
Test: Ricoh GR III für Reisefotografie
Veröffentlicht am 20. Dezember 2021 von MPB
Die 2019 auf den Markt gebrachte Ricoh GR III baut auf dem Erfolg der Ricoh GR II von 2015 und der Ricoh GR von 2013 auf. Die Ricoh GR III wird von Reisefotograf:innen für ihre Kombination aus kompakter Größe, guten Funktionen und einem APS-C-Sensor sehr geschätzt und sollte auf der Liste für die Reisefotografie ganz oben stehen.
Wie wichtig ist die Größe, wenn es um die Wahl der idealen Reisekamera geht? Seit dem Wandel von DSLR-Kameras hin zu spiegellosen Kameras ist die Portabilität für viele ein wichtiges Kriterium geworden – und das aus gutem Grund. Es geht darum, die Vorteile der Größe gegenüber der Bildqualität und den Funktionen abzuwägen.
Sieh dir das folgende Video des MPB-Teams in Berlin an, um herauszufinden, ob die Ricoh Gr III die perfekte Reisekamera ist, oder lies den Artikel, um von MPB-Fotograf Ian Howorth zu erfahren, wie es ihm mit der Kamera auf Reisen ergangen ist.
Auf einer Reise in Spanien und Portugal hat der MPB-Fotograf Ian Howorth die Ricoh GR III auf die Probe gestellt. Überlegst du, dir die Ricoh GR III für die Reisefotografie zuzulegen? In diesem Testbericht erhältst du alle Infos, um diese Entscheidung treffen zu können.

Gebrauchte Ricoh GR III
Als eine der beliebtesten Kompaktkameras auf dem Markt scheint die Ricoh GR III fast alle Anforderungen der meisten Reisefotograf:innen zu erfüllen. Sie ist leicht, kompakt und voller Funktionen – ganz zu schweigen von der hervorragenden Bildqualität ihres spiegellosen Sensors.
Die Ricoh GR III ist wirklich eine winzige Kamera, die perfekt in deine Tasche passt. Mit einer Größe von 109 x 62 x 33 mm ist sie ähnlich groß wie ein Smartphone.
Die GR III hat außerdem einen fantastischen APS-C-Sensor, der sie in eine Reihe mit den "ernsthaften" Kameras von Fujifilm stellt. Die GR III hat eine maximale ISO-Empfindlichkeit von 102.400, macht vier Bilder pro Sekunde bei einer Verschlusszeit von bis zu 1/4.000 und ihr integriertes Objektiv bietet eine äquivalente Brennweite von 28mm.

Gebrauchte Ricoh GR III
Eines der besten Merkmale ist, wie bei den vorherigen Modellen der Ricoh GR-Serie, dass du sowohl im RAW- als auch im JPEG-Format fotografieren kannst.
Bist du mit den Bildern zufrieden, wie du sie aufgenommen hast? Veröffentliche einfach die JPEGs. Möchtest du die Bilder lieber in der Nachbearbeitung bearbeiten? Mit den RAWs hast du die Möglichkeit dazu.
Die Ricoh GR III bietet Phasen-, Kontrast-, manuelle und Touch-Fokussierung sowie Bildstabilisierung und wiegt dabei nur 257g.
Sensor | APS-C | ||
Objektiv | 28mm f/2.8-äquivalent | ||
Auflösung | 24 Megapixel | ||
LCD-Bildschirm | Fest, 1 Mio. Bildpunkte, 3 Zoll | ||
Verschlusszeit | 30 sec-1/4000 | ||
Autofokus | Kontrast, Phasen, Gesicht | ||
Modi | PASM | ||
Stabilisierung | Sensor-Shift, 4 Stufen | ||
Eingebauter Blitz | Nein | ||
Selbstauslöser | Ja | ||
Video | 1080, bis zu 60p | ||
Speicher | SD + 2GB intern | ||
WLAN | Ja, eingebaut | ||
Größe | 109x62x33mm | ||
Gewicht | 257 g |

Gebrauchte Ricoh GR III
Nutzungsfreundlichkeit und Bedienung
Was hält die Kamera davon ab, ein wirklich universeller Shooter zu sein? Ironischerweise ist es auch das, was sie so besonders macht – das Objektiv.
Die Ricoh GR III verwendet, wie alle Ricoh GR-Modelle von den analogen bis zu den neuesten Modellen, eine 28mm-Festbrennweite (Kleinbildäquivalent). Da die Brennweite ziemlich weitwinklig ist, braucht es etwas mehr Ausdauer, um Motive zu isolieren und sie im Bild gut aussehen zu lassen. Mit einer 28mm-Brennweite musst du dich mehr bewegen.
Ein 50mm-Objektiv ist näher am menschlichen Blickfeld dran. Bei 50mm sieht dein Motiv ähnlich aus wie aus der Perspektive und Position deiner Augen. Bei einem 28mm-Objektiv geht dein Motiv möglicherweise leichter im Bild verloren. Das liegt an der Perspektive des Objektivs.
Du musst dich also einfach mehr bewegen. Dennoch ist das 28mm-Objektiv ein guter Kompromiss für ein Gehäuse mit eingebautem Objektiv.

