
Von Film zu Digital in der Mittelformat-Porträtfotografie
Veröffentlicht am 23. Dezember 2024 von MPB
Porträtfotografen auf der ganzen Welt lieben die spiegellosen Mittelformatkameras von Fujifilm wegen der ultrahochauflösenden Bilder, die sie hervorbringen. Traditionell waren Mittelformat-Filmkameras der goldene Standard für Porträts – aber jetzt wechseln selbst altgediente Filmfotograf:innen zur digitalen Technik. Und die Fujifilm GFX 50S mit 50 Megapixeln und die Fujifilm GFX 100 mit 100 Megapixeln sind zwei der besten.
Simon Murphy ist Preisträger des Portrait of Britain Award 2019 und des Richard Coward Scottish Portrait Award 2019 in der Kategorie Fotografie und hat hochkarätige Persönlichkeiten wie den Dalai Lama und Noel Gallagher porträtiert. Er hat in Portrait of Humanity und dem British Journal of Photography veröffentlicht und ist Vorsitzender des MPB Scottish Portrait Award in Photography. In den letzten zwanzig Jahren hat Simon Murphy eine Mittelformat-Filmkamera verwendet, um Govanhill zu erschaffen, ein Projekt, bei dem er die Bewohner:innen des Wohnviertels in Glasgow, Schottland, fotografiert.
In diesem Video testet er ein digitales Mittelformat-Setup von Fujifilm – die Fujifilm GFX 100 und die Fujifilm GFX 50S mit den Objektiven Fujifilm GF 35-70mm f/4.5-5.6 WR, GF 50mm f/3.5 R LM WR und GF 80mm f/1.7 R WR – und verrät seine Tipps für preisverdächtige Porträtaufnahmen. Schau dir das Video unten an oder lies weiter, um einen genaueren Blick auf Simons Bilder zu werfen.
Porträtfotografie ist der Bereich der Fotografie, der mich am meisten reizt. Es ist eine Chance, einer Person direkt in die Augen zu schauen und sich zu fragen, was sie gesehen hat, wie ihr Leben verlaufen ist. Starke Porträts lösen Fragen aus und bieten die Möglichkeit, das persönliche Verständnis für die Welt, in der wir leben, zu erweitern.

Fujifilm GFX 100 | GF 80mm f/1.7 R WR | 80mm | f/1.7 | 1/160 | ISO 400
Die Fotografie hat mein Leben verändert. Sie wurde zu einer Chance, Grenzen zu überschreiten, neue Orte zu besuchen, Kultur zu erleben und faszinierende Menschen zu treffen. Im Laufe der Jahre habe ich so viele interessante Menschen kennengelernt – ich habe Schauspieler:innen und Musiker:innen, Künstler:innen und sogar Staatsoberhäupter fotografiert – und das hat mich wirklich begeistert.
Aber ich habe festgestellt, dass auch das Fotografieren von ganz normalen Menschen die Möglichkeit bietet, Horizonte zu erweitern. Ich fand heraus, dass der Ort, an dem ich viele Jahre gelebt habe, so viel kulturelle Vielfalt direkt vor meiner Haustür bot. Und so begann ich, mein Kameraobjektiv auf das zu richten, was mich umgab. Das war der Beginn von Projekt Govanhill.

Fujifilm GFX 50S | GF 35-70mm f/4.5-5.6 WR | 59mm | f/5.2 | 1/60 | ISO 400
Ich habe vor etwa 20 Jahren mit dem Projekt begonnen, als ich noch auf dem College war. Vor kurzem habe ich wieder angefangen, mich stärker damit zu befassen, weil ich beruflich nicht mehr so viel unterwegs war. Govanhill ist ein kleines Gebiet im Süden von Glasgow, in Schottland. Es ist eine sehr vielfältige, multikulturelle Gegend. Es hat mir so viel Freude gemacht, in Ländern auf der ganzen Welt zu fotografieren, dass es wirklich spannend war, mein Objektiv wieder auf diese Gegend zu richten, wo ich einen Großteil dieser Vielfalt ständig um mich herum habe.
Das Projekt ist ein Porträt eines Ortes, der mir sehr am Herzen liegt. Es besteht hauptsächlich aus Straßenporträts, aus zufälligen Begegnungen mit Menschen, die ich auf der Straße treffe und in denen ich etwas sehe, das mich anspricht. Und dann frage ich, ob ich ein Porträt von ihnen machen kann.

Fujifilm GFX 50S | GF 50mm f/3.5 R LM WR | 59mm | f/5.2 | 1/60 | ISO 400
Ich denke, ein Porträt gibt einem die Möglichkeit, in das Leben eines anderen Menschen hineinzuschauen, ihm direkt in die Augen zu sehen und sich zu überlegen, wie sein Leben wohl aussieht. Vielleicht stellt man sich Fragen. Ein starkes Porträt ist für mich eines, das einen mit Fragen zurücklässt, das einen zum Nachdenken anregt und vielleicht das eigene Verständnis für die Welt, in der wir leben, erweitert.
Die meisten meiner Arbeiten fotografiere ich mit einer Mittelformat-Filmkamera. Das Govanhill-Projekt habe ich vor 20 Jahren begonnen, und es fühlte sich einfach richtig an, es auf dieselbe Weise fortzusetzen. Ich bin ein bisschen ein Gewohnheitstier. Wenn ich also ein Projekt auf eine bestimmte Art und Weise beginne, mit einem bestimmten Verfahren, neige ich dazu, es auf diese Weise fortzusetzen. Es gibt eine Menge Dinge, die ich an Mittelformatkameras mag. Abgesehen von der Qualität der Bilder, die man mit ihnen erhält, ist einer der wichtigsten Punkte die Möglichkeit, sich von der Kamera zu lösen. Die Kamera befindet sich nicht über meinem Auge, sodass ich beim Fotografieren direkt mit dem Motiv kommunizieren kann.

