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Gletscher im Dunkeln von oben aufgenommen, fotografiert von Marvin Kuhr mit der Sony A7 IV

Wie fotografiere ich Gletscher, Eisberge und Eishöhlen?

Veröffentlicht am 19. Dezember 2024 von MPB

Wie lassen sich eisige und schneebedeckte Landschaften am besten und nachhaltigsten fotografieren? Gletscher, Eisberge und Eishöhlen sind nicht nur wunderschöne Motive für atemberaubende Fotos, sie sind auch uralte, unbezahlbare Wahrzeichen der Natur und vielleicht der deutlichste Gradmesser für die zerstörerischen Auswirkungen der Klimakrise. Daher ist es für alle, die Gletscher fotografieren, unerlässlich, die Auswirkungen ihres Handelns zu minimieren. 

Fotograf:innen müssen auch mit extremen Lichtverhältnissen zurechtkommen – von den dunkelsten Eishöhlen bis zum hellsten Schneeglanz auf Eisbergen und Gletschern – während sie unter schwierigen Wetterbedingungen und bei Minusgraden arbeiten.

In diesem Leitfaden gibt der Outdoor-Fotograf Marvin Kuhr seine wichtigsten Tipps für Fotograf:innen, die Gletscher, Eisberge und Eishöhlen auf nachhaltige Weise fotografieren möchten. Marvin Kuhr hat einige der beeindruckendsten Umgebungen und Landschaften der Welt fotografiert und mit Tourismusverbänden und Marken in ganz Europa und Südamerika zusammengearbeitet – darunter auch ein Auftrag von Visit Norway, die atemberaubenden Fjorde des Landes zu fotografieren.


Foto von Marvin Kuhr mit orangem Helm und Kamera in der Hand in einer Gletscherhöhle

type: entry-hyperlink id: 3BGkDcsKgtBZSwoOV9Dinb | type: entry-hyperlink id: 4bcpUXFn6Aoc5v9w95Sb2V | 30mm | f/2.8 | 1/125 sec | ISO 2800

Ich hatte das Privileg, einige der schönsten Orte auf der Welt zu besuchen und zu fotografieren, darunter Patagonien und Island. Beide Reisen haben mich tief beeindruckt, aber auch traurig gemacht, als ich die Auswirkungen des Klimawandels auf diese wunderschönen Orte gesehen habe.

Als Fotograf:innen haben wir die Möglichkeit, die Auswirkungen des Klimawandels sichtbar zu machen und das Bewusstsein für die Dringlichkeit der Situation zu schärfen. Aber wir müssen uns auch fragen, wie wir unsere Arbeit selbst nachhaltiger gestalten können.

In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen teilen, die ich beim Fotografieren von Gletschern gemacht habe. Ich werde auch einige Techniken vorstellen, die du anwenden kannst, um diese eindrucksvollen Orte bestmöglich zu fotografieren.

Person, die aus einer Gletscherhöhle nach draußen geht

Island | Sony A7 IV | Sony 16-35mm f/2.8 GM | 16mm | f/2.8 | 1/1000 sec | ISO 400

Kameraausrüstung für Gletscherfotografie

Das Fotografieren von Gletschern kann eine beeindruckende Erfahrung sein und zu atemberaubenden Bildern führen. Es gibt jedoch einige Dinge zu beachten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Eine wichtige Voraussetzung ist die richtige Ausrüstung – in meinem Fall die Sony A7 IV Kamera und die passenden Objektive.

Bei der Wahl der Objektive ist es wichtig, die Brennweite und Blendenöffnung zu berücksichtigen. Das Sony 70-200mm f/2.8 GM OSS und das Sony 16-35mm f/2.8 GM bieten eine gute Balance zwischen Weitwinkel- und Teleobjektiv und ermöglichten es mir, sowohl weite Landschaften als auch Details des Gletschers aufzunehmen. Wenn eine größere Brennweite benötigt wird, kannst du einen Telekonverter verwenden.

Gewässer in einer riesigen Gletscherhöhle, Person mit oranger Jacke im Hintergrund auf einem Felsen

Island | Sony A7 IV | Sony 16-35mm f/2.8 GM | 16mm | f/2.8 | 1/2000 sec | ISO 640

Tipps zum Fotografieren von Gletschern

Belichtung

Eine wichtige Überlegung ist die Belichtung. Gletscher reflektieren viel Licht und können zu Überbelichtung führen. Daher ist es wichtig, die Belichtung sorgfältig zu überwachen und gegebenenfalls Belichtungskorrekturen vorzunehmen. 

Die Verwendung eines Polarisationsfilters kann auch helfen, das reflektierte Licht zu reduzieren und den Kontrast zu verbessern. In jedem Fall empfiehlt es sich, das Histogramm im Auge zu behalten.

Standort und Blickwinkel

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Fotografieren von Gletschern ist die Wahl des Standorts und des Blickwinkels. Es kann hilfreich sein, den Gletscher aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und zu fotografieren, um die verschiedenen Aspekte und Texturen des Eises zu erfassen. 

