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 A close-up photo of a caracal in the wilderness

MPB trifft Wildtierfotograf Sasan Amir

Veröffentlicht am 13. Jänner 2022 von MPB

Der Wildtierfotograf Sasan Amir hat in seiner Karriere Tiere auf der ganzen Welt fotografiert. Seine Arbeiten wurden in Publikationen wie National Geographic und BBC Earth veröffentlicht. In diesem Interview spricht Sasan Amir über die Wahl seiner Ausrüstung, seinen kreativen Arbeitsablauf und Ratschläge für Anfänger:innen. Lies weiter, um mehr zu erfahren. Nun zu dir, Sasan.

MPB: Wie bist du zur Fotografie gekommen?

SA: Mit knapp 10 Jahren bekam ich meine erste Kamera, die mir trotz ihrer niedrigen Auflösung von 0,1 Megapixel sehr viel Spaß bereitete. Ich hatte die Kamera in der Grundschulzeit von meinem Vater als Geschenk bekommen und habe sehr viel damit ausprobiert und besitze sie immer noch. Das weckte schnell eine Neugierde in mir und diese Neugierde wurde über die Jahre hinweg zu einer Leidenschaft und letztendlich auch zu meiner Berufung und Lebensaufgabe.

 Ein Fotograf mit Hut und Rucksack hält seine Kamera mit einem weißen Teleobjektiv vor einige Kinder

MPB: Warum beschäftigst du dich mit der Natur- bzw. Wildlife-Fotografie? Was interessiert dich daran?

SA: Ich war als Kind schon immer sehr gerne im Wald unterwegs, auf Wanderungen, in Kletterparks bis hin zum Mountainbiken. Letzteres hat mich ein Großteil meines Lebens begleitet und so kam ich dazu, meine beiden Leidenschaften miteinander zu verbinden. Meiner Meinung nach haben viele Menschen den Bezug zu unserer Erde und somit zu unserem Ursprung fast gänzlich verloren, vor allem in Bezug auf die Tiere. Ich bin auch in verschiedene Organisation tätig, welche den Fokus auf Umweltschutz und Naturschutz legen. Mit meinen Bildern möchte ich diesen Bezug wiederherstellen, mehr dazu weiter unten.

Eine Giraffe in freier Wildbahn in Afrika

MPB: Gibt es ein Bild, auf welches du besonders stolz bist? Wenn ja, welches und was macht es für dich besonders?

SA: Eine meiner absoluten Favoriten unter den Raubkatzen ist der Karakal. Auch wenn er verglichen mit Leoparden, Löwen oder Jaguaren viel kleiner ist, ist er im Vergleich zu seiner Masse einer der stärksten. Ebenso hatte es mich sehr gefreut, dass diese Serie sowohl von National Geographic als auch von BBC-Earth angefragt und publiziert wurde.

Eine Nahaufnahme eines Karakals in der Wildnis

MPB: Welche Kamera und Ausrüstung benutzt du? Und wie wichtig ist dir die Ausrüstung als Fotograf?

SA: Ich benutze die Sony A1 und die Sony A7 IV. Der exzellente Autofokus der beiden Kameras und die hohe Auflösung der Sony A1 eignen sich perfekt für die Wildlife-Fotografie. Ebenso die Möglichkeit in 4K 120 Bilder pro Sekunde aufzunehmen und in 8K zu filmen, ist ein sehr mächtiges Werkzeug. Die 8K-Funktion wird bei Endverbraucher:innen natürlich wenig genutzt und ich werde oft gefragt, wofür ich 8K überhaupt brauche. Eine hohe Auflösung bei Videos ermöglicht mir viele Vorteile, wie die Stabilisierung des Videomaterials bei Verwacklungen sowie enormer digitaler Zoom auf 4K oder Full-HD. Jedoch sind auf der Kehrseite die Datenmengen enorm und sehr hochwertige Objektive nötig, denn eine Verdopplung der Auflösung von 4K auf 8K bedeutet, dass die Anzahl der Pixel 4-mal so hoch ist. So besteht jedes Einzelbild nicht aus 8 Megapixeln wie bei 4K, sondern aus knapp 32 Megapixeln bei 8K. Daher nutze ich auch die schnellen 160GB CFexpress-Karten von Sony. 

Dabei kommen vor allem (Super-)Tele-Objektive zum Einsatz. Da kommt noch im vergleichsweisen Nahbereich das Sony 70-200mm f/2.8 GM OSS II zum Einsatz und das Sony FE 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS. Bei Bedarf benutze ich auch einen 1,4-fach Telekonverter. Somit komme ich auf 840mm Brennweite – im APS-C-Modus der Sony A1 (Lies unseren Sony A1-Testbericht) gleicht der Bildausschnitt einer Brennweite von satten 1260mm. Du sieht hier schon, dass die Ausrüstung natürlich eine wichtige Rolle für mich spielt! Auch die Wetterfestigkeit der A1 ist dabei ein sehr wichtiger Punkt.

Ein Fotograf mit einem orangefarbenen Hut hält seine Kamera auf einem Stativ im Wald

MPB: Welche Ausrüstung empfiehlst du für die Fotografie von Tieren in freier Wildbahn?

SA: Natürlich besteht immer die Hürde, nah genug an die Tiere zu gelangen. Daher sind lange Brennweiten wie weiter oben bereits erwähnt ein enormer Vorteil. Daran anschließend könnt ihr am Anfang auch mit APS-C-Kameras arbeiten, da diese den Vorteil des Crop-Faktors nutzen, beispielsweise eine Sony ZV-E10 und das Sony E 70-350mm f/4.5-6.3 G OSS. Mit einem APS-C-Sensor ist der Bildausschnitt dann äquivalent zu Vollformat 105-525mm. Ein Upgrade würde dann beispielsweise die Sony Alpha A7 IV darstellen, in Kombination mit dem Sony FE 200-600mm F5.6-6.3 G OSS. High-End wäre die Sony A1 mit dem Sony FE 600mm f/4 GM OSS oder dem Sony FE 400mm f/2.8 GM OSS. Aber es kommt bei der Equipment-Auswahl auch darauf an, welche Motive du in welcher Umgebung fotografier möchtest. Daher ist unmöglich, ein perfektes Setup zu empfehlen, welches für jede Situation passen würde.

Ein Fotograf in einem Hubschrauber hält seine Kamera auf einem Gimbal

MPB: Gibt es ein Tier, das du gerne wieder fotografieren würdest, und warum?

SA: Definitiv einen Tiger. Die erste Raubkatze, die ich fotografieren wollte, war ein Tiger. 2015 sah ich in Indien einen, aber ich hatte damals meine Sony A55 und nur ein 50mm 1.8 dabei und konzentrierte mich eher auf Portraits. Daher möchte ich sehr gerne nochmal nach Indien reisen, um diese schönen Raubkatzen zu fotografieren.

Ein Gepard schaut in die Kamera, während er sich durch die Wildnis pirscht

Sony A7R IV | E 70-180mm f/2.8 | 154mm | 1/1000 | f/3.5 | ISO 200

MPB: Wie lange wartest du normalerweise auf dein „perfektes" Bild?

SA: Das ist sehr schwer zu sagen. Gerade beim Reisen habe ich immer meine Kamera dabei und in der Natur ist sie auch nie ausgeschaltet. Oft sind es Momente von kurzer Dauer, die sich sehr spontan ergeben. In anderem Situation beobachte ich die Tiere aber auch eine Zeit lang, um ein Muster herauszufinden. Beispielsweise wo der Eisvogel seinen Ansitz hat, in dem er sich morgens sonnt oder seinen Fisch verschlingt. Da kann das schon mehrere Tage andauern, dass ich ohne Glück nach Hause gehe. Aber das ist das Schöne an der Tierwelt, sie ist eben unberechenbar!

Ein Gepard auf dem Gipfel eines Berges, der in die Wildnis blickt

MPB: Wie ist dein Arbeitsprozess? Wie entstehen deine Arbeiten?

SA: Wichtig zu erwähnen ist es, dass für einen flüssigen Arbeitsprozess viel Rechenleistung nötig ist. Ich arbeite von unterwegs aus mit einer mobilen Workstation und greife hierbei auf die neuesten AMD Ryzen 9 Prozessoren zurück. Zuhause sieht mein Arbeitsplatz so aus (BILD) Ein breiter Monitor von ViewSonic (VP3881), welcher für Fotografen und Content Kreator konzipiert worden ist. Der PC läuft auch mit einem AMD TR. Wenn wir beispielweise uns das letzte 100-tägige Wildlife-Projekt von mir in Südafrika ansehen, dann hatte ich da für jede Woche bzw., Abschnitt innerhalb der Reise Ordner angelegt. Jeweils für Bild und Videomaterial. Ersteres wird alles in Lightroom importiert und durchgesichtet. Alle Bilder, die mir nicht gefallen, oder bei Serienbildaufnahmen mehrfach zu sehen sind, werden dann direkt gelöscht. Sodass am Ende eine Auswahl von brauchbarem Material direkt abrufbar ist. Diese gehe ich dann Durch und passe Farben, Helligkeit, Kontraste etc. nach meinem Stil an und Schneide das Bild in das gewünschte Format zu.

Ein ViewSonic VP3881-Computermonitor mit einer Tastatur, einer Maus und einem Objektiv daneben

MPB: Gab es jemals einen Moment, in dem du dachtest, du wärst zu nah am Geschehen?

SA: 2015 war ich auf der Suche nach einer Kobra in Indien und sah vor mir eine, wie sie im Gebüsch verschwand. Ich ging vorsichtig hinterher und bemerkte im letzten Augenblick, dass sie sich vor mir gerade aufbaut und ich mich deutlich in ihrer Reichweite befand. Durch ihre unglaubliche Tarnung hatte ich sie, obwohl sie direkt vor mir war, viel zu spät erst erkennen können.

 Eine Nahaufnahme eines Adlers mit geöffnetem Schnabel

MPB: Glaubst du, dass die Fotografie von Wildtieren einen Einfluss auf den Naturschutz hat?

SA: Ja, davon bin ich absolut überzeugt! Ich kenne von mir selbst, dass ich dazu tendiere, das zu schützen, was mir bekannt ist. Und diese schönen Tiere gehen durch den schnellen digitalen Wandel (TikTok-Videos, Virtual Reality etc.) immer mehr unter und verlieren an Wichtigkeit. Ebenfalls dreht sich im Moment fast alles nur noch um Corona und auch da geht die Thematik Wildlife komplett unter. Dabei sind es oft diese Tiere, die durch unser Handeln direkt oder indirekt an die Existenzgrenze getrieben werden. Daher versuche ich den Fokus der Betrachter:innen auf die Einzigartigkeit und Wertigkeit dieser Tiere zu setzen.

Ein gelber Vogel, der grüne Zweige zu seinem in der Luft schwebenden schotenartigen Nest bringt

Sony A7R IV | FE 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS | 300mm | 1/4000 | f/6.3 | ISO 2500

MPB: Welche Tipps gibst du Anfänger:innen in der Naturfotografie?

SA: Viel Geduld und Übung mitbringen! Am Anfang kann ein Haustier im eigenen Garten eine ganz gute Übung sein, um ein Feeling für das Setup zu bekommen, genauso wie kleine Vögel in den Bäumen und Büschen. Es ist wichtig, ein Gefühl für das Setup zu bekommen, gerade wenn es darum geht, mit großen Brennweiten zu arbeiten. Bei der Prüfung der Ergebnisse solltest du darauf achten, ob die Bilder Bewegungsunschärfe aufzeigen, wenn ja, die Kamera ruhiger halten und die Verschlusszeit verkürzen. Es braucht auch Zeit, um sich auf den Fokus bei schnellen Bewegungen einzustellen und die richtige Einstellung dafür an der Kamera zu finden, um das Fokussieren zu erleichtern. Ebenso muss es kein großer Trip ins Ausland sein, die heimischen Wälder bieten in der Regel auch eine Vielzahl von schönen Tieren zum Fotografieren an.

Nahaufnahme eines Löwen mit Mähne und aufgerissenem Maul, während er brüllt

Sony A7R IV | FE 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS | 518mm | 1/640 | f/8 | ISO 200

Danke, Sasan. Weitere Interviews findest du auf dem .

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