
5 Tipps für Fotoreportagen unter extremen Bedingungen
Veröffentlicht am 27. August 2025 von MPB
Wie macht man Fotoreportagen an Orten, an denen andere längst aufgegeben hätten – in der Nähe von aktiven Vulkanen, in feuchtem Dschungelklima oder auf 4.000 Metern Höhe in einer Schwefelmine? Dr. Heiko Beyer, seines Zeichens Abenteurer und Fotojournalist, weiß, wie es geht.
Dabei ist Heiko kein klassischer Reportagefotograf. In sogenannten Multivisionen, bei denen Foto, Video, Musik und Erzählung miteinander verschmelzen, nimmt er sein Livepublikum mit auf bildgewaltige, informative und unterhaltsame Abenteuerreisen.
Von der Planung über das Equipment und den Umgang mit der Kamera bis hin zu authentischen und spannenden Geschichten und Begegnungen – hier erfährst du, worauf es bei Fotoreportagen in extremen Umgebungen ankommt.

Heiko Beyer | Canon EOS 5D Mark II | Canon EF 24-105mm f/4 L IS USM | 28 mm | f/9 | 1/100 sec | ISO 200
1. Planung: Recherchiere mit journalistischem Gespür und sei offen für Überraschungen
„Ich suche vor allem nach packenden Geschichten, die über schöne Landschaftsaufnahmen hinausgehen. Extreme Bedingungen sind da unglaublich spannend – sie prägen die Landschaft aber auch die Tiere und Menschen, die dort leben.“
Bevor er überhaupt in den Flieger steigt, blättert Heiko ausgiebig in Reiseführern, schaut Dokus und holt sich auf Social Media Ideen für außergewöhnliche Schauplätze und Aufnahmestile. Manchmal stößt er bei seiner Recherche auch auf schräge Ideen wie einen Rentner:innenclub in Neuseeland, der seine eigenen Särge baut, und macht später eine Reportage daraus.
So bereitest du dich auf Fotoreportagen unter extremen Bedingungen vor
Geografie- oder Themenfokus: Konzentriere dich auf Länder oder Themenfelder, die dich persönlich faszinieren.
Publikumsinteresse: Wähle Themen, die auch deine Zielgruppe begeistern – besonders wenn du vorhast, mit deinen Fotoreportagen Geld zu verdienen.
Quellenwahl: Nutze vielfältige Quellen und sei offen für Informationen, die dir unterwegs oder in Gesprächen begegnen.
Flexibilität: Stell dich unterwegs auf Überraschungen ein, da die genauen Umstände vor Ort oft nicht planbar sind.

