
Leitfaden: Wildlife-Fotografie und -Videografie
Veröffentlicht am 10. Jänner 2025 von MPB
Von der winzigen Ameise bis zum Elefanten geht es bei der Wildtierfotografie oder -videografie um den Versuch, Vögel, Tiere und jede andere Art von Tieren durch unbewegte oder bewegte Bilder zu verewigen. Dies ist der umfassende MPB-Leitfaden für Wildlife-Fotografie und -Videografie. In diesem Artikel stellen wir dir alle Tipps und Techniken vor, die du benötigst, um deine Wildtieraufnahmen zu verbessern. Außerdem empfehlen wir dir verschiedene Kameraausrüstungen, die dir beim Aufbau deines Setups helfen, und stellen dir inspirierende Interviews mit Wildtierfotograf:innen und -filmer:innen vor.
Wo du in Deutschland Wildtiere fotografieren kannst
Die zehn besten Tipps für Anfänger:innen in der Wildtierfotografie
Kameraausrüstung für die Wildtierfotografie
Videoausrüstung für das Filmen von Wildtieren
Lass dich inspirieren

Hannah Stitfall | Canon EOS R5 | RF 100-500mm f/4.5-7.1 L IS USM | 500mm | f/7.1 | 1/500 | ISO 3200
Wo kann ich Wildtiere fotografieren?
Wildtiere kannst du quasi überall fotografieren, von deinem Garten bis zu öffentlichen Parks und Wäldern. Wenn du dich in die freie Natur begibst, halte dich immer an die Regeln des Gebiets und störe keine Tiere oder Vögel in ihrem natürlichen Lebensraum. Ihr Wohlergehen sollte immer an erster Stelle stehen.
Bedenke die Auswirkungen deines Handelns, bevor du Bilder von Wildtieren machst. In diesem Leitfaden geben wir dir Tipps, wie du Wildtiere aus der Ferne fotografieren und dabei möglichst viele Details erhalten kannst.
Die zehn besten Tipps für Anfänger:innen in der Wildtierfotografie
Wo fängst du an? In diesem Abschnitt gehen wir auf einige Grundlagen der Wildlife-Fotografie ein und geben dir ein paar zusätzliche Tipps, die dir helfen können, deine Fotografiekünste zu verbessern.
Wenn du in der Videografie durchstarten möchtest, sieh dir die 10 Schritte zur Wildtier-Filmemacherin von Nina Constable an.
1. Investiere in ein Zoomobjektiv
Wenn du gerade erst beginnst, brauchst du nicht unbedingt die neueste Technik. Du möchtest schließlich nicht zu viel Geld für Schnickschnack ausgeben, den du vielleicht nie benutzen wirst. Aber du brauchst zumindest eine Kamera und ein vielseitiges Zoomobjektiv. Jedes Objektiv, mit dem du eine Brennweite von mindestens 200 oder 300mm erreichen kannst, hilft dir, Tiere und Vögel zu fotografieren, ohne sie zu stören.

2. Informiere dich über die Tierwelt
Beginne lokal. Es kann verlockend sein, direkt ins kalte Wasser zu springen und die Traumreise ins Ausland zu buchen – aber spare dir das Geld lieber erst einmal und recherchiere, welche Tiere und Vögel in deiner Region leben. Vielleicht musst du dich in ländliche Gegenden hinauswagen, aber auch in vielen Städten leben Tiere wie Stadtfüchse sowie Tauben und Krähen. Parks sind immer ein guter Ausgangspunkt. In diesem Interview mit dem Wildtierfotografen Richard Peters gibt er einige Tipps für Tieraufnahmen in der Stadt.
Studiere die Wildtiere, die du fotografieren möchtest. Wenn du genug über ihre Fresszeiten, Lebensräume und Bewegungen weißt, kannst du voraussagen, wo du sie finden und fotografieren kannst.
In deiner Region gibt es möglicherweise Treffen von Menschen, die sich mit der Fotografie von Wildtieren beschäftigen. Die Mitglieder dieser Gruppen kennen sich mit den verschiedenen Arten der örtlichen Tierwelt aus und können dir Tipps geben, wie du sie am besten fotografierst. Vielleicht findest du sogar erfahrene Mentor:innen für die Wildtierfotografie.

Mateusz Piesiak
3. Sei achtsam in Naturschutzgebieten
In Deutschland gibt es laut dem Bundesamt für Naturschutz 8902 Naturschutzgebiete. Diese Orte bieten dir eine tolle Möglichkeit, Wildtiere zu fotografieren. Es ist jedoch äußerst wichtig, dass du dich an die Regeln der Orte, die du besuchst, hältst und die Flora und Fauna in keinster Weise beschädigst oder störst.
Trage außerdem wetterangepasste Kleidung in gedeckten Farben und nimm dir etwas zu essen und zu trinken mit. Besorge dir eine Kamera mit einer ausreichend langen Brennweite – mehr über Teleobjektive erfährst du später in diesem Artikel –, um die Tierwelt aus nächster Nähe fotografieren zu können, ohne zu nah herantreten zu müssen.
Möglicherweise benötigst du ein ferngläser, um die Tiere zu erkennen, bevor du deine Kamera einstellst.
Wenn du schon mal unterwegs bist, kannst du dich natürlich auch in der Waldfotografie üben.

4. Verwende ein Stativ
Richte deine Kamera ein, während du wartest. Wenn deine Kamera nicht über eine interne Bildstabilisierung verfügt, musst du selbst für Stabilisierung sorgen, insbesondere wenn du lange Brennweiten verwendest. Ein Stativ ist dafür ideal. Ziehe die Achse des Stativs fest genug, um die Kamera in Position zu halten, aber locker genug, damit du den Bildausschnitt verändern kannst, um die Wildtiere zu verfolgen.
5. Nutze die natürlichen Lichtverhältnisse
Meide die pralle Mittagssonne für deine Fotos. Im Allgemeinen ist das beste Licht in den Stunden um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang herum zu finden. Du solltest jedoch auch die Bewegungsmuster der Tiere berücksichtigen, die du fotografieren möchtest – wenn sich diese Zeiten überschneiden, ist das das perfekte Zeitfenster für deine Aufnahmen.

Mateusz Piesiak
Wenn du Wildtiere bei Nacht fotografieren möchtest, musst du unter Umständen kreativ werden und die verfügbaren künstlichen Lichtquellen nutzen. Für Wildtiere in Städten sind Straßenlaternen immer eine gute Option. Der Vollmond kann aber auch eine gute Lichtquelle sein, auch wenn er eher schwach ist, sodass du den ISO-Wert erhöhen musst.

6. Stelle deine Kamera auf Serienaufnahmen ein
Erhöhe deine Chancen auf ein großartiges Foto, indem du deine Kamera auf den Serienbildmodus oder den Burst-Modus einstellst. Anstelle eines einzelnen Bildes kannst du dann zwischen mehreren Bildern wählen. Diese Technik ist besonders nützlich, wenn du versuchst, Wildtiere in Aktion zu fotografieren – möglicherweise wartest du den ganzen Tag darauf, dass etwas passiert, so dass ein paar zusätzliche Bilder den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Foto ausmachen können.

Jason Fenton | Sony A1 | Sony FE 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS | 200mm | f/6.3 | ISO 500 | 1/2000
7. Konzentriere dich auf die Augen
Einige der neueren spiegellosen Kameras verfügen über verschiedene Arten von Autofokus. Der Tieraugen-Autofokus erkennt und verfolgt die Augen des Tieres oder Vogels im Bild und stellt sicher, dass sie vollständig scharf gestellt sind.
Wenn deine Kamera nicht über den Tieraugen-Autofokus verfügt, kannst du immer noch den Standard-Autofokus verwenden – oder bei spiegellosen Kameras sogar den manuellen Fokus mit Fokus-Peaking –, aber achte besonders darauf, dass die Augen deines Motivs scharf gestellt sind.
Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn du dir deine Bilder ansehen und feststellen musst, dass die Schärfe nicht ganz stimmt. Fehlende Schärfe kannst du in der Nachbearbeitung nicht mehr korrigieren.

8. Denke über deine Komposition nach
Wie kannst du dein Motiv und andere Elemente im Bild positionieren, damit dein Bild wirklich heraussticht? Du musst die Regeln kennen, um sie brechen zu können. Mache dich mit einigen grundlegenden Kompositionstechniken vertraut, z. B. mit der Drittel-Regel, den Führungslinien und dem Framing, und lies dazu unseren Leitfaden für den Einstieg in die Komposition .
9. Probiere die Automatik- und Halbautomatik-Modi vor der manuellen Einstellung aus
Es dauert womöglich eine Weile, bis du das Belichtungsdreieck – das Gleichgewicht zwischen ISO, Blende und Verschlusszeit – verinnerlicht hast, vor allem, wenn du Anfänger:in in der Fotografie bist. Aber das sollte dich nicht davon abhalten, auch die anderen Elemente der Fotografie zu verstehen. Es ist keine Schande, wenn du deine Kamera anfangs auf Vollautomatik stellst. Wenn du mehr über das Belichtungsdreieck und die Beziehung zwischen ISO, Blende und Verschlusszeit gelernt hast, kannst du zu den Prioritätsmodi übergehen. Es dauert zwar eine Weile, aber wenn es erst einmal "klick" gemacht hat, kannst du die ganze Zeit manuell fotografieren.
Manche Anfänger:innen ziehen es jedoch vor, ihre Kamera direkt auf manuell einzustellen. Das ist ganz dir überlassen. Bleibe dran, und lasse dich nicht entmutigen. Mit etwas Zeit, Geduld und Übung wirst du den Dreh raus haben.
10. Fotografiere im RAW-Format, bearbeite und kuratiere deine Bilder
Wenn du deine Fotos bearbeiten möchtest, stelle deine Kamera auf RAW-Aufnahme ein. Im Vergleich zu JPEGs enthalten RAW-Dateien viel mehr Daten, mit denen du Lichter, Schatten und Farben mit deiner Bearbeitungssoftware steuern kannst. Einige Kameras bieten die Möglichkeit, jede Aufnahme gleichzeitig als JPEG- und als RAW-Datei zu speichern. So kannst du deine Fotos als JPEG schnell überprüfen und in die engere Auswahl nehmen und dann die entsprechende RAW-Datei bearbeiten. Allerdings benötigst du wahrscheinlich eine Hochgeschwindigkeits-SD-Karte mit hoher Kapazität, um die aufgezeichnete Datenmenge zu bewältigen.
Für viele Fotograf:innen ist die Bildbearbeitung ein wesentlicher Bestandteil des Fotografieprozesses. Die Wildlife-Fotografie ist da keine Ausnahme. Ganz gleich, ob es um die Korrektur des Weißabgleichs, die Anpassung von Lichtern und Schatten oder das Entfernen von Unreinheiten geht, die Bearbeitung deiner Fotos in Lightroom – oder einer ähnlichen Software – kann dazu beitragen, das Beste aus deinen RAW-Bilddateien herauszuholen.

Richard Peters | Nikon D850 | AF-S 400mm f/2.8 | ISO 2800 | f/2.8 | 1/1000
Es kann verlockend sein, alle Fotos zu veröffentlichen, sobald du mit der Bearbeitung fertig bist. Aber wenn du ein paar Stunden an deinen Bildern gearbeitet hast, besteht die Gefahr, dass du zu viel nachdenkst. Schlaf am besten erst einmal eine Nacht darüber und gehe deine Fotos noch einmal mit frischen Augen durch – am besten mit einer vertrauten Person – und wähle die besten Bilder aus. Am Ende solltest du ein oder zwei Bilder für jedes fotografierte Motiv haben.
Wenn du Hunderte okay aussehende Fotos in den sozialen Medien veröffentlichst, werden deine Fähigkeiten als Fotograf:in als okay eingestuft. Und das ist auch völlig in Ordnung. Aber deine Fähigkeiten bei der Kuration deiner Bilder zu verbessern, ist immer eine gute Sache. Präsentiere deine besten Arbeiten, treibe dich selbst an und nimm positive Kritik an – und bleibe dabei freundlich zu dir selbst – und du wirst feststellen, dass deine Bilder mit etwas Zeit und Übung immer besser werden.
Welche Kameraausrüstung brauche ich für die Wildlife-Fotografie?
Es empfiehlt sich, den Anfang mit den Basics zu beginnen und deine Kameratasche bei Bedarf nach und nach zu erweitern. Deine Ausrüstung auszutauschen und zu verbessern funktioniert ganz einfach. So kannst du vermeiden, zu viel Geld für Funktionen auszugeben, die du vielleicht gar nicht brauchst. Eine Vollformatkamera ist anfangs nicht unbedingt erforderlich. Manche Fotograf:innen bevorzugen die größere "Reichweite", die eine Kamera mit einem Crop-Faktor von 1,5 oder mehr bietet.
Für den Einstieg in die Wildlife-Fotografie empfehlen wir die Canon EOS 7D und das Canon EF 75-300mm f/4-5.6 III USM oder die Nikon D7100 und das Nikon AF 70-300mm f/4-5.6G.

Canon EOS 7D
Für fortgeschrittene Wildlife-Fotograf:innen würden wir dann eine Systemkamera empfehlen. Wenn du Canon bevorzugst, probiere die Canon EOS R7 mit dem Canon RF 100-500mm f/4.5-7.1L IS oder 100-400mm f/5.6-8 IS. Oder die Vollformatkamera Nikon Z7 oder Nikon Z7 II mit dem 100-400mm f/4.5-5.6 VR S.