Gebrauchte Ricoh GR III
In Anbetracht der Größe der Kamera sind sowohl das Menüsystem als auch die Navigation ausgezeichnet. Eine eigene Taste für alle Hauptfunktionen wäre einfach nicht möglich gewesen, also nutzen die Einstellräder und Räder der Ricoh GR III den Platz optimal aus.
Alle wichtigen Funktionen sind größtenteils über die äußeren Tasten und Drehräder zu erreichen. Für Dinge wie JPEG-Voreinstellungen, benutzerdefinierte Funktionen oder Präferenzen musst du das kamerainterne Menüsystem verwenden.
Insgesamt sind die Hauptfunktionen sehr gut durchdacht – ein echtes Meisterwerk in Sachen Platzmaximierung.
Geschwindigkeit
Die Ricoh GR III ist schnell. Sehr schnell. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum sie bei Straßenfotograf:innen auf so großes Interesse stößt. Die Einschaltverzögerung ist minimal, es gibt fast keine Verzögerung zwischen dem Aufspüren des Motivs, dem Einschalten der Kamera und dem Auslösen.
Wahrscheinlich kennst du diesen Moment – du schaltest deine Kamera aus, um den Akku zu schonen, und verpasst dann eine Aufnahme aufgrund der langsamen Einschaltgeschwindigkeit. Nicht so bei der Ricoh GR III – sie ist so gut wie immer aufnahmebereit.
Bildstabilisierung
Glücklicherweise muss die GR III nicht so hart arbeiten wie andere Kombinationen aus Kamera und Objektiv. Denn je breiter die Brennweite, desto einfacher ist es, Verwacklungen zu vermeiden. Da die GR III über ein 28mm-Äquivalentobjektiv verfügt, ist es von Natur aus einfacher, Verwacklungen zu kontrollieren.
Die Ricoh GR III bietet außerdem eine beeindruckende Bildstabilisierung für vier Belichtungsstufen. Mit der GR III solltest du also vier Stufen über die übliche längste Verschlusszeit von 1/30 hinausgehen können, wenn du aus der Hand fotografierst. Auf dem Papier bedeutet das 1/2 Sekunde. In der Praxis wirst du jedoch möglicherweise Schwierigkeiten haben, verwacklungsfreie Bilder zu erhalten, wenn du mit einer längeren Verschlusszeit als 1/10 aus der Hand fotografierst.

