
Test: Canon RF 28-70mm f/2 L USM Zoomobjektiv
Veröffentlicht am 23. September 2025 von MPB
Das Canon RF 28-70mm f/2 L – entwickelt für spiegellose Vollformatkameras von Canon – verfügt über eine große maximale Blendenöffnung von f/2 über den gesamten Brennweitenbereich. Damit ist dieses Zoomobjektiv ein hervorragender Allrounder, der von Landschaften bis hin zu Porträts alles abdecken kann.
Aber ist das Canon RF 28-70mm f/2 L USM das Upgrade von seinen deutlich günstigeren DSLR-Gegenstücken – dem Canon EF 24-70mm f/4 L IS USM oder dem Canon EF 24-70mm f/2.8 L USM – wert?
Der Fotograf Jonas Hanspach ist mit seiner Canon EOS R6 und einer Reihe von Objektiven an die Algarve in Portugal gereist, um das Canon RF 28-70mm f/2 L USM Zoomobjektiv zu testen. Könnte dies das ideale Upgrade für seine bestehende Ausrüstung sein? Finden wir es heraus. Nun zu dir, Jonas.

Jonas Hanspach
Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, das Canon RF 24-70mm f/2.8 L IS USM zu testen und mit meinem aktuellen Canon EF 24-70mm f/4 L IS USM zu vergleichen. Es hat mich nicht überrascht, dass ich die RF-Version geliebt habe, da sie gestochen scharfe Bilder liefert und gleichzeitig mit ihrer größeren Blende mehr Licht für die Outdoor- und Abenteuerfotografie einlässt.
Ein auf dem Papier sehr ähnlich aussehendes Objektiv ist das Canon RF 28-70mm f/2 L USM. Beide sind Standard-Zoomobjektive, die für die Verwendung mit den spiegellosen Vollformatkameras von Canon entwickelt wurden und großartig für Porträts, Landschaften, Reisen und Hochzeiten geeignet sind.

Canon EOS R6 mit Canon RF 28-70mm f/2 L USM
Ich fotografiere keine Hochzeiten, aber Reise- bzw. Abenteuerfotografie ist mein täglich Brot. Ich bin vor kurzem an die Algarve gereist und hatte dort die Gelegenheit, das Canon RF 28-70mm f/2 L USM eine Woche lang zu testen.
Wenn ich unterwegs bin, mag ich es überhaupt nicht, Objektive wechseln zu müssen, da es meinen Flow unterbricht und dazu führen kann, bestimmte Momente zu verpassen. Daher wollte ich hauptsächlich wissen, ob dieses einzelne Objektiv mit seiner f/2-Blende mehrere Objektive in meiner Fototasche ersetzen kann.

Canon RF 28-70mm f/2 L USM
Derzeitiges Setup von Jonas
Zu meinen üblichen Setup gehören die Canon EF 24mm f/2.8 IS USM, Sigma 35mm f/1.4 DG HSM EF und Canon EF 50mm f/1.8 STM Festbrennweiten und das Canon EF 24-70mm f/4 L IS USM Dies wird jedoch kein detaillierter Vergleich zwischen den Objektiven in Bezug auf Schärfe oder chromatische Aberration.
Bevor wir beginnen, kann ich bereits sagen, dass das Canon RF 28-70mm f/2 L USM ganz leicht das EF 24mm f/2.8 IS USM und das EF 50mm f/1.8 STM ersetzen kann. Ich verwende diese kleinen Pancake-Objektive kaum, weil ich Objektivwechsel nicht mag. Außerdem sind die Unterschiede zum RF 28-70mm f/2 L USM sehr gering.
Der Unterschied von 4mm – zwischen dem EF 24 mm und der größten Brennweite des RF 28-70 mm – macht mir nicht viel aus, zumal ich bei der Blende 0,8 dazugewinne. Mit dem RF 28-70mm f/2 verliere ich 0,2 Blendenstufen im Vergleich zum 50mm f/1.8, aber die Canon EOS R6 ist fantastisch bei schlechten Lichtverhältnissen und der kleine Unterschied in der maximalen Blende ist die Zeit nicht wert, die ich mit dem Wechsel zwischen den Objektiven verbringe.

Sigma 35mm F1.4 DG HSM Art | Canon RF 28-70mm f/2 L USM | Canon EF 24-70mm f/4L IS USM
Überblick: Canon RF 28-70mm f/2 L USM
Zunächst einmal ist klar, dass das Canon RF 28-70mm f/2 L USM ein großartiges Objektiv ist. Es ist ein lichtstarkes Objektiv mit einer Blende von f/2, das eine gute Leistung bei schwachem Licht bietet und eine geringe Tiefenschärfe kreieren kann.
Das Canon RF 28-70mm f/2 L USM verfügt über einen großen Zoombereich und eine hochwertige Optik, einschließlich extrem geringer Streuung und asphärischer Elemente, die dazu beitragen, Aberrationen zu minimieren und scharfe Bilder mit guter Farbgenauigkeit zu erzeugen.
Dieses Objektiv ist robust und wetterfest, wodurch es für den Außenbereich und schwierige Aufnahmebedingungen perfekt geeignet ist. Ich muss aber auch sagen, dass das Objektiv mit einem Gewicht von 1.430 Gramm und einem riesigen Filtergewinde von 95mm echt massiv ist. Das sind nur ungefähr 200 Gramm weniger, als die vier oben aufgeführten Objektive zusammen auf die Waage bringen. Wenn du also ein möglichst leichtes Setup benötigst, ist das RF 28-70mm möglicherweise keine gute Wahl.
Aber eins nach dem anderen. Wofür wäre dieses Objektiv eigentlich gut? Ich habe zwei spezifische Anforderungen: Ich brauche es einerseits, um scharfe und saubere Landschafts- bzw. Abenteuerfotos zu machen. Und ich brauche es andererseits, um auf meinen Abenteuern anständige Porträtaufnahmen zu machen.
Schauen wir uns also diese beiden Szenarien an.

Canon EOS R6 mit Canon RF 28-70mm f/2 L USM
Canon RF 28-70mm f/2 L USM für Landschaftsaufnahmen
Für die Landschaftsfotografie habe ich das RF 28-70mm f/2 L USM mit meinem EF 24-70mm f/4L IS USM verglichen, welches mein bevorzugtes Objektiv für diese Art der Fotografie wäre.
Abgesehen von der 4mm größeren Brennweite ist der Hauptunterschied die Bildstabilisierung. Das EF 24-70mm f/4 L IS USM verfügt über Bildstabilisierung – wie es der Name schon sagt –, das Canon RF 28-70mm f/2 L USM hingegen nicht.
Aber die fehlende Bildstabilisierung des Canon EF 28-70mm f/2 L USM war für mich keine große Sache. Die größere Blende lässt mehr Licht herein, sodass ich die Verschlusszeit verlängern und aus der Hand fotografieren konnte.
Ich habe in Portugal auch einige Videoarbeiten gemacht und erwartet, dass ich die Bildstabilisierung dort vermissen würde. Aber angesichts der Tatsache, dass die EOS R6 über eine interne Bildstabilisierung (IBIS) verfügt und ich den Großteil meines Filmmaterials sowieso in der Nachbearbeitung stabilisiere, hat mich das nicht gestört.
Und hier die Vergleichsaufnahmen: Ich wollte vor allem wissen, wie sich diese beiden Objektive bei dunkleren Lichtverhältnissen verhalten, also habe ich mein Stativ eingepackt und mich auf den Weg zu einem Shooting zur blauen Stunde am Arco de Albandeira gemacht.

Arco de Albandeira, Portugal | Canon EOS R6 | Links: RF 28-70mm f/2 L USM | 35mm | f/2 | 1.6 sec | ISO 320 | Rechts: EF 24-70mm f/4 L | 35mm | f/4 | 5.0 sec | ISO 500
Ich finde diese beiden Bilder zum Vergleich sehr gut. Wenn du dir die Einstellungen anschaust, kannst du sehr schnell sehen, was für einen Unterschied die f/2.0-Blende macht.
Aufgrund der größeren Blende konnte ich ISO und Verschlusszeit deutlich senken. Das war toll, denn es war etwas windig und obwohl ich meine Kamera so niedrig wie möglich auf dem Stativ hatte, litt die Schärfe bei dem mit dem EF 24-70mm f/4 L aufgenommenen Foto darunter.
Wenn ich mir die Farbe in beiden Bildern anschaue, finde ich persönlich das rechte Bild, das mit dem EF 24-70 mm aufgenommen wurde, ästhetisch ansprechender. Der violette Farbton und das glatte Wasser, aufgrund der längeren Belichtung, sorgen für ein ruhigeres Bild. Die Farben sind beim RF 28-70mm allerdings definitiv genauer.
Den Farbton und die Weichheit des Wassers kann ich durch den Einsatz eines Filters oder in der Nachbearbeitung leicht ändern. Schärfe und Rauschen sind auch im linken Bild überlegen. Für mich ist das RF 28-70mm f/2 L USM also der klare Sieger in diesem Vergleich.
Canon RF 28-70mm f/2 L USM für Porträtaufnahmen
Für den Porträtvergleich habe ich das Canon RF 28-70mm f/2.0 L USM und das Sigma 35mm f/1.4 DG HSM Art verwendet, welches mein bevorzugtes Objektiv für jede Art von Porträt-Shooting ist.

Canon EOS R6 | Links: Canon RF 28-70mm f/2 L USM | 52mm | f/2 | 1/160 | ISO 320 | Rechts: Sigma 35mm f/1.4 DG HSM ART | f/2 | 1/160 | ISO 320
Ähnlich wie beim Landschaftsvergleich hat die rechte Porträtaufnahme mit dem Sigma-Objektiv einen etwas wärmeren, violetten Farbton mit wirklich weichem Licht. Ich liebe das für diesen Anwendungsfall. Man merkt wirklich, dass das Sigma 35mm f/1.4 DG HSM ART für die Porträtfotografie gemacht ist.
Das Bild auf der linken Seite mit dem Canon RF 28-70mm finde ich aber ebenfalls großartig. Es erscheint mir etwas schärfer und ich weiß, dass ich den gleichen Look bekommen könnte wie mit dem Sigma, wenn ich es weiter bearbeiten würde. Die Schärfentiefe auf dem linken Foto ist geringer, aber das liegt daran, dass dieses Foto mit 52mm im Vergleich zu 35mm im rechten Bild aufgenommen wurde. Außerdem sollte man bedenken, dass ich beide Bilder mit der Blende f/2 aufgenommen habe. Hätte ich stattdessen das Sigma mit einer Blende von f/1.4 verwendet, wäre das Motiv auf dem linken Bild stärker isoliert gewesen.
Abhängig von der Art der Aufnahme kann das Canon RF 28-70mm f/2 L USM also ein Porträt-Kraftpaket wie mein Sigma 35mm f/1.4 DG HSM Art – oder ein Canon RF 50mm f/1.2 L– nicht ersetzen. Es kommt dem aber ziemlich nahe.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich beim Fotografieren selten Objektive gewechselt habe, was es insgesamt zu einem angenehmeren Erlebnis für mich gemacht hat.

Canon EOS R6 | RF 28-70mm f/2 L USM | 46mm | f/4.5 | 1/500 | ISO 100
Fazit
Das RF 28-70mm f/2 L USM ein unglaublicher guter – aber großer – Allrounder. Es könnte definitiv drei der Objektive in meinem Setup ersetzen. Wenn du nach Vielseitigkeit bei der Gestaltung deiner Aufnahmen suchst und gerne gegen etwas Lichtstärke im Vergleich zu einem speziellen Objektiv mit Festbrennweite für Porträts eintauschst, ist das Canon RF 28-70mm f/2 L USM eine fantastische Wahl.
Es ist mir jedoch wichtig zu betonen, dass dieses Objektiv – und ein Zoomobjektiv im Allgemeinen – nicht alle Objektive ersetzen kann. Denn jedes Objektiv hat seine eigenen einzigartigen Stärken und Schwächen. Während das RF 28-70mm f/2 beispielsweise einen breiten Zoombereich bietet, ist es möglicherweise nicht weit genug für einige Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Außerdem ist die maximale Blende von f/2 möglicherweise nicht lichtstark genug für einige Porträt-Szenarien.
Wenn du nach einem Objektiv suchst, das eine bessere Leistung bei dunklen Lichtverhältnissen und eine geringere Schärfentiefenkontrolle bietet, ist das Sigma 35mm f/1.4 DG HSM Art einen bessere Wahl. Abgesehen davon kann ich dieses Objektiv aber insgesamt wirklich empfehlen.
Danke, Jonas. Sieh dir auch seinen Artikel zum Vergleich des Canon RF 24-70mm f/2.8L IS USM mit dem Canon EF 24-70mm f/4L IS USM an. Weitere Ratgeber findest du auf dem MPB-Blog.