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A disused basketball hoop, shot using a Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Rezension: Phase One P45 Plus Mittelformat-Digitalrückteil

Veröffentlicht am 26. Mai 2025 von MPB

Dieses CCD-Digitalrückteil wurde bereits 2007 auf den Markt gebracht. Kann es immer noch einen Mehrwert für deinen Mittelformat-Workflow bieten? Es gibt immer mehr aufregende Entwicklungen bei den Kameragehäusen. Aber mit jeder Verbesserung kommen auch eine Reihe von Funktionen, wie z. B. extreme Geschwindigkeit oder Autofokus-Assistenten, die du vielleicht nicht unbedingt brauchen oder nie verwenden werden, je nach deinem Fotostil. 

Phase One P45 Medium format digital back: a digital back with the sensor exposed

Für viele geht es bei der Fotografie vor allem um die Bildqualität und darum, wie das von der Kamera wiedergegebene Bild ihre Arbeit zur Geltung bringen kann - kleine Nuancen, die zu einem bestimmten Projekt passen. Obwohl die kreative Anpassung alter Objektive die kosteneffizienteste Art sein kann, mit dem vorhandenen System zu arbeiten, gibt es einige Kameras, die deutlich andere Ergebnisse liefern können. Und zwar ist das die Phase One P45+ H101 H.

A Phase One P45 Medium format digital back: screen of the Phase One digital back

Falls du Phase One noch nicht kennst: Das Unternehmen ist bekannt für seine modularen digitalen Mittelformatsysteme. Ihre Kameras werden im Allgemeinen dort eingesetzt, wo es auf kompromisslose Bildqualität ankommt - von Mode, Architektur und Landschaften bis hin zu Werbung und Kunst. Obwohl ihre modernen Gehäuse traditionelle CMOS-Sensoren mit riesigen Megapixelzahlen verwenden, wurden bei ihrem Einstieg in das digitale Mittelformat CCD-Sensoren eingesetzt. Und das Digitalrückteil der P45 war wirklich hervorragend.

A Phase One P45 Medium format digital back attached to a Hasselblad H1

Mit einem Mittelformatsensor mit 39,4 Megapixeln bei der P45 Plus und 60 Megapixeln bei der P65 Plus waren diese Kameras führend in der Bildgestaltung. Als Studiokameras haben viele Tests jedoch gezeigt, dass bei mehr als 400 ISO digitales Rauschen auftrat, das sich nicht so gut kontrollieren ließ, wie bei neueren CMOS-Sensoren. Bei ihrem Erscheinen kosteten sie mehr als 30.000 Euro. Warum also sollte ein/e Fotograf:in heute eine solche Kamera verwenden wollen? Um das herauszufinden, sprechen wir mit dem preisgekrönten Fotografen Theo Lowenstein und dem bei MPB Fotografen Ian Howorth. 

MPB: Womit fotografierst du und was macht dein derzeitiges Set-up für deinen Arbeitsablauf so interessant?

IH: Für meine persönliche Arbeit verwende ich seit einigen Jahren Film, wobei ich mit drei verschiedenen Kameras - einer Nikon FM3A, einer Hasselblad H1 und einer Mamiya 7 - eine Vielzahl von Formaten (35 mm, 645 und 6x7) aufnehme. Da meine Arbeit dokumentarischer Natur ist und ich oft in heruntergekommenen Gegenden fotografiere, bietet mir Film die Möglichkeit, direkt aus der Kamera heraus einen Look zu erzielen, der zu meiner Arbeit passt. Da ich recht langsam und methodisch fotografiere, sind Autofokus und schnelle Aufnahmen, bei der Ausrüstung, die ich normalerweise verwende, nicht so wichtig.

