icon/midnight/@searchCreated with Sketch.
Kaushiik Subramaniam holding a camera underwater

Unterwasserfotografie: 10 Tipps für bessere Aufnahmen

Veröffentlicht am 19. Februar 2025 von MPB

Der Biologe Kaushiik Subramaniam ist Experte für die Interaktion zwischen Mensch und Tier, hat einen Master of Science in Wildlife Conservation und verfügt über umfangreiche Praxiserfahrung. Außerdem ist er ein preisgekrönter Fotograf und Filmemacher, der für die BBC Natural History Unit arbeitet. Die Unterwasserfotografie von Kaushiik Subramaniam ist besonders beeindruckend. In diesem Artikel gibt Kaushiik Subramaniam Tipps für den Einstieg in die Unterwasserfotografie. 

Du möchtest in die Unterwasserfotografie eintauchen, bist aber noch nicht bereit, ins kalte Wasser zu springen? Oder hast du den Sprung in die Unterwasserfotografie bereits gewagt, aber hast das Gefühl, nur auf der Stelle zu treiben? Befolge die Tipps in diesem Leitfaden, und du wirst mit allen Wassern für Unterwasserfotografie gewaschen sein.


Die Unterwasserfotografie kann zu Beginn etwas einschüchternd sein. Allein die Vorstellung, eine teure Kameraausrüstung mit ins Wasser zu nehmen, jagt den meisten Fotograf:innen einen Schauer über den Rücken. Wenn du die Grundlagen der Fotografie verstehst und dich mit der Bearbeitung und Nachbearbeitung vertraut machst, kannst du wunderschöne Bilder und Aufnahmen machen – auch als Anfänger:in. Ich habe mit einer einfachen GoPro Hero7 Black angefangen und einige preisgekrönte Bilder und einen Kurzfilm kreiert. Wenn ich das kann, kannst du das auch.

1. Fühl dich wohl im Wasser

Es ist wichtig, dass du dich im Wasser wohlfühlst und eine gute Spannkraft hast. Die Verwendung einer Kamera kann ablenken, und neuen Taucher:innen kann es leicht passieren, dass sie ins Riff geraten oder den Überblick über die Tiefe verlieren. Du kannst nicht erwarten, gute Aufnahmen zu machen, wenn du viel auf und ab hüpfst und deine Hände nicht ruhig hältst. Außerdem verscheuchst du wahrscheinlich die Tierwelt. Bevor du also daran denkst, eine Kamera mit unter Wasser zu nehmen, solltest du zuerst das Schnorcheln oder Tauchen üben.

Kaushiik Subramaniam hält eine Kamera unter Wasser

Kaushiik Subramaniam

2. Verstehe die Grundlagen von Wasser und Licht

Wenn du verstanden hast, wie das Licht durch das Wasser dringt und welche Auswirkungen es auf das Licht hat, je tiefer du tauchst, hilft dir das bei der Wahl deiner Kameraeinstellungen und bei der Bildbearbeitung. Rot ist die erste Farbe, die im Wasser verschwindet, dann folgen Orange und Gelb. In 20 Metern Tiefe ist auch Grün verschwunden, und du siehst nur noch verschiedene Blautöne. Du kannst die natürlichen Farben mit künstlichem Licht wiederherstellen, aber das ist schon etwas fortgeschrittener. Wenn du weißt, wie du natürliches Licht manipulieren kannst und aus welchen Winkeln du fotografieren musst, wirst du großartige Aufnahmen machen.

Sony A7R III | Samyang AF 14mm f/2.8 (FE) | 14mm |  f/7.1 | 1/1250 | ISO 1000

3. Nähere dich deinem Motiv

Wasser absorbiert Licht und enthält außerdem viele Partikel. Dies kann die Sichtbarkeit stark beeinträchtigen. An Land können wir, je nach Gelände und Wetterbedingungen, normalerweise bis zum Horizont sehen. Unter Wasser jedoch wirkt sich die Menge der Partikel im Wasser darauf aus, wie weit wir sehen können. Wenn du unter Wasser eine Sichtweite von 30 Metern hast, gilt dies als kristallklar.

Je weiter du von deinem Motiv entfernt bist, desto mehr verschwimmt es im Blau und desto geringer wird der Kontrast. Glücklicherweise sind viele Unterwasserlebewesen allerdings recht neugierig und kommen gerne in unsere Nähe.

Sony A7R III | Samyang AF 14mm f/2.8 (FE) | 14mm |  f/14 | 1/640 | ISO 1250

4. Sei respektvoll gegenüber der Unterwasserwelt

Sei immer respektvoll gegenüber der Natur, sowohl an Land als auch unter Wasser. Wenn du versuchst, dich Tieren unter Wasser zu nähern, solltest du sie auf keinen Fall belästigen oder stressen. Du hast bessere Chancen auf eine Begegnung – und damit auch auf ein Foto – wenn du Abstand hältst und die Tiere auf dich zukommen lässt. Wildtiere zu verfolgen ist ein sicherer Weg, sie zu verschrecken, und du wirst nur Aufnahmen davon haben, wie sie vor dir wegschwimmen.

Sony A7R III | Samyang AF 14mm f/2.8 (FE) | 14mm |  f/8.0 | 1/800 | ISO 320

5. Begib dich auf dasselbe Level

Diese Regel gilt sowohl für die Wildtierfotografie an Land als auch unter Wasser. Dieser Punkt wird am Anfang oft übersehen. An Land stellen sich Anfänger:innen in der Regel aufrecht hin und machen die Aufnahme von der Stelle aus, an der sie stehen. Das Äquivalent dazu ist die Unterwasserfotografie, bei der nur von oben auf das Motiv geschossen wird. Diese Bilder von oben nach unten sind nur selten gut. Für eine intimere Verbindung solltest du dich stattdessen auf die Augenhöhe des Motivs begeben. Die besten Bilder zeigen eine Verbundenheit mit dem Tier und geben den Betrachter:innen das Gefühl, dass sie sich direkt neben dem Tier befinden.

Sony A7R III | Samyang AF 14mm f/2.8 (FE) | 14mm | f/8.0 | 1/800 | ISO 320

6. Du musst nicht sporttauchen können

Nicht nur Sporttaucher:innen können die besten Aufnahmen von Meereslebewesen machen. Du musst nicht tief tauchen, um Meerestiere zu sehen. Der Großteil der Artenvielfalt findet sich in flachen Riffen, die in der Regel die besten Möglichkeiten für Fotos mit natürlichem Licht bieten. Bis vor etwa einem Jahr habe ich die meisten meiner Unterwasseraufnahmen beim Freitauchen gemacht.

Wenn du Probleme mit deinen Ohren hast oder wenn Tauchen einfach nicht dein Ding ist, mach dir keine Sorgen. Auf der ganzen Welt gibt es viele flache Meereslebensräume, die sich perfekt zum Schnorcheln eignen. Der Vorteil von flachem Wasser ist, dass das natürliche Licht viel besser ist als beim Tauchen in der Tiefe. Im flachen Wasser lassen sich auch Schnappschüsse machen, die zwar etwas knifflig sein können, aber wenn sie gelingen, sind sie magisch.

7. Du brauchst keine Profi-Ausrüstung

Viele Menschen lassen sich von der Unterwasserfotografie abschrecken, nachdem sie eine Profi-Ausrüstung gesehen haben. Eine Top-Ausrüstung kann zwar helfen, unglaubliche Ergebnisse zu erzielen, ist aber keine Voraussetzung. Viel wichtiger ist es, ein Auge für die Komposition zu entwickeln und zu verstehen, was ein ansprechendes Bild ausmacht.

Erst im letzten Jahr bin ich von einer einfachen GoPro auf eine Sony A7R III für Unterwasseraufnahmen umgestiegen. Jetzt kann ich zwar qualitativ hochwertigere Bilder machen, aber die Prinzipien, die ich gelernt habe – mit einer einfacheren Kamera – haben mir wirklich dabei geholfen, bessere Bilder zu machen.

Wenn du gerade erst mit der Fotografie begonnen hast, ganz zu schweigen von der Unterwasserfotografie, können die vielen Einstellungen einer spiegellosen Kamera oder einer DSLR überfordernd sein. Mit einer einfachen Point-and-Shoot-Kamera zu beginnen, kann dir helfen, die Grundlagen zu erlernen. 

Teste die Kamera unbedingt an Land, bevor du ins Wasser gehst. Du solltest dich so gut wie möglich mit der Kamera vertraut machen und idealerweise in der Lage sein, Einstellungen vorzunehmen, ohne dabei auf die Kamera schauen zu müssen. So kannst du dich auf dein Motiv und deinen Tauchgang konzentrieren.

Olympus TG-5

8. Finde deinen Stil

Die Bearbeitung von Unterwasserbildern und -videos kann zunächst entmutigend wirken. Vor allem, wenn du noch keine Erfahrung mit der Bearbeitung von Bildern hast. 

Wenn du auf die Bilder zurückblickst, die du vor ein paar Jahren bearbeitet hast, wirst du dich wahrscheinlich fragen, was du da eigentlich gemacht hast. Ich habe Jahre gebraucht, um den richtigen Dreh rauszubekommen, um ein Bild zu sehen und zu verstehen, wie ich den gewünschten Look erreichen kann. Nimm dir Zeit und sei bei der Bearbeitung kreativ. Das gehört alles zum Lernprozess und dazu, herauszufinden, welcher Bearbeitungsstil dir am besten gefällt. Ich bearbeite meine Bilder in Adobe Lightroom Classic, aber es gibt auch eine Reihe von kostenlosen Optionen wie Gimp.

9. Achte auf deine Sicherheit

Dies ist ziemlich selbsterklärend, aber dennoch sehr wichtig. Der Ozean ist ein wunderschöner, aber mächtiger Ort, und man muss diese Macht respektieren. Die Bedingungen können sich innerhalb eines Wimpernschlags ändern, und du musst darauf vorbereitet sein. Höre immer auf deinen Tauchguide und vermeide es, in die Dekompressionszeit zu gehen. Wenn du freitauchen gehst, solltest du jemanden dabei haben und nie allein unter Wasser gehen. Setze niemals deine Sicherheit aufs Spiel, nur um ein Foto zu schießen.

Sony A7R III | Sony E PZ 16-50mm f/3.5-5.6 OSS | 16mm | f/9.0 | 1/500 | ISO 500

10. Werde kreativ und hab Spaß

Du möchtest vermutlich Unterwasserfotografie betreiben, weil du gerne unter Wasser bist und die faszinierende Unterwasserwelt sehen möchtest. Deshalb ist es wichtig, dass du auch mit der Kamera in der Hand unter Wasser Spaß hast. 

Werde kreativ und experimentiere mit verschiedenen Blickwinkeln und Techniken. Als ich noch mit der GoPro gefilmt habe, bin ich immer abgetaucht und habe meine Kamera an Orten, wo Fische waren, liegen lassen, um dann wieder an die Oberfläche zu schwimmen und zu sehen, wie sich die Fische verhalten, wenn keine Menschen in der Nähe sind. Dabei sind einige schöne Videos entstanden, die ich nicht hätte machen können, wenn ich die Kamera in der Hand gehabt hätte. Probiere verschiedene Blickwinkel, Brennweiten und Kompositionen aus. Spiele bei der Bearbeitung mit verschiedenen Stilen und finde den Stil, der dir gefällt.


Auf der Suche nach weiteren Wildlife-Inhalten?

Dieser Artikel ist Teil des MPB-Leitfadens für Wildtierfotografie und -videografie, unserem umfassenden Überblick über die Erstellung von Wildtieraufnahmen, mit Kameraempfehlungen, Ratschlägen und Interviews mit Expert:innen.

  • Kleiner Affe auf dem Ast eines Baumes mit grünen und orangen Blättern, aufgenommen von Ester Turri mit einer Sony A7 IV

    MPB Leitfaden: Wildlife-Fotografie und -Videografie

    Entdecke den vollständigen MPB-Leitfaden für Wildtier fotografie und -videografie mit Tipps für den Anfang, Empfehlungen zur Kameraausrüstung und Interviews mit Expert:innen.

  • Sony E 55-210mm f/4.5-6.3 OSS vor einem roten Hintergrund

    Die beste Videoausrüstung für das Filmen von Wildtieren

    Entdecke die von MPB empfohlene Wildlife-Videoausrüstung für Anfänger:innen, Fortgeschrittene und Profis.

  • Eine Person mit einer Kamera, die die Aussicht auf ein ruhiges Gewässer festhält.

    Tipps für das Filmen einer Tierdoku in Spielfilmlänge

    Das Team der Tierdoku "The Eagle with the Sunlit Eye" berichtet, worauf es bei den Dreharbeiten eines Langfilms ankommt.