
Leitfaden für die Waldfotografie: Ausrüstung und Tipps
Veröffentlicht am 19. Dezember 2024 von MPB
Die Waldfotografie – oder Baumfotografie – ist ein besonderes Feld zwischen Naturfotografie und Landschaftsfotografie, besonders beliebt bei Fotograf:innen, die gerne durch Wälder und Gehölz wandern. Dabei geht es darum, die einzigartige Stimmung inmitten dieser grünen Umgebungen einzufangen.
In diesem Artikel teilt die Fotografin Vivienne Arnold ihre Tipps, wie du deine Baum- und Waldfotos verbessern kannst. Dafür hat sie hauptsächlich ihre spiegellose APS-C-Kamera, eine Fujifilm X-H2S, sowie das Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 LM OIS WR Telezoom verwendet. Sie erzählt, welche Ausrüstung und Einstellungen sie für die Waldfotografie empfehlen würde und wie sie ihre Motive findet. Lies weiter, um mehr von Vivienne zu erfahren.

Fujifilm X-H2S | Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 R LM OIS WR | 102,20mm | f/5.0 | 1/125 sec | ISO 640
Als Naturfotografin bin ich die meiste Zeit mit meiner Kamera draußen unterwegs. Dabei bin ich nicht nur auf Motive von wilden Tieren aus, sondern genieße es auch einfach mal entspannt durch den Wald zu gehen und verschiedene Eindrücke auf mich wirken zu lassen.
Ich hatte die letzten Wochen die Gelegenheit das 50-140mm f/2.8 Telezoom von Fujifilm an meiner Fujifilm X-H2S zu testen und so viel kann ich schon mal vorweg sagen: Es ist ein unglaublich vielseitiges und professionelles Objektiv.
Die Waldfotografie umfasst mehr als das Fotografieren von Bäumen. Es gibt einiges, auf das es zu achten gilt. Ich stehe dabei immer vor der großen Herausforderung: Wie kann ich es schaffen, eine verträumte oder mystische Stimmung in meinen Bildern zu erzeugen? Meine Erfahrungen und Herangehensweise möchte ich euch gerne in diesem Beitrag vorstellen.

Fujifilm X-H2S | Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 R LM OIS WR | 83,80mm | f/5.6 | 1/200 sec | ISO 800
Welche Ausrüstung brauche ich?
Für Waldspaziergänge versuche ich nur das Nötigste an Fotoequipment einzupacken. Für die Waldfotografie benutze ich gerne ein Telezoom, da mir längere Brennweiten sehr dabei helfen, Objekte vom Rest des Waldes zu isolieren und Ordnung in die Unordnung zu bringen.
Das Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 LM OIS WR ist ein toller Allrounder für die Waldfotografie. Es verfügt über eine feste Blende von f/2.8 über den gesamten Zoombereich. Und da das Objektiv einen Schutz vor Spritzwasser und Staub hat, kann ich selbst bei eintretendem Regen weiter fotografieren – das ergibt oft die interessantesten Fotomotive. Natürlich ist es aber generell ratsam darauf zu achten, dass dein Kameraequipment trocken bleibt.
Das Gehäuse ist aus stabilem Metall gefertigt. Der Fokus- und Zoomring laufen sehr geschmeidig und die ganze Haptik des Objektivs an meiner Kamera hat mir ein sehr sicheres Gefühl im Umgang beschert. Insgesamt macht das Objektiv einen sehr hochwertigen Eindruck. Mit knapp über einem Kilo Gewicht ist das Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 LM OIS WR auch ziemlich leicht. Die OIS (Optical Image Stabilization) hilft mir außerdem auch ohne Stativ verwacklungsfreie Fotos aufzunehmen. Der Autofokus ist schnell, leise und zuverlässig. Zu beachten ist hierbei jedoch, dass das Objektiv eine Naheinstellgrenze von ca. 1m hat.
Weitere Ausrüstungsgegenstände, welche dir helfen, die Bildwirkung deines Bildes hervorzuheben, sind ein Filterund ein Stativ. Polfilter werden gerne eingesetzt, um Farben und Kontraste hervorzuheben und Spiegelungen, zum Beispiel auf dem Wasser, zu reduzieren. Und ein fotostative hilft Ihnen auch, verwacklungsfreie Bilder zu machen, vor allem, wenn Sie eine längere Belichtungszeit verwenden.

Fujifilm X-T2 | Fujifilm XF 100-400mm f/4.5-5.6 R LM OIS WR | 170,50mm | f/4.8 | 1/250 sec | ISO 1250
Welche Einstellungen sind hilfreich?
Wie bei jeder Art der Fotografie sollten die Werte von ISO, Blende und Belichtungszeit aufeinander abgestimmt werden. Dabei kommt es aber auch immer darauf an, welche Bildwirkung du mit deinen Fotos erzielen möchtest.
Für nahezu rauschfreie Bilder sollte der ISO-Wert so hoch wie nötig, aber so gering wie möglich sein. Bei neueren Kameramodellen wie meiner Fujifilm X-H2S sind auch höhere ISO-Werte gut zu benutzen, ohne zu viel Rauschen in den Bildern zu haben.
Die Belichtungszeit kannst du sehr flexibel einsetzen. Im Wald kann es selbst zur Mittagszeit recht dunkel sein, es lohnt sich also, längere Belichtungszeiten zu testen. Hier ist es sinnvoll, ein Stativ zu verwenden, damit eine längere Belichtungszeit nicht zu verwackelten Fotos führt.
Die Blende ist ein sehr individueller Wert. Verschiedene Blendenwerte erzeugen unterschiedliche Bildwirkungen. Detailaufnahmen von Blättern lassen sich sehr gut mit einer großen Blende ab f/2.8 fotografieren. Das Motiv steht im Fokus und der Hintergrund liegt dabei im unscharfen Bokeh. Für eine höhere Schärfentiefe, bei der möglichst viel im Bild scharf abgebildet sein soll, eignen sich Werte ab f/8 bis f/11, z.B. für eine Szene mit vielen Bäumen.

type: entry-hyperlink id: 6EDCJxG79ItC5KjIkt2ABn | type: entry-hyperlink id: 2Vmc54dK6lVlqaSg8W4dMj | 115,30mm | f/4.6 | 1/200 sec | ISO 160
Wie nutze ich das vorhandene Licht am besten?
Wer schon einmal im Wald fotografiert hat, wird feststellen, dass man dort mit äußerst verschiedenen (und zum Teil extremen) Lichtverhältnissen zu kämpfen hat. Aufgrund des hohen Dynamikumfangs, den die Kamera nicht in vollem Umfang wie unser menschliches Auge erfassen kann, lasse ich den Himmel gerne aus. So kann ich gezielt auf meinen Vordergrund belichten, ohne den Himmel am Ende ausgebrannt zu haben. Eine längere Brennweite ab 50mm hilft dabei ungemein, denn je größer die Brennweite, desto näher lässt sich die Szene im Bild heranholen.
Nebel ist perfekt für stimmungsvolle Waldbilder, auch Regenwetter oder ein grauer Himmel sind gut geeignet. Bei Sonnenschein wird es schon etwas anspruchsvoller, das Licht kann allerdings für eindrucksvolle Schatten in deinen Bildern sorgen.
An grauen oder nebligen Tagen eignen sich auch Tageszeiten, die sonst in der Fotografie eher schwierig sind, wie die Mittagszeit. Denn der Wald erzeugt durch seine natürlichen Schatten eine ganz eigene Lichtstimmung.

Fujifilm X-H2S | Fujifilm XF 100-400mm f/4.5-5.6 R LM OIS WR | 400mm | f/5.6 | 1/200 sec | ISO 1600
Wie finde ich meine Motive?
Für die Motivfindung passt der Spruch "man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht “ recht gut. Ich versuche immer eine interessante Komposition zu finden. Dabei lässt sich gut mit Lichtverhältnissen oder sich ändernden Perspektiven arbeiten. Gegenlichtaufnahmen, als auch kontrastreiche Bilder mit Seitenlicht haben interessante Bildwirkungen. Hier ist es auch sinnvoll, eine Stelle, die du als interessant empfindest, mehrmals an verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen.

Fujifilm X-H2S | Fujifilm XF 50-140mm f/2.8 R LM OIS WR | 140mm | f/7.1 | 1/125 sec | ISO 400
Um einfach zu starten und ein bisschen Ordnung in die Unordnung „Wald“ zu bringen, eignen sich vor allem Waldwege. Diese kannst du als führende Linie benutzen, um dein Bild stimmungsvoll zu gestalten und den Blick der Betrachter:innen zu lenken. Auch interessant gewachsene Bäume oder Baumreihen als „Points of Interest“ können dir als Blickfang dienen. Frage dich immer: Was hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen? Wieso finde ich diesen Baum, dieses Gras, diesen Pilz oder diese Szene so interessant? Anschließend kannst du versuchen, genau das im Foto umzusetzen.
Ich habe schon verschiedene Sachen ausprobiert, wie Spiegelungen, Waldwege, Naturdetails, Tiere und Outdoorporträts. Besonders Tele-Objektive eignen sich besonders dafür, sich nur auf Form und Farben zu konzentrieren. Es ist nicht immer einfach, Ordnung ins Chaos bei der Motivwahl zu bringen. Je länger du dich damit auseinandersetzt, desto mehr Motive wirst du finden.

Fujifilm X-H2S | Fujifilm XF 100-400mm f/4.5-5.6 R LM OIS WR | 100mm | f/4.5 | 1/125 sec | ISO 160
Fazit
Fotografieren bedeutet so viel mehr als ein Bild zu machen. Vor allem geht es in der Waldfotografie für mich hauptsächlich darum zu entspannen und mich zu fokussieren. Stimmungsvolle Bilder entstehen nicht einfach auf Knopfdruck. Äußere Einflüsse wie Wetter, Location und Equipment sind ausschlaggebend, sowie die eigene Intention, ein Bild zu kreieren.
Mein Fujifilm-Setup sorgt für eine hohe Detailtreue, ein angenehmes Bokeh und eine hohe Auflösung – sogar an den Rändern. Und wie ich es von Fujifilm gewohnt bin, werden die Farben perfekt wiedergegeben.
Es gibt außerdem vier wichtige Punkte, die mir dabei helfen, eine schöne Szene festzuhalten: Erstens ist ein Telezoom-Objektiv ungemein nützlich, um Objekte vom Rest des Waldes zu isolieren und Ordnung in die Unordnung zu bringen. Zweitens suche ich mir einen Vordergrund bzw. einen „Point of Interest“, der ein vermeintlich chaotisches Bild ruhig wirken lässt. Drittens nutze ich das Licht, um Atmosphäre in meinen Bildern zu erzeugen und um kreative Bilder zu erschaffen. Und viertens versuche ich, die Auszeit draußen immer zu genießen, auch wenn kein Bild zustande kommt.

Fujifilm X-T4 | Fujifilm XF 100-400mm f/4.5-5.6 R LM OIS WR | 100mm | f/6.4 | 1/30 sec | ISO 1250
Vielen Dank, Vivienne. Du findest ihre Arbeiten auf Instagram @natureandstories. Sieh dir auch ihre Tipps für den Einstieg in die Wildlife-Fotografie an. Oder lies weitere Leitfäden auf dem MPB-Blog.