A yellow car parked on a dusty road with a blue sky and red parasol in the distance, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/5.6 | 1/640 | ISO 50

TL: Meine Arbeitsweise hängt von der jeweiligen Aufgabe ab. Ich arbeite in einer Vielzahl von Themen, daher habe ich eine Menge Ausrüstungen um die Arbeit zu erledigen. Zurzeit benutze ich die Hasselblad H2 und die Sony A7 III. Ich habe auch eine Sammlung von 16/35-mm-Objektiven, die immer dann zum Einsatz kommen, wenn das Mittelformat technisch nicht passt. Ich habe die Nishika N8000, die Olympus und eine Nikon F2A. Viele meiner Arbeiten sind Mischtechniken oder werden von einem Unternehmen über einen längeren Zeitraum verwendet. Vielfalt ist ist mir wichtig.

A wrestler with their head in their hands, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Was hat dich dazu bewogen, dich nach einer neuen Ausrüstung umzusehen?

IH: Es gibt vieles in der digitalen Welt, das mich für bestimmte Arbeiten interessiert, z. B. Studio- und low light -Aufnahmen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aber im Allgemeinen kann man die Vorteile der digitalen Technik nur schwer ignorieren. Ich möchte jedoch nicht, dass meine Entscheidung im Widerspruch zu dem Look steht, an den ich mich gewöhnt habe. Es bedarf also einiger Überlegungen und zahlreicher Tests, um etwas zu finden, mit dem ich zufrieden bin.

A shot of a horses’ mane, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/4.0 | 1/160 | ISO 50

TL: Dies scheint eher eine philosophische Frage darüber zu sein, warum Menschen immer mehr wollen. Aber das ist zu schwer an dieser Stelle! Ich möchte nur sagen, dass ich als Künstler, der bei der Schaffung seiner Kunst vollständig auf die Technologie angewiesen ist, denke, dass viele von uns ihre Sorgfaltspflicht erfüllen, um mit dem Ansturm der neuen Technologien nach dem Mooreschen Gesetz Schritt zu halten.

A portrait of an American wrestler, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Warum hat das Phase One P45 Plus System zuerst dein Interesse geweckt?

IH: Ich habe mich mit den Leica M-Digitalkameras beschäftigt, von ihren Anfängen bis heute. Und ich erinnerte mich daran, dass die älteren Kameras der M-Serie - wie die Leica M8 Black und die Leica M9 Black - alte CCD-Sensoren verwendeten, so wie es viele Kameras Anfang bis Mitte der 2000er Jahre taten. Und das hat mein Interesse geweckt. Da ich ein Fan davon war, diese älteren Sensoren wieder zu entdecken und zu sehen, wie interessant ihre Bilder waren, nachdem ich mich an den sauberen Look von CMOS gewöhnt hatte, begann ich mit meinen Nachforschungen und stellte fest, dass diese Phase One CCD-Digitalrückteile zu meinem Hasselblad H1 Gehäuse passen würden.

A night-time shot of a house with a single light on, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/2.8 | 181 sec | ISO 100

TL: Als ich meine [Hasselblad] H2 kaufte, wusste ich, dass sie die Funktionalität für ein digitales Rückteil hatte. Ich bekam viele redaktionelle Aufträge mit kurzen Bearbeitungszeiten. Daher dachte ich, dass sie ein gutes Werkzeug für diese Aufgabe sein würde. 

MPB: Wie unterscheidet es sich von der Handhabung her?