Gebrauchte Ricoh GR III
Autofokus
Der Autofokus der Ricoh GR III ist ebenso beeindruckend, aber du musst dir genau überlegen, wie er für dich arbeiten soll, je nachdem, wie du fotografierst.
Street-Fotograf:innen möchten vielleicht die Zonenfokussierung nutzen, um sicher zu sein, dass die Aufnahme ohne Autofokus-Fehlzündung gelingt.
Reisefotograf:innen werden vielleicht die Touch-Autofokus-Funktion auf der Rückseite der Kamera zu schätzen wissen, mit der du genau dort fokussieren kannst, wo du es mit deiner Fingerspitze auswählst. Das ist zwar nicht revolutionär, aber dennoch eine nützliche Ergänzung.
Wie bei fast allen spiegellosen Kameras üblich, kann man auch manuell mit Fokus-Peaking fokussieren. Es ist immer schön, eine visuelle Bestätigung zu erhalten, dass du den Fokus richtig setzt.
Bildmaterial
Das Erstaunliche an der Ricoh GR III ist, wie kompromisslos sie die Lücke zwischen einer winzigen Reisekamera im Point-and-Shoot-Stil und einer größeren, “zweckmäßigeren" Kamera schließt.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/2.8 | 1/1000 sec | ISO 100
Durch die Größe könnten die Erwartungen an die Bildqualität niedrig sein. Völlig zu unrecht, wie es an den Bildern deutlich wird, die sie produzieren kann – kräftig und kontrastreich, mit einem wirklichen Vibe, der in der Kamera bearbeitet werden kann. Und durch die RAW-Option kannst du die Bilder auch noch im Nachhinein bearbeiten.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/2000 sec | ISO 800
Komposition
Ist das Fehlen eines Suchers ein Problem? Schließlich sind die elektronischen Aufklappsucher der Sony-Kompaktkameras großartig und lassen sich durch einfaches Herunterdrücken leicht verbergen.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/13 | 1/80 sec | ISO 100
Aber die Bildkomposition auf dem großen, rückseitigen Bildschirm war überraschend einfach und intuitiv. Auch wenn man sich dabei ein wenig amateurhaft vorkommt, kommt es letztlich nur darauf an, das Foto zu machen. Und die Ricoh scheint nie zu enttäuschen.
Bei starkem Sonnenlicht kann es jedoch zu Blendeffekten auf dem hinteren Bildschirm kommen. Diese Blendung kann es schwierig machen, den Bildausschnitt zu bestimmen – oder überhaupt etwas auf dem hinteren Bildschirm zu sehen.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/1250 sec | ISO 800
Obwohl das 28mm-Objektiv vielleicht etwas zu breit scheint, war es für mich ein perfekter Kompromiss. Bei den meisten Reisefotos geht es um Ausblicke – Strände, Gebiete von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit –, daher ist es wichtig, ein Objektiv zu haben, das weit genug ist, um die Umgebung einzufangen.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/20 sec | ISO 400
ISO-Leistung
Auch die ISO-Leistung ist großartig. Bei einer ISO-Einstellung von 3.200 werden großartige Ergebnisse mit einer Art Rauschen erzielt, das sich eher wie eine angenehme Körnung anfühlt. Du könntest auch mit höheren ISO-Werten und einer kleineren Blendenöffnung fotografieren, um den ansonsten sehr sauberen Bildern etwas mehr Textur zu verleihen.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/250 sec | ISO 400
Dynamikbereich
Auch der Dynamikbereich ist beeindruckend. Er ist natürlich nicht so hoch wie bei einem der spiegellosen Wunderwerke von Sony. Aber der stärkere Kontrast hilft dabei, einem Bild mehr Dramatik zu verleihen.
Wenn du einen kontrastarmen Look bevorzugst, gibt es immer noch genügend Spielraum, um die Schatten aufzuhellen. Das gilt auf jeden Fall für Aufnahmen mit normalen ISO-Werten zwischen 100 und 400, bei denen die höchste Bildqualität möglich ist.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/800 sec | ISO 400
Belichtungsmessung
Die Belichtungsmessung ist ziemlich genau, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Mit der praktischen Belichtungskorrektur kannst du die Belichtung erhöhen oder verringern. So kannst du die Belichtungsmessung der Kamera außer Kraft setzen und bestimmen, dass eine Szene anders belichtet werden soll.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/5.6 | 1/2500 sec | ISO 400
Schwarz-Weiß-Konvertierung
Auch die Schwarz-Weiß-Konvertierung der Ricoh Gr III ist hervorragend, da die integrierten Voreinstellungen in Lightroom geladen werden können.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/6.3 | 1/4 sec | ISO 160
Die Voreinstellungen sind leicht anpassbar und bieten einen guten Ausgangspunkt für die Erstellung deines idealen Schwarz-Weiß-Looks.
Objektiv
Das kleine 28mm-Objektiv ist einfach wunderbar. Es ist gestochen scharf und bietet sogar bei voller Öffnung eine großartige Leistung. Es vignettiert zwar ein wenig, aber das lässt sich mit dem richtigen Kameraprofil in Lightroom leicht korrigieren.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/4 | 13 sec | ISO 1.600
Langzeitbelichtungen
Mit der Ricoh GR III ist es wirklich einfach, Langzeitbelichtungen aufzunehmen. Befestige die Kamera einfach auf dem Stativ und stelle den Selbstauslöser auf zwei Sekunden ein, um den Auslöser zu verzögern.
Hätte das obige Bild mit einer größeren Kamera, vielleicht einer Vollformatkamera, besser ausgesehen? Möglicherweise. Aber dieses Bild gibt es nicht. Und das mit der Ricoh schon. Es ist beeindruckend, dass eine so kleine Kamera, die für eine völlig andere Art der Fotografie gedacht ist, diese Situation so gut meistern konnte.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/9 | 1/80 sec | ISO 100
Fazit
Die GR III definiert komplett neu, was in einem so kleinen Formfaktor möglich ist. Ricoh stellt seine GR-Serie zwar schon seit Jahren her, aber diese neueste Version hat alles wunderbar zusammengeführt und uns eine Kamera beschert, die wirklich fast alles kann, was man von ihr verlangt.
Vorteile
Blitzschnelle Startgeschwindigkeit
Praktisches Taschenformat
Großartiges 28mm-äquivalentes Objektiv
Gute Leistung bei schwachem Licht
Nützliche Eigenschaften für ihre Größe
Nachteile
Feste 28mm-Brennweite möglicherweise zu breit
Kein Sucher
Bildkomposition auf dem rückwