
Astrofotografie: Tipps und Tricks
Veröffentlicht am 5. Februar 2025 von MPB
Der Blick in die Sterne ist ein interessantes Motiv für viele Fotograf:innen. Doch welche Ausrüstung benötige ich für gute Astrofotografie? Und was muss ich beachten, um die Milchstraße zu fotografieren?
In Zusammenarbeit mit dem Astrofotografen Sven Riemann enthüllen wir einige Profitipps für die Erfassung der Schönheit des Nachthimmels. Von der Grundausstattung bis zu den Top-Empfehlungen und praktischen Einblicken wird dieser Artikel deinen Einstieg in die Astrofotografie erleichtern.
Dieser Artikel beinhaltet:
Grundausrüsung für Astrofotografie
Die richtigen Kameras für Astrofotografie
Die richtigen Objektive für Astrofotografie
Drei Top-Tipps für Astrofotografie
Den Nutzen eines Teleskops für Astrofotografie
Häufig gestellte Fragen

Sven Riemann | Fujifilm X-T2 | Fujinon 35mm f/1.4 | Himmel: f/2.0 | 60 sec | ISO 1250 | Vordergrund: f/2.8 | 240 sec | ISO 800
Astrofotografie Experten-Tipps für die perfekte Milchstraßen-Aufnahme
Unser Astrofotografie-Experte Stefan Liebermann zeigt dir in diesem Video, wie du den Sternenhimmel und die Milchstraße fotografieren kannst. Wie du diese richtig planst, welches Equipment du dafür brauchst und wie du deine Aufnahmen später nachbearbeiten kannst.
Benötigte Ausrüstung für Astrofotografie
Bevor wir in die Details eintauchen, ist es entscheidend sicherzustellen, dass du die richtige Ausrüstung hast. Hier ist eine Übersicht über die unverzichtbare Ausrüstung für erfolgreiche Astrofotografie-Abenteuer:
Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten
Eine Kamera mit manueller Belichtungseinstellung (M-Modus) ist ideal für die Astrofotografie, damit du Blende und Verschlusszeit selbstständig steuern kannst, was allerdings ein wenig Übung erfordert. Der Bulb-Modus ermöglicht es dir, den Verschluss so lange offen zu halten, wie der Auslöser gedrückt ist, was für die Astrofotografie ebenfalls äußerst nützlich sein kann. Es eignen sich sowohl DSLR- als auch spiegellose Kameras für Astrofotografie, da sie eine Vielzahl von Objektiven unterstützen und häufig eine gute Bildqualität bieten.
Lichtstarkes Objektiv oder Teleskop
Für weitwinkelige Himmelsaufnahmen eignen sich Weitwinkelobjektive mit großer Blendenöffnung (dazu später mehr). Für detailreichere Aufnahmen von Sternen, Galaxien und Nebeln ist ein Teleskop mit entsprechenden Okularen und Zubehör erforderlich.
Stativ oder Montierung
Um Verwacklungen während der Aufnahmen zu vermeiden, ist ein stabiles Stativ oder eine Montierung unerlässlich. Eine motorisierte Montierung ist besonders hilfreich, um die Rotation der Erde auszugleichen und lang belichtete Aufnahmen zu ermöglichen.

Sven Riemann | Nikon D5100 | Sigma 10-20 f/3.5 | Himmel: f/3.5 | 15 sec | ISO 5000 | 10 Aufnahmen stacked | Vordergrund: f/3.5 | 1/20 sec | ISO 400
Fernauslöser
Ein Fernauslöser ermöglicht es dir, die Kamera ohne Berührung auszulösen, was Verwacklungen während der Aufnahme verhindert.
Kameratasche
Mit der Menge an Ausrüstung ist es wichtig, diese sicher zu verstauen und vor Kälte zu schützen, wenn du nachts unterwegs bist. Es gibt eine große Auswahl an Taschen und Schutzhüllen für deine Ausrüstung.
Mit dieser Grundausstattung bist du gut gerüstet, um atemberaubende Bilder des Sternenhimmels zu erfassen und die faszinierende Welt der Astrofotografie zu erkunden.
Kameras für Astrofotografie
Neben den manuellen Einstellungsmöglichkeiten deiner Kamera ist es wichtig, dass sie über möglichst gute Low-Light-Eigenschaften verfügt – dabei gilt, je größer der Sensor, desto besser. Aber auch mit kleineren Sensoren wie Micro-Four-Third oder APS-C lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen. Wir möchten dir im Folgenden drei Kameras für Astrofotografie in verschiedenen Preisklassen zeigen.

Gebrauchte Nikon D850
Nikon D5100
Sven Riemann hat seine Astrofotografie-Reise mit der DSLR Nikon D5100 begonnen. Die APS-C-Kamera ist für den Einstieg geeignet, um dich an der Astrofotografie auszuprobieren.
Technische Daten
Sensorgröße | APS-C |
Auflösung | 16,1 Megapixel |
ISO-Bereich | 100-6.400 |
Erweiterter ISO-Bereich | 100-25.600 |
Autofokus | Phasenvergleich-Autofokus mit 11 Sensoren |
Bildstabilisierung | Nein |
Vorteile
Äußerst kostengünstig
Solide Bildqualität
Nachteile
Begrenzte ISO-Leistung
Begrenzte manuelle Steuerung
Nicht wetterfest

Gebrauchte Fujifilm X-T2
Fujifilm X-T2
Die Fujifilm X-T2 ist eine der Kameras, die Sven Riemann inzwischen für seine Astrofotografie verwendet. Trotz ihres kleineren APS-C-Sensors ist es damit möglich, beeindruckende Aufnahmen des Nachthimmels zu kreieren.
Technische Daten
Sensorgröße | APS-C |
Auflösung | 24,3 Megapixel |
ISO-Bereich | 200-12.800 |
Erweiterter ISO-Bereich | 100-51.200 |
Autofokus | Phasenvergleich, Kontrast |
Bildstabilisierung | Nein |
Vorteile
Solide Bildqualität
Kompaktes, wetterfestes Gehäuse
Nachteil
Vergleichsweise geringe Akkulaufzeit

Gebrauchte Sony A7 III
Sony A7 III
Die Sony A7 III ist eine beliebte Kamera für verschiedenste Genres und ist auch für Astrofotografie mit ihrem Vollformatsensor und riesigem erweiterten ISO-Bereich perfekt geeignet.
Technische Daten
Sensorgröße | Vollformat |
Auflösung | 24,2 Megapixel |
ISO-Bereich | 100-51.200 |
Erweiterter ISO-Bereich | 50-204.800 |
Autofokus | Phasenvergleich-Autofokus mit 693 Sensoren |
Bildstabilisierung | Sensor-Shift |
Vorteile
Hohe ISO-Leistung
Hohe Auflösung
Wetterfestes Gehäuse
Nachteil
Vergleichsweise kostspielig

Sven Riemann | Fujifilm X-T4 | Samyang 12mm f/2.0 | Himmel+Vordergrund: f/2.0 | 20 sec | ISO 3200
Objektive für Astrofotografie
Da es bei der Astrofotografie darum geht, an einem sehr dunklen Ort möglichst viele Details im Sternenhimmel aufzuzeichnen, brauchst du ein lichtstarkes Objektiv.
Je kleiner dabei die Brennweite ist, desto länger kannst du belichten, ohne dass die Sterne aufgrund der Erdrotation strichförmig werden. Eine längere Belichtungszeit bedeutet eine größere Lichtausbeute und damit mehr Details und weniger Rauschen.
Ein geeignetes und kostengünstiges Objektiv für APS-C ist zum Beispiel das Samyang 12mm f/2.0 in der manuellen, sowie in der neuen Variante mit Autofokus. Natürlich eignen sich auch viele der Weitwinkel und lichtstarken Festbrennweiten der verschiedenen Kamerahersteller wie z. B. das Nikon Z 20mm f/1.8 S, Sony FE 20mm f/1.8 G usw.
Top-Tipps für Astrofotografie
1. Vorbereitung und Standortwahl
Ebenso wichtig wie dein Equipment ist es, einen dunklen Ort zu finden, an dem die Lichtverschmutzung nicht zu stark ist und an dem du eine klare Sicht auf den Sternenhimmel hast. Vor jedem Trip lohnt sich also ein Blick auf die Light Pollution Map, damit du dir sicher sein kannst, dass der Ort sich für Astrofotografie auch eignet.
2. Manuelle Einstellungen deiner Kamera verwenden
Stelle deine Kamera auf manuelle Einstellungen um, um volle Kontrolle über Belichtung, Blende und ISO zu haben. Dies ermöglicht es dir, die besten Ergebnisse für Astroaufnahmen zu erzielen, unabhängig von der Kameramarke. Eine große Blendenöffnung, eine moderate ISO-Empfindlichkeit und eine angemessene Belichtungszeit sind typischerweise für Astrofotografie geeignet.
3. Einstellungen zuhause testen
Wirklich wichtig ist, dass du deine Technik gut kennst und weißt, in welchen ISO-Bereichen deine Kamera noch brauchbare Ergebnisse produziert. Teste das am besten vorher in einem dunklen Raum, damit du nicht später mit zu stark verrauschten Fotos nach Hause kommst.

Sven Riemann | Fujifilm X-T2 | Fujinon 35mm f/1.4 | f/2.0 | 60 sec | ISO 1250
Teleskop für Astrofotografie
Die Verwendung eines Teleskops für die Astrofotografie kann deine Bilder deutlich verbessern. Mit einem Teleskop kannst du nähere und detailliertere Aufnahmen von Himmelsobjekten machen. Das bedeutet, dass du weit entfernte Sterne, Galaxien und Nebel mit größerer Klarheit und Präzision erfassen kannst.
Die Einrichtung eines Teleskops für die Fotografie erfordert sorgfältige Kalibrierung und Ausrichtung, um sicherzustellen, dass die Himmelsobjekte korrekt erfasst und fokussiert werden. Um deine Kamera an ein Teleskop anzuschließen, benötigst du außerdem spezielle Adapter. Sobald alles richtig eingestellt ist, kannst du allerdings wirklich erstaunliche Bilder des Nachthimmels machen.
FAQs
Im Folgenden beantworten wir ein paar häufig gestellte Fragen zur Astrofotografie, zusammen mit Sven Riemann.
Wann kann ich die Milchstraße fotografieren?
In Deutschland und dem europäischen Umland eignen sich Frühling und Herbst – jeweils zum Neumond – am besten, um die Milchstraße zu fotografieren. In diesen Jahreszeiten ist das Zentrum der Milchstraße gut zu sehen und es wird nachts sehr dunkel. Im Sommer hingegen sind die Nächte so kurz, dass es kaum zu totaler Dunkelheit kommt. Man kann zwar trotz allem die Sterne fotografieren, jedoch ist die Milchstraße weniger stark sichtbar. Der Winter eignet sich am wenigsten, da das Zentrum der Milchstraße hinter dem Horizont verschwindet.
Es gibt viele Apps, die einem helfen können, die perfekte Uhrzeit und den Stand des Mondes zu erfahren – PhotoPills und Star Walk 2 haben sich für Sven Riemann beide bewährt. PhotoPills eignet sich auch, um herauszufinden, wie lange du mit den verschiedenen Brennweiten deiner Objektive belichten kannst, bevor du strichförmige Sterne kriegst.

Star Walk 2 und PhotoPills
Wie kann ich die Milchstraße fotografieren?
Beim Fotografieren in der Dunkelheit ist es zunächst wichtig, eine gute Komposition zu finden, was aufgrund der geringen Sicht natürlich schwieriger ist als tagsüber.
Den Fokus in totaler Dunkelheit zu setzen ist eine eigene Herausforderung und erfordert den manuellen Fokusmodus mit Hilfe der Fokuslupe, um den hellsten Stern scharf zu stellen. Falls es zu schwierig ist, im Dunkeln zu fokussieren, kannst du den Fokuspunkt tagsüber am weitesten entfernten Punkt am Horizont festlegen und den Fokusring dann mit Tape fixieren.
Um gute Ergebnisse zu erzielen, ist es entscheidend, dein Kamera-Setup und die geeigneten ISO-Bereiche wirklich gut zu kennen. Das testest du am besten vorher in einem dunklen Raum, um später keine verrauschten Fotos zu erhalten.
Was ist eine gute Standardeinstellung meiner Kamera?
Als Standardeinstellungen für die ersten Testaufnahmen des Himmels nutzt Sven Riemann ISO 3200, Offenblende (außer bei Objektiven, die sehr schlechte Ergebnisse bei Offenblende lieferen) und die längste Belichtungszeit, die möglich ist, ohne strichförmige Sterne zu bekommen (siehe PhotoPills). Von dieser Testaufnahme ausgehend, passt er seine Einstellungen an, bis er mit der Belichtung zufrieden bist. Wenn Sven die Aufnahmen später stacken möchte, um das Rauschen zu reduzieren, geht er bis ISO 6400 hoch.
Hast du den Himmel fotografiert, kannst du noch ein extra Foto für den Vordergrund aufnehmen, das du später per Bildbearbeitung einsetzt. Bei diesem Foto kannst du dann die Blende weiter schließen und bei niedriger ISO deutlich länger belichten. Hier ist es wiederum wichtig, die Grenzen der eigenen Kamera zu kennen, da einige Kameras bei zu langen Belichtungen zu Hotpixeln neigen.
Was bedeutet Stacking?
Beim Stacking legst du die Aufnahmen in einem Bildbearbeitungsprogramm übereinander und reduzierst damit das Bildrauschen. Dadurch, dass Sensorrauschen zufällig ist und die verrauschten Pixel bei jedem Foto an einem anderen Ort sind, entsteht ein weicheres Bild, wenn man aus mehreren Fotos den Mittelwert erzeugt.
Das Thema Stacking wäre nochmal ein ganzer Beitrag für sich, daher schneiden wir es hier nur kurz an. Fakt ist, du kannst sehr simpel oder äußerst aufwändig stacken. Doch selbst die simple Variante, in der du nur bis zu zehn Fotos übereinander legst, bringt schon einen großen Vorteil bezogen auf das Bildrauschen. Bedenke jedoch, dass du mindestens 8-10 Fotos vom gleichen Teil der Milchstraße aufnehmen solltest, wenn du vorhast, die Aufnahmen zu stacken.

Sven Riemann | Fujfilm X-T4 | Viltrox 23mm f/1.4 | Himmel + Vordergrund | f/1.6 | 10 sec | ISO 3200 | 8 Aufnahmen stacked
Astrofotografie kannst du wirklich so umfangreich betreiben, wie du nur möchtest, der Kreativität und dem Aufwand sind keine Grenzen gesetzt. Lass dich jedoch von all den Möglichkeiten nicht abschrecken und halte es am Anfang so simpel wie es dir am besten passt, ohne dich zu überfordern.
Du kannst mehr von Svens Arbeiten auf seiner Instagram-Seite @Sr_landscape oder auf seinem YouTube-Kanal @Sven_Riemann entdecken. Sieh dir für weitere Inspiration auch unser Interview mit dem Astrofotografen Nicholas Römmelt an. Weitere Tipps und Techniken findest du auf dem MPB- Blog.