IH: Es ist ganz anders. Das Hasselblad H-System ist sehr angenehm zu bedienen, der Autofokus ist unter normalen Bedingungen sehr verlässlich, der Sucher ist hell und die Belichtung ist in allen Aufnahmemodi sehr gut. Das Hinzufügen der digitalen Rückseite macht es jedoch quasi schlimmer. Der LCD-Bildschirm ist von ziemlich schlechter Qualität, und ich bin mir nicht sicher, ob er überhaupt gut genug ist, um als grobe Orientierungshilfe für die Belichtung zu dienen. Der Belichtungsspielraum ist recht gering, ebenso wie die Auflösung, so dass es schwierig ist, zu beurteilen, ob die Aufnahmen auch wirklich gut gelingen - und das gilt vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Auch die Akkus halten nicht sehr lange. Selbst wenn man sie über Nacht auflädt, halten sie ihre Ladung nicht so konstant, wie moderne Batterien. Was die Zuverlässigkeit angeht, sind sie jedoch ziemlich gut. Ich hatte noch nie Probleme beim Fotografieren bei Hitze oder sogar bei Minusgraden. Da ich ursprünglich aus der Filmbranche komme, kann ich mich auf meine Belichtung verlassen, wenn ich einen Belichtungsmesser verwende. Aber bei einem CCD-Sensor muss man aufpassen, dass man die Lichter nicht überstrahlt. Bei ISO 100 oder 50 lassen sich die Schatten gut wiederherstellen. Wenn du also diese Regel als Maßstab verwendest, kannst du deine Belichtung berechnen.

A photo of pickup truck parked by a corner at dusk, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/2.8 | 1/250 sec | ISO 200

TL: Es ist umständlich, langsam und problematisch. Aber - und das ist ein großes 'Aber' - die Bilder können so magisch sein. Vor allem in Schwarz-Weiß. Ich würde sagen, dass dieses Gerät im Studio am besten zur Geltung kommt. In dieser Umgebung ist es ein wahres Vergnügen. In Verbindung mit dem Autofokus der H2 ist die Phase One P45 Plus langsamer als herkömmliche moderne 35-mm-Kameras. Aber die Leistung ist gewaltig.

A portrait of a wrestler in black and white, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Musstest du irgendwas anders machen als bei deiner normalen Ausrüstung?

IH: Als Besitzer einer Hasselblad H1 kannte ich die Grenzen der Phase One P45 Plus. Da es sich um ein modulares System handelt, sieht man das Kit als zwei Hälften an - es ist also schwierig, die beiden zu trennen. Ich denke, bei der H1 ist wegen des Spiegelschlags und der damit verbundenen Unschärfe, die dadurch entstehen kann, Vorsicht geboten. Manchmal lohnt es sich, die Funktion "Spiegel hochklappen" zu verwenden, damit nur der Zentralverschluss aktiviert wird. Allerdings wird dadurch der Sucher vorübergehend schwarz. Da das digitale Rückteil nicht wirklich über 400 ISO hinausgehen kann, muss man überall ein Stativ mitnehmen.

A photo of pink house and a tractor parked on the front yard, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/2.8 | 1/250 sec | ISO 400

TL: Eine Menge Licht. Ehrlich gesagt, wenn man sich die Diagramme ansieht, würde ich persönlich nicht mit mehr als ISO 50 fotografieren. Alles fällt rapide über den Basis-ISO-Wert hinaus, und die Magie des Systems geht mit ihm. Dies ist eine Spezialkamera und das geht einher mit Spezialbehandlung. Erwarte nicht, dass du mit dieser Kamera einfach drauflos fotografieren kannst.

A portrait of a wrestler, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Was hältst du von den Bildergebnissen?

IH: Die Bilder, die aus der Kamera kommen, sind atemberaubend. Unabhängig davon, ob man die P45 Plus oder die P65 Plus verwendet, liegt der Unterschied zwischen den beiden - bei meinen Tests - einfach in der Auflösung. Sie haben eine Ausstrahlung, die meiner Meinung nach anders ist als bei modernen Sensoren. Die technische Architektur ist einfach ganz anders als alles, was man normalerweise verwendet. Es ist nicht nur die CCD-Technologie, sondern auch die Tatsache, dass sich das Bild über den größeren Mittelformatsensor erstreckt - zusammen sorgen diese beiden Faktoren für Bilder, die direkt aus der Kamera ganz anders aussehen. 

