Richtung schaut oder ein Fuchs an dir vorbeiläuft – auf Augenhöhe des Tieres zu fotografieren, löst eine ganz besondere, intensive Bildwirkung aus. Es gibt dir das Gefühl, mittendrin zu sein, weshalb für mich die Wildlife-Fotografie sehr vielfältig und einzigartig ist. 

Eine Nahaufnahme von einer Eidechse

Du wirst nicht drum herumkommen dich auf den Boden zu legen, um zu fotografieren. Gerade bei kleinen Motiven wie Eidechsen oder Kröten trägt das ungemein zur Bildwirkung bei.  

Nahaufnahme einer schwimmenden Kröte

Auf Augenhöhe wirken kleinere Tierarten zudem noch etwas größer. 

Du siehst, die Wildlife-Fotografie ist mehr als nur die Kamera in die Hand zu nehmen und rauszugehen. Sie bedarf wirklich einer Menge Vorbereitung, Wissen und Rücksichtnahme gegenüber der Natur. Gerade das macht es für mich aber so spannend, wenn am Ende dann ein wunderschönes Foto daraus resultiert. 

Für den Anfang gilt es eine Menge zu beachten. Sobald du aber einige Zeit draußen verbracht hast und dich mit der Natur in Einklang gebracht hast, wirst du merken, dass dir vieles einfacher erscheint. Durch die Wildlife-Fotografie lebst du im Moment, du schärfst deine Sinne und bist eins mit der Natur. 

 Ich wünsche dir dabei eine gute Zeit und viel Erfolg. 

Vielen Dank für den Bericht, Vivienne. Du kannst mehr von Viviennes Werken auf ihrer Instagram-Seite @natureandstories sehen.


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