Klaus Stange | Nikon D800E | Nikon AF-S Nikkor 14-24mm f/2.8G IF-ED | 19 mm | f/5 | 1/200 sec | ISO 400
2. Ausrüstung: Reise leicht und mit Plan B
„Wenn ich mit mehreren Leuten reise, habe ich mehrere Fotorucksäcke mit allem Pipapo dabei, aber wenn ich mein Equipment alleine schleppen muss, zählen vor allem Vielseitigkeit und Gewicht.“
Heikos Equipment muss nicht nur hochwertige Foto- und Videoaufnahmen liefern, sondern unter Extrembedingungen wie Staub, Wellblechpisten, Hitze/Kälte oder hoher Luftfeuchtigkeit zuverlässige Leistung bringen. Und weil bei Reisen durch unwegsames Gelände jedes Kilo zählt, reduziert Heiko sein Setup gerne auf das Wesentliche.
Heikos Standardausrüstung
Eine robuste und flexible Systemkamera wie die Canon EOS R5 Mark II (für hochauflösende Foto- und Videoaufnahmen) oder die Sony A7S III mit starker Low-Light-Performance
Ein Ersatzbody, falls seine Hauptkamera in extremen Umgebungen doch einmal schlapp macht
Ein Allround-Objektiv wie das Canon EF 24-105mm f/4 L IS USM
Ein Satz lichtstarker und robuster Zoomobjektive wie das Canon EF 70-200mm f/2.8 L USM oder das Canon RF 100-500mm f/4.5-7.1L IS, das mit einem 1,4- oder 2-fach-Konverter ohne viel zusätzliches Gewicht noch mehr Reichweite bietet.
Eine DJI Mavic 3 Pro für Luftaufnahmen und eine GoPro Hero11 Black für dynamische Perspektiven und beengte Situationen
Ausreichend Akkus & Ladegeräte
Nützliches Zubehör
ND-Filter, Aufsteckblitze und Aufhellreflektoren zur Kontrast- und Belichtungskontrolle
Ein Stativ oder einen Slider – vor allem für Videoaufnahmen
Fernauslöser für verwackelungsfreie Langzeitbelichtungen
Tipps für den Kauf und Schutz deiner Ausrüstung
Für Alleinreisende oder Einsteiger:innen: Investiere nicht gleich in ein umfangreiches und teures Profi-Setup – für den Anfang reichen hochwertige Kompaktkameras oft aus. Außerdem kannst du durch Bildbearbeitung im Nachhinein mehr aus deinen Bildern herausholen.
Ausrüstungsschutz: Denke beim Schutz deiner Ausrüstung pragmatisch. Ein paar Beispiele aus Heikos Trickkiste:
Plastikfolie mit nassem Lappen darüber zum Herunterkühlen überhitzter Kameras durch Verdunstungskälte.
Dicht verschließbare Samtsäckchen zum Schutz deiner Ausrüstung vor Staub und Sand bzw. Plastiktüten mit Silca-Körnern zum Schutz deiner Objektive vor Pilzbefall bei hoher Luftfeuchtigkeit.
In vulkanischen Gebieten: Gründliches Inspizieren und Reinigen deiner Kameras und Akkus nach dem Gebrauch, damit Salze nicht die Platinen korrodieren.
Lokale Datensicherung: Besonders in entlegenen Gebieten mit schlechter Internetverbindung ist auf Cloud-Lösungen oft kein Verlass. Sichere deine Aufnahmen unterwegs also lieber doppelt auf lokalen Datenträgern mit ausreichend Speicherkapazität.
Gebrauchtkauf: Denke auch über gebrauchte Ausrüstung nach, da gerade in extremen Umgebungen öfter mal etwas kaputt geht.

Heiko Beyer | Canon EOS 5D Mark IV | Canon EF 16-35mm f/2.8 L USM | 18 mm | f/2.8 | 1/30 sec | ISO 2000
3. Aufnahme: Beherrsche deine Kamera und nutze deinen fotografischen Instinkt
In Momenten in denen es schnell gehen muss, zählt weniger das perfekte Setup als fotografisches Reaktionsvermögen.
Um die Kamera z. B. bei der Tierfotografie mit extremen Teleobjektiven oder bei Dunkelheit im richtigen Moment im Anschlag zu haben und aus sicherer Entfernung nah dran zu sein, arbeitet Heiko mit voreingestellten ISO-Werten (2000–3000), kurzen Belichtungszeiten (mind. 1/2000 s), langen Brennweiten (z. B. 700 mm mit Telekonverter) und Serienaufnahmen.
Bei der Komposition achtet Heiko auf ruhige Hintergründe, klare Linien und gezielte Bildausschnitte und fotografiert oder filmt auch aus erhöhten Positionen oder nutzt Bewegungsunschärfe, um die Dynamik gezielt einzufangen.
Auch ungewöhnliche Perspektiven wie von unten mit einer mitten im Motiv platzierten Actioncam oder von oben mit einer Drohne können bei der Reportagefotografie für eine gekonnte Inszenierung sorgen.
Aufnahmetipps für Fotoreportagen
Voreinstellungen: Lege vorab passende Voreinstellungen fest, um in unvorhersehbaren Situationen schnell reagieren zu können.
Kamerafunktionen: Nutze gezielt Kamerafunktionen wie Augenautofokus und Serienbildfunktion, um wichtige Momente nicht zu verpassen.
Bildkomposition: Versuche bei bewegten Szenen Ordnung ins Bild zu bringen, um den Blick der Betrachter:innen auf die wesentlichen Aspekte deiner Erzählung zu lenken.
Perspektivwechsel: Nutze Drohnen oder Action-Kameras für neue Blickwinkel.

Heiko Beyer | Canon EOS 5D Mark II | Canon EF 70-200mm f/2.8L USM | 24 mm | f/4 | 1/8 sec | ISO 1000 | Stativ

Heiko Beyer | Canon EOS 5D Mark II | Canon EF 24–105mm f/4 L IS USM | 45 mm | f/14 | 1/200 sec | ISO 100
4. Storytelling: Denk in Geschichten, nicht in Einzelbildern
„Während der Aufnahme weißt du meistens noch gar nicht, wie du die Story im Endeffekt aufbaust. Auch Bilder, die technisch nicht perfekt sind, können helfen, Lücken im Storytelling zu füllen.“
Was macht eine gute Fotoreportage aus? Neben ausdrucksstarken Porträts oder dramatischen Landschaftsaufnahmen lebt sie vor allem von der Geschichte, die sie erzählt.
Heiko erzählt seine Geschichten in Sequenzen – mit Totalen, Halbdistanzen, Nahaufnahmen und atmosphärischen Details. Ob ein auffälliger Ring, eine schamanische Geste oder ein Eisverkäufer am Straßenrand – alles kann Teil der Dramaturgie sein.
Storytelling-Tipps für Fotoreportagen in extremen Umgebungen
Erzählerischer Blick: Vergiss nicht, auch Nebenschauplätze und Details wie kleine Gesten, Objekte oder Stimmungen einzufangen, um deinem Publikum Kontext zu bieten und deine Erzählung lebendig zu machen.
Dramaturgie: Überlege dir schon bei der Aufnahme, welche Bilder den Einstieg, Höhepunkt und Abschluss deiner Geschichte bilden könnten.
Serien und Sequenzen: Nutze Bildfolgen für einen spannenden Erzählfluss.
Masse statt Perfektion: Behalte auch Aufnahmen, die technisch nicht perfekt sind, und fotografiere oder filme mehr als du brauchst. Oft wird dir erst im Nachhinein klar, wie der finale Spannungsbogen genau aussehen wird.

Dr. Till Ditting | Sony A7S | Sony FE 35mm f/1.4 ZA Distagon T* | 35 mm | f/5 | 1/80 sec | ISO 200
5. Authentizität: Zeig ehrliches Interesse an Land und Menschen
„Wenn du dich nicht nur selbst inszenierst, sondern Empathie für das Land und seine Leute zeigst, kommt deine Begeisterung auch im Bild rüber.“
Für Heiko zählt neben der richtigen Planung und technischen Umsetzung seiner Fotoreportagen in extremen Umgebungen vor allem, dass die Betrachter:innen das Gefühl haben, selbst mitten im Geschehen zu sein. Dazu gehört auch, sie die Nähe zu den Lebensrealitäten der Menschen vor Ort und das gewonnene Vertrauen spüren zu lassen.
Tipps für authentische Fotoreportagen in extremen Umgebungen
Echte Neugier: Betrachte dein Reiseziel nicht als Kulisse, sondern als Begegnungsraum, und baue Beziehungen du deinen Protagonist:innen auf, bevor du die Kamera zückst.
Sprachkenntnisse: Lerne zumindest ein paar Worte in der Landessprache – das öffnet Türen und signalisiert Respekt.
Persönliches Engagement: Beteilige dich am Alltag oder an Aktivitäten von Menschen, um als Teil der Geschichte wahrgenommen zu werden.
Respektvolle Bildauswahl: Hol die Zustimmung von anderen ein, bevor du sie aufnimmst, vermeide stereotype oder entwürdigende Darstellungen und zeige die Menschen so, dass sie sich selbst wiederfinden.

Heiko Beyer | Nikon D800E | Nikon AF-S Nikkor 20mm f/1.8G ED | 20 mm | f/8.0 | 1/80 sec | ISO 100
Fazit
Lust, selbst in extremen Umgebungen auf Abenteuerreise zu gehen und eine Fotoreportage zu machen? Mit Heikos Tipps und dem richtigen Gespür für Situationen, Menschen und Geschichten bist du bestens gerüstet.
Mehr über Dr. Heiko Beyer und seine Arbeit erfährst du auf Instagram unter @heiko.beyer.photography.
Weitere Tipps und Techniken, Testberichte und Interviews findest du auf dem MPB-Blog.
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