Fujifilm GFX 50S | GF 35-70mm f/4.5-5.6 WR | 66mm | f/5.6 | 1/80 | ISO 400
Aber in letzter Zeit habe ich über ein neues Projekt nachgedacht. Und wenn ich über ein neues Projekt nachdenke, denke ich über den gesamten Prozess nach – auch über die Kamera. Welche Kamera sollte ich zum Fotografieren wählen? Ich wollte mich ein wenig mehr mit der Farbfotografie beschäftigen. Und bin wirklich beeindruckt von der Qualität der Bilder, die digitale Mittelformatkameras hervorbringen.
Als ich also die Fujifilm GFX 100 bekam, packte ich sie sofort aus und machte mich auf den Weg. Ich hatte keine Ahnung, wie ich sie benutzen sollte – überhaupt keine Ahnung. Ich wusste nicht einmal, wie man die ISO-Einstellung ändert, denn ich bin es gewohnt, mit Mittelformat-Filmkameras zu fotografieren. Ich sagte mir: „Naja, alles, was ich tun muss, ist, die Blende und die Verschlusszeit zu ändern.“ Aber ich musste den ISO-Wert einstellen! Das habe ich ziemlich schnell herausgefunden, und ich dachte, ich probiere es einfach mal aus. Und genau das habe ich dann auch getan.

Fujifilm GFX 50S | GF 50mm f/3.5 R LM WR | 59mm | f/5.2 | 1/60 | ISO 400
In gewisser Weise fühlt sich die Kamera ziemlich altmodisch an. Auf den ersten Blick scheint es nicht allzu viele Funktionen zu geben, und das ist gut so. Wenn ich mit einer Mittelformatkamera arbeite, sind Blende und Verschluss alles, was ich brauche. Es ist also nicht übermäßig komplex.

Fujifilm GFX 100 | GF 80mm f/1.7 R WR | 80mm | f/1.7 | 1/320 | ISO 400
Auch wenn die Lichtverhältnisse gut und hell sind und ich mit schnellen Verschlusszeiten arbeiten kann, fotografiere ich Porträts oft mit Stativ, weil es mir mehr um die Interaktion mit dem Subjekt geht. Ich mag es, mit der Person sprechen zu können, anstatt mich hinter der Kamera zu verstecken.

Fujifilm GFX 100 | GF 80mm f/1.7 R WR | 80mm | f/4.0 | 1/50 | ISO 400
Manchmal denke ich, dass die Kamera ein wenig im Weg ist. Deshalb benutze ich das Stativ. Aber der kleine Bildschirm an der Fujifilm-Kamera – den kann man einfach ausklappen und sehen, was ich sehe.

Fujifilm GFX 100 | GF 45mm f/2.8 R WR | 45mm | f/8.0 | 1/30 | ISO 400
Als Vorsitzender des MPB Scottish Portrait Award in Photography, ist es mir gelungen, einige fantastische Juror:innen wie Margaret Mitchell, GarconJon [Jonathan Daniel Pryce] und Albert Watson zu gewinnen. Wir werden uns intensiv mit der Porträtfotografie befassen, und ich bin schon sehr gespannt auf die Vielfalt der eingereichten Porträts. Die Leute fragen mich oft: „Was macht ein gutes Porträt aus?“ Die Antwort auf diese Frage ist wirklich schwierig.
Manchmal kann man sich die technischen Aspekte eines Porträts ansehen. Die Art und Weise, wie es konstruiert wurde, sieht einfach unglaublich gut aus und fühlt sich richtig an. Manchmal ist es ein gestochen scharfes Foto mit schöner Beleuchtung.

Fujifilm GFX 100 |GF 45mm f/2.8 R WR | 45mm | f/8.0 | 1/30 | ISO 400
Aber es gibt auch Fälle, in denen ein Porträt vielleicht unscharf ist, ein wenig Bewegungsunschärfe aufweist, aber einfach eine Energie und emotion einfängt, die berührt und vielleicht mehr von einer Geschichte offenbart. Für mich gibt es also keine festen Regeln, wenn es darum geht, was ein gutes Porträt ausmacht.
Wirklich wichtig ist es, dass das Porträt eine Verbindung zur fotografierenden Person herstellt. Es sollte sie etwas spüren lassen, etwas Starkes – ob es nun ein tiefgründiger Moment, ein ernster Moment oder ein Moment der Freude ist –, an dem der Fotograf bzw. die Fotografin beteiligt war und den er bzw. sie mit der Kamera einfangen konnte.

Fujifilm GFX 100 | GF 80mm f/1.7 R WR | 80mm | f/1.7 | 1/500 | ISO 400
Für mich ist das der Ausgangspunkt. Hast du etwas gefühlt, als du das Foto gemacht hast? Welche Gefühle löst es bei anderen Menschen aus? Werden sie sich an das Bild erinnern? Löst es bei ihnen eine bestimmte Art von Reaktion aus? Kannst du das im Gesicht der betrachtenden Person sehen?
Bei der Fotografie geht es nicht nur um den Fotografen bzw. die Fotografin, sondern auch um das Motiv – und um die Person, die das Bild betrachtet. Welche Gefühle löst es bei dir aus?

Fujifilm GFX 100 | GF 80mm f/1.7 R WR | 80mm | f/4.0 | 1/50 | ISO 400
Danke, Simon.
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