Nikon Z7 II
Alternativ kannst du die APS-C Fujifilm X-T3 und das Fujifilm XF 150-600mm f/5.6-8 R LM OIS WR oder die Vollformatkamera Sony A7 III und das Sony FE 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS oder 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS ausprobieren. Erfahre mehr über diese Objektive im Testbericht von Ester Turri zum Sony 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS oder von Rachel Sarah zum Sony 200-600mm f/5.6-6.3 G OSS.
Wenn du dann bereit bist, den Sprung in die professionelle Tierfotografie zu wagen, lohnt sich die Investition in das spiegellose Vollformat-Flaggschiff Sony A1, gepaart mit dem 400mm f/2.8 GM OSS und dem 600mm f/4 GM OSS. Weitere Infos findest du im Sony 400mm f/2.8 GM OSS Testbericht und im Sony A1 Testbericht.

Gebrauchte Sony A1
Wir können ebenfalls die Canon EOS R3 mit dem Canon RF 600mm f/4 L IS, 800mm f/11 IS STM und 1200mm f/8 L IS empfehlen. Eine weitere großartige Option auf Profi-Niveau ist die Nikon Z9 mit dem Nikon Z 400mm f/4.5 VR S, 600mm f/4 TC VR S und 800mm f/6.3 VR S.
Welche Kameraausrüstung benötige ich für die Wildlife-Videografie oder Tierdokus?
Für die Videografie und das Filmen von Wildtieren gelten viele der gleichen technischen Anforderungen wie für die Wildtierfotografie – aber es gibt vielleicht ein paar mehr Variablen zu berücksichtigen, vor allem, wenn sich deine Fähigkeiten und Techniken weiterentwickeln.
Einsteiger:innen in die Wildlife-Videografie könnten zum Beispiel die 4K Panasonic DMC-FZ1000 in Betracht ziehen, die über ein eingebautes Leica 25-400mm f/2.8-4.0 Zoomobjektiv verfügt, oder die Panasonic DMC-FZ2000, die über eine größere Reichweite von 24-480mm verfügt. Alternativ dazu gibt es die spiegellose Sony A6100 und das Sony E 55-210mm f/4.5-6.3 OSS.

Panasonic Lumix DMC-FZ1000
Für fortgeschrittene Tierfilmer:innen bietet die 55-210mm f/4.5-6.3 OSS mit einer äquivalenten Reichweite von 3.000mm ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Andernfalls bieten das Micro-Four-Thirds-Objektiv Olympus OM-D E-M1X und das Olympus M.Zuiko Digital ED 75-300mm f/4.8-6.7 II mehr Flexibilität und eine bessere Bildqualität.

Olympus OM-D E-M1X
Profi-Videofilmer:innen können mit der branchenüblichen Sony PXW-FS7 II und dem Sony FE 100-400mm f/4.5-5.6 GM OSS nichts falsch machen.
Wenn du sowohl Videos als auch Fotos aufnehmen möchtest, kannst du dich zum Beispiel für die Fujifilm X-H2S, Canon EOS R5 oder Nikon Z9 mit dem Fujifilm XF 70-300mm f/4-5.6 R LM OIS WR, Canon RF 100-500mm f/4.5-7.1L IS oder Nikon Z 70-200mm f/2.8 VR S entscheiden.

Sony PXW-FS7 II
Lass dich inspirieren
Jetzt, da du das Wissen und die nötige Kameraausrüstung hast, können wir dir nur empfehlen, dir diese Interviews anzusehen, um dich zusätzlich zu motivieren.
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Interview mit Wildlife-Fotograf Sasan Amir, dessen Fotografie in Publikationen wie National Geographic und WWF veröffentlicht wurde, über die Wahl seiner Ausrüstung, seinen kreativen Arbeitsablauf und Ratschläge für den Anfang.
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Unser Interview mit Wildlife-Fotograf Mateusz Piesiak, Gewinner des Siena International Photo Awards, über seine Kameraausrüstung und Tipps für die Aufnahme von Wildtierfotos.
Vielen Dank, dass du den MPB-Leitfaden für Wildlife-Fotografie und Filmemachen, unseren umfassenden Überblick über die Erstellung von Wildtieraufnahmen, Kameraempfehlungen, Ratschlägen und Interviews mit Expert:innen, gelesen hast.
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