Der Kontrast ist auf jeden Fall höher als beispielsweise bei einem Sony-Sensor. Und ich finde, die Bilder haben mehr Struktur, nicht mehr Schärfe. Es ist einfach eine Textur, die schwer zu bestimmen ist. Nach der Bearbeitung sind die Bilder atemberaubend. Sie haben einen ganz eigenen Look, der definitiv ein Markenzeichen ist. Auch die Schwarz-Weiß-Konvertierung ist erstaunlich. Obwohl ich beim Fotografieren in Farbe nach einem "Look" gesucht habe, haben mich die Schwarz-Weiß-Tonalität und der Kontrast wirklich überzeugt. Das war also eine schöne Überraschung.

A photo of roofs of buildings with a single light source, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/2.8 | 1/90 sec | ISO 200

TL: Der CCD-Sensor hat eine filmische Qualität. Er gibt die Farben wunderschön wieder, besonders mit der 16-Bit-Farbtiefe. Das Bild hat wirklich eine Tiefe, die durch die ISO-Aufnahme eines Mittelformat-CMOS-Sensors scheinbar nicht erreicht werden kann. Ich persönlich finde, dass die Bilder eine besondere Qualität haben, besonders wenn sie mit Blitzlicht aufgenommen werden. Vielleicht liegt es an der Möglichkeit, niedrigere ISO-Werte zu erreichen, aber in Verbindung mit der Beleuchtung verändert sich etwas.

A portrait a wrestler looking to the right, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Sind die Bilder in der Nachbearbeitung leicht zu bearbeiten?

IH: Bei Farbbildern muss man sie sehr stark bearbeiten. Bei den Schwarz-Weiß-Bildern fand ich es dagegen viel einfacher und übersichtlicher. Die Bilder sehen direkt aus der Kamera heraus cool aus. Zumindest für mich verhält sich die Phase One wie ein Ektachrome-Umkehrfilm, also natürlich ziemlich cool. An den Dateien, die ich sowohl von der P45 als auch von der P65 erhalten habe, musste ich ein wenig arbeiten, also habe ich ein Grundlagen-Preset eingestellt, um die Dateien grob in Ordnung zu bringen, damit ich sie dann nach meinem Geschmack bearbeiten konnte.

A photo of two parasols under the morning sun casting a shadow, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/11 | 1/500 sec | ISO 100

TL: Meine Porträts mit Blitzlicht habe ich kaum bearbeitet. Aber alle anderen Fotos ohne Blitzlicht brauchten eine Menge Arbeit. 

A portrait of a wrestler with a red cape from behind, shot on Phase One P45 Plus by Theo Lowenstein

Photo by Theo Lowenstein

MPB: Würdest du dein eigenes Geld ausgeben?

IH: Das ist eine Frage, die ich mir immer wieder stelle. Für mich würde es Sinn machen, da ich bereits die Hasselblad H1 besitze, an die sie direkt angeschlossen werden könnte. Aber es sind immer noch zwei Riesen für ein System, das ziemlich langsam und umständlich zu bedienen sein kann. Abgesehen davon ist die Schwarz-Weiß-Konvertierung einfach umwerfend. Für das richtige Projekt würde ich das System auf jeden Fall in Betracht ziehen, da ich das Gefühl habe, dass es etwas Einzigartiges bietet, das die Arbeit, die ich machen möchte, potenziell aufwertet.

A black and white photo of a road illuminated by lights, shot on Phase One P45 Plus by Ian Howorth

Ian Howorth | Phase One P45+ | 80mm | f/8 | 11 sec | ISO 50

TL: Ich habe tatsächlich eine Phase One P45 Plus gekauft. Aber leider ging mein Hasselblad H2-Gehäuse während eines Covershootings kaputt, was mein Vertrauen in das H-System für die professionelle Arbeit völlig zerstört hat. Jetzt benutze ich die GFX-Serie von Fujifilm, aber ich schätze den CCD-Sensor und seine erstaunlichen Rendering-Fähigkeiten ganz besonders.

MPB: Danke Ian und Theo für eure insights.

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