
Test: Kompaktkamera Fujifilm X half
Veröffentlicht am 4. September 2025 von MPB
Seit ihrer Markteinführung hat die Fujifilm X bereits für reichlich Furore gesorgt. Einige Fotograf:innen halten sie für eine Spielerei, andere lehnen sie kategorisch ab. Aber gibt es hier vielleicht nur ein Missverständnis?
Diese kompakte Digitalkamera möchte den Spaß, die Spontaneität und die ästhetischen Eigenheiten von Einwegkameras bieten – allerdings ohne die Kosten und den Aufwand bei der Filmentwicklung. Um herauszufinden, was die Fujifilm X half wirklich kann, hat Amy Moore von MPB sie auf eine Reise durch East Sussex mitgenommen und so verwendet, wie sie gedacht ist: um den Moment zu genießen und sich statt auf technische Perfektion auf die Freude am Fotografieren zu konzentrieren.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/6.3 | 1/800 | ISO 200
Das Design der gerade einmal 240 Gramm leichten X half ist verspielt und nostalgisch. Sie ist für eine jüngere Zielgruppe, Gelegenheitsfotograf:innen oder diejenigen gedacht, denen es beim Fotografieren nicht auf die perfekten Einstellungen ankommt. Der minimalistische Retro-Charme der Kamera erinnert an die Fujifilm X100-Serie oder an Konkurrenzprodukte wie die Nikon Zf, weckt aber noch mehr Nostalgie. Allerdings werfen die wenigen Bedienelemente und der 1-Zoll-Sensor trotz des ganzen Charmes auch die Frage auf, ob die X half nur ein Gimmick oder vielleicht doch erfrischend anders ist. Schauen wir sie uns also mal genauer an.

Fujifilm X half
Technische Daten der Fujifilm X half
Kameratyp | Kompaktkamera |
Sensor | 1 Zoll |
Objektiv | 10,8 mm f/2.8 |
Vollformatäquivalent | 32 mm |
Megapixel | 17,74 |
ISO | 200–12.800 |
Maximale Verschlusszeit | 1/2000 |
Blitz | Integrierte LED, Blitzschuh |
Sucher | Optisch |
Max. Videoauflösung | 1080 x 1440, 24p |
Speichertyp | SD |
Gewicht | 240 g |
Akku | NP-W126S |
Abmessungen | 105,8 x 64,3 x 45,8 mm |
Erscheinungsjahr | 2025 |

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/5.6 | 1/600 | ISO 200
Stärken
Nostalgisches Aufnahmeerlebnis wie mit einer Einwegkamera
Filmmodus mit Spannhebel für ein haptisches Erlebnis
Leicht und tragbar (240 g)
10 Filmsimulationen und weitere Filter
Für Social-Media-Aufnahmen optimierter vertikaler Sensor
Diptychon-Modus für 2-in-1-Aufnahmen
Zuverlässige WLAN-App für reibungslosen Dateitransfer und „Filmentwicklung“
Verbindungsmöglichkeit mit Instax-Druckern
Schwächen
Nur JPEG; keine RAW-Aufnahmen
Kein kontinuierlicher Autofokus und eingeschränkte Steuerung des Gesichts-/Augenautofokus
Schlechte Schwachlicht-Performance
Kein Schnellzugriff aufs Menü + verzögerte Reaktionen des Touchscreens
Minderwertige Verarbeitung
Keine praktische Alltagskamera für Fotograf:innen, denen hochwertige Bilder wichtig sind
1-Zoll-Sensor; keine Halbformat-Kamera