Du könntest versuchen, Gletscher aus der Ferne zu fotografieren, um das volle Ausmaß des Gletschers zu erfassen oder nahe an den Gletscher heranzutreten, um Details des Eises zu erfassen. An manchen Gletschern gibt es sogar die Möglichkeit, in geführten Touren auf dem Eis zu laufen, oder sogar in Eishöhlen unter dem Eis zu gelangen.

Drei Menschen von hinten fotografiert, die auf eine Gletscherlandschaft blicken, fotografiert von Marvin Kuhr mit der Sony A7 IV

Patagonien | Sony A7 IV | Sony 70-200mm f/2.8 GM OSS | 70mm | f/2.8 | 1/4000 sec | ISO 400

Witterungsbedingungen 

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Fotografieren von Gletschern ist das Wetter. Gletscher können bei Sonnenlicht glänzend und spektakulär aussehen, aber bei schlechtem Wetter kann die Atmosphäre dramatischer und stimmungsvoller sein. Regen, Nebel und Wolken können eine einzigartige Atmosphäre schaffen, die den Gletscher in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Ich erinnere mich besonders an einen Tag in Patagonien, an dem ich den Gletscher Perito Moreno besucht habe. Es war ein bewölkter und nebliger Tag, aber das machte das Erlebnis umso faszinierender. Die Wolken schienen fast auf der Wasseroberfläche zu sitzen und erzeugten eine fast magische Atmosphäre. Einige Minuten später klarte das Wetter auf, über dem Gletscher erschien ein Regenbogen und die Sonne ließ die Farben der Umgebung, das Grün der Bäume und das Blau des Eises intensiver wirken.

Gletscher in einem Gletschersee mit Berglandschaft dahinter, fotografiert von Marvin Kuhr mit der Sony A7 IV

Patagonien | Sony A7 IV | Sony 16-35mm f/2.8 GM | 16mm | f/4.0 | 1/3200 sec | ISO 400

Nachhaltigkeit in der Fotografie

Wir als Fotograf:innen haben die Verantwortung, unsere Arbeit nachhaltiger zu gestalten. MPB bietet eine Plattform, auf der wir gebrauchte Kameraausrüstung kaufen, verkaufen oder in Zahlung geben können. Das trägt nicht nur dazu bei, den Ressourcenverbrauch und den CO2-Ausstoß zu reduzieren, sondern ermöglicht es auch, dass gebrauchte Kameras und Objektive von anderen wiederverwendet werden können.

Wir sollten uns bewusst machen, wie wir unsere Fotos machen und welche Auswirkungen sie haben können. Wenn wir zum Beispiel bei Naturfotografie Rücksicht auf die Umwelt und die Tiere nehmen und keine Spuren hinterlassen, können wir dazu beitragen, dass diese Orte auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Kurz gesagt, wir als Fotograf:innen haben die Möglichkeit, nicht nur schöne Bilder zu machen, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Welt um uns herum zu haben.

Gletscher im Dunkeln von oben aufgenommen, fotografiert von Marvin Kuhr mit der Sony A7 IV

Patagonien | Sony A7 IV | Sony 70-200mm f/2.8 GM OSS | 200mm | f/4.0 | 1/8000 sec | ISO 400

Fotografie als Mittel zur Kommunikation von Umweltfragen

Wenn man sich zum Fotografieren von Gletschern entscheidet, ist es auch wichtig, sich über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gletscher im jeweiligen Gebiet zu informieren. Das Bewusstsein für diese Auswirkungen kann dazu beitragen, dass man sich noch stärker dafür engagiert, bedeutsame Bilder zu machen und die Botschaft zu verbreiten.

In Island hatte ich die Gelegenheit, die Gletscher von innen zu fotografieren. Es war eine einzigartige Erfahrung, in eine Eishöhle einzusteigen und das Licht zu beobachten, das durch das Eis schimmerte. Es ist jedoch auch wichtig zu betonen, dass diese Eishöhlen aufgrund des Klimawandels und der damit einhergehenden Erderwärmung immer seltener werden. Die Gletscher schmelzen schneller und das Eis wird instabiler, was das Betreten von Eishöhlen gefährlicher macht.

Als Fotograf:innen müssen wir uns bewusst sein, dass unsere Bilder eine Macht haben, die weit über das Ästhetische hinausgeht. Wir haben die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Menschen auf Probleme zu lenken und Bewusstsein zu schaffen. Wir können visuelle Geschichten erzählen und die Bedeutung von Themen und Problemen verstärken.

Insgesamt zeigt das Fotografieren von Gletschern nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch ihre Verletzlichkeit und den Einfluss des Menschen auf sie. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir Teil des Problems sind, aber auch Teil der Lösung sein können. Indem wir unsere Arbeit nachhaltiger gestalten und Bewusstsein schaffen, können wir dazu beitragen, unsere Welt zu einem besseren Ort zu machen.


Sieh dir zu diesem Thema auch das Interview mit Ragnar Axelsson zu seiner Retrospektive “Where the world is melting” an. Weitere Tipps und Techniken gibt’s auf dem MPB-Blog.