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1000 | ISO 200
Keine Halbformatkamera
Trotz ihres Namens ist die Fujifilm X half keine analoge Halbformatkamera, sondern hat einen vertikal ausgerichteten 1-Zoll-CMOS-Sensor (13,3 x 8,8 mm) mit einer Auflösung von 17,74 Megapixeln.
Ihr Name bezieht sich also mehr auf das „Gefühl“ als auf die eigentliche Technik und ist eine Anspielung auf den Halbformatfilm. Wenn du dich generell für Kameras interessierst, die ein filmähnliches Erlebnis bieten, lies auch unseren Artikel zu den besten digitalen Kameras im Analogstil.
Im Gegensatz zu einer analogen Kamera bist du bei der Fujifilm X half nicht auf 72 Aufnahmen pro Filmrolle beschränkt. Hier werden deine Bilder von einem digitalen Sensor erfasst, der auf Aufnahmen im Hochformat ausgelegt ist.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1000 | ISO 200
Der vertikale Sensor ist eines der markantesten Merkmale der X half. Er feiert bei diesem Modell Premiere und zeigt, dass Fujifilm bei der Entwicklung seiner digitalen Produkte auch an ein jüngeres Publikum mit Fokus auf Social Media denkt.
Um Bilder im Querformat aufzunehmen, musst du die Kamera vertikal drehen, was etwas gewöhnungsbedürftig ist.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1000 | ISO 200
Design und Handling
Auf den ersten Blick macht die Fujifilm X half einen guten Eindruck. Sie ist kompakt, ansprechend gestaltet und alles an ihr wirkt durchdacht – vom Retro-Look bis zu den minimalistischen Bedienelementen. Die X half macht richtig Lust aufs Fotografieren, aber ihr Charme spiegelt sich in der Praxis leider nicht ganz im Handling wider.

Amy Moore | Fujifilm X half | 105mm | f/5.6 | 1/100 | ISO 800
Look & Feel
Optisch ist die Fujifilm X half ein echter Hingucker. Man merkt, dass hier das Design im Vordergrund stand, und Fujifilm hat mit dem Retro-Look direkt ins Schwarze getroffen. Du hast die Wahl aus drei Farboptionen: Silber, Anthrazit-Silber und Schwarz. Das minimalistische Layout und die erhabenen Tasten erinnern an die einfache Bedienung einer klassischen analogen Kompaktkamera.
Verarbeitung
Sobald du die Fujifilm X half in die Hand nimmst, verfliegt die anfängliche Euphorie leider ein bisschen. Die Kamera ist leicht und lässt sich gut transportieren, fühlt sich aber nicht so hochwertig an, wie man es anhand ihres Einführungspreises erwarten würde. Ich hätte mir ein etwas solideres Produkt gewünscht – in etwa wie eine Voigtländer Vintage-Kamera aus den 1960er Jahren.
Obwohl die X half einen soliden Eindruck macht, fühlt sie sich nicht so an und das Gewicht passt nicht ganz zur Optik. Für den Alltagsgebrauch ist die leichte Kamera aber ideal.

Fujifilm X half
Bedienung und Interaktivität
Es gibt einen manuellen Fokusring und einige manuelle Bedienelemente, aber für die meisten Einstellungen an der X half brauchst du die beiden kleinen Displays. Es gibt keinen Blitzschuh (nur einen Zubehörschuh ohne Synchronisation mit der Kamera), keinen elektronischen Sucher (nur optisch) und keine Bildstabilisierung.
Besondere Merkmale
Zu den charmantesten Details gehört der „Filmtransport“-Hebel, der an einen altmodischen Aufziehmechanismus erinnert. Aus funktionaler Sicht wäre er zwar nicht unbedingt notwendig, ist aber ein hilfreiches Extra im Videomodus und beim Erstellen von Diptychen (mehr dazu später). Außerdem trägt diese Funktion zum Gesamterlebnis der Kamera bei.
In der digitalen Welt kommen solche Features (außer bei der Epson R-D1x) eher selten vor. Deshalb ist es erfrischend zu sehen, dass Fujifilm sich hier auf etwas Neues einlässt. Lies auch unseren ausführlichen Testbericht: Epson R-D1.
Display und Menüs
Auf der Rückseite der X half findest du ein LCD-Display (für Einstellungen und zur Überprüfung deiner Aufnahmen) und einen kleinen Touchscreen, mit dem du zwischen den Filmsimulationen hin und her wechseln kannst. Die interaktiven Displays machen Spaß, obwohl ihre Reaktionsfähigkeit etwas zu wünschen übrig lässt. Aber letztendlich geht es bei der X half ja mehr um das Fotografieerlebnis als um absolute Präzision.

Fujifilm X half
Tasten und Bedienelemente
Apropos Tasten … Bei der X half gibt es nur eine Wiedergabetaste und einen Schalter, der mit zwei Optionen belegt ist: Fotos oder Video.
Die Kamera hat auch ein Belichtungskorrekturrad, dessen Funktionalität aber ziemlich eingeschränkt ist und nur wenig manuelle Kontrolle bietet. So bleibt die Bedienung der Kamera zwar besonders einfach, aber anspruchsvolleren Kund:innen fehlt die Möglichkeit, Feinabstimmungen vorzunehmen.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1000 | ISO 200
Bei der Fujifilm X half geht es mehr um Stil als um Substanz. Optisch erinnert sie an einen Designklassiker, was für Gelegenheitsfotograf:innen oder ästhetische Ausflüge in die Instagram-Welt auch völlig ausreichen mag. Aber wenn du hier die Haptik einer altmodischen Messsucherkamera erwartest, musst du darauf gefasst sein, enttäuscht zu werden.
Leistung der Kamera
Bereit für ein Aufnahmeerlebnis wie aus alten Zeiten? Schalte in den Filmmodus und schon fotografierst du wie mit einer Analogkamera. Aber bevor du loslegst, musst du im Hauptmenü die Anzahl der Belichtungen auswählen, die du auf deiner „Filmrolle“ haben möchtest. Hier hast du drei Optionen: 36, 54 oder 72 Aufnahmen.
Sobald du in diesem Modus bist, kannst du dir deine Bilder erst ansehen, wenn der „Film“ in der App vollständig „entwickelt“ ist. Natürlich kannst du den Filmmodus auch vorzeitig beenden, aber wo bleibt da der Spaß? Außerdem kannst du deine Aufnahmen von der SD-Karte auf deinen Computer übertragen.
Tipp: Vergiss nicht, den Objektivdeckel abzunehmen und nach jedem Foto den Spannhebel zu betätigen, denn die Kamera erinnert dich nicht daran.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1000 | ISO 200
Der Filmmodus der X half ist ideal, um deine Achtsamkeit zu trainieren. Mit dieser Kamera musst du beim Fotografieren mit mehr Bedacht vorgehen und dir für deine Aufnahmen mehr Zeit nehmen. Der Nachteil? Obwohl die X half eine Reihe von integrierten Filmsimulationen bietet, werden Fujifilms Filmrezepte zum Leidwesen begeisterter Fujifilm-Fans hier nicht unterstützt.
Sobald dein Film aufgebraucht ist, kannst du die Kamera über das integrierte WLAN mit der Fujifilm X half-App auf deinem Smartphone verbinden und erhältst deine Bilder als digitalen Kontaktabzug.
Obwohl das „Entwickeln" der Aufnahmen in der Fujifilm X half-App zugegebenermaßen richtig Spaß macht, ist die App ziemlich langsam. Trotzdem hat Fujifilm hier etwas Einzigartiges und Neues geschaffen.

„Filmentwicklung“ in der Fujifilm XApp
Bonusfunktion: Der 2-in-1-Diptychon-Modus ahmt den einer Halbformatkamera nach und erzeugt zwei Bilder nebeneinander.

Autofokus
Die X half kommt mit einem kontinuierlichen Autofokus. Ein Augenautofokus ist zwar ebenfalls verfügbar, er bietet aber kein kontinuierliches Tracking und lässt sich nicht manuell steuern. Insgesamt ist die Autofokusleistung begrenzt, aber die gute Nachricht ist, dass sie für Porträts oder alltägliche Schnappschüsse absolut ausreicht.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/10 | 1/1800 | ISO 200
Schwachlicht-Performance
Ein weiterer Schwachpunkt der X half ist ihre Leistung bei schwachem Licht. Ihr kleiner LED-Blitz funktioniert nur aus nächster Nähe und den Bildern fehlen die Farbakzente, die man von Aufsteckblitzen kennt. Der 1-Zoll-Sensor der X half kann nicht so viel Licht einfangen wie APS-C- (und größere) Sensoren. Deshalb wirst du mit dieser Kamera bei schwachem Licht immer gewisse Schwierigkeiten haben.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/7.1 | 1/1000 | ISO 200
Bildqualität
Die Ausgabe der Bilder erfolgt ausschließlich im JPEG-Format. In Kombination mit dem 1-Zoll-Sensor hast du also weniger Möglichkeiten, was die nachträgliche Bildbearbeitung betrifft. Für Social Media reicht die Bildqualität völlig aus, aber die finalen Bilder sehen eher wie Abzüge von einer Fujifilm QuickSnap aus als wie Aufnahmen von einer modernen spiegellosen Kamera, und du solltest keine scharfen Details oder einen großen Dynamikumfang erwarten.
Links: Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/7.1 | 1/800 | ISO 200 | Rechts: Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/7.1 | 1/950 | ISO 200
Bei der X half hast du 10 der beliebtesten Filmsimulationen zur Auswahl: Provia, Velvia, Astia, Classic Chrome, Reala Ace, Classic Neg., Nostalgic Neg., Eterna, Acros und Sepia.
Tipp: Durch das Hinzufügen von Lichtlecks, Körnung und Filtern lassen sich gewisse Mankos ausgleichen.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/10 | 1/1800 | ISO 200
Beispielbilder

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/10 | 1/1800 | ISO 200

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/5.0 | 1/400 | ISO 200

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/3.5 | 1/250 | ISO 200

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1100 | ISO 200
Videofunktionen
Mit der Taste auf der Rückseite kannst du in den Videomodus wechseln, um Aufnahmen mit bis zu 1080 x 1440 bei 24p zu machen. Der Wechsel zwischen den Modi funktioniert reibungslos, aber die Videoqualität ist nicht gerade überragend. Es gibt auch eine Zeitlupenoption, die ich aber nur selten nutzen würde.
Creators, die hauptsächlich Videoaufnahmen machen, werden sich wahrscheinlich eher für eine andere Kamera entscheiden, aber die Möglichkeit, gelegentlich kurze Clips aufzunehmen, ist da.
Lohnt sich die Fujifilm X half?
Wenn Bildqualität und professionelles Fotografieren dein Ding sind, dann ist die X half vielleicht nicht die richtige Kamera für dich. Aber wenn du dich gerne in technischen Details verlierst, ist diese Fujifilm die perfekte Erinnerung, dass Fotografie manchmal auch einfach nur Spaß machen kann.
Wenn du eine Kamera suchst, die mehr Kontrolle oder eine bessere Bildqualität bietet, kann ich dir die Fujifilm X100-Serie ans Herz legen. Mehr dazu findest du auch in unserem Leitfaden: Kompaktkameras der X100-Serie. Für Gelegenheitsfotograf:innen oder alle, die es leid sind, dass Kameras immer so „ernst“ wirken, ist die X half eine schöne, verspielte Alternative.
Ich hätte mich gefreut, wenn sich die X half auch so gut angefühlt hätte, wie sie aussieht, aber vielleicht muss in der Fotografie auch nicht immer alles perfekt sein.

Amy Moore | Fujifilm X half | 10.8mm | f/8.0 | 1/1100 | ISO 200
Lies auch unseren Guide zu den besten kompakten Reisekameras, wenn du die ideale Begleiterin für deine nächste Reise suchst. Weitere Testberichte findest du auf dem MPB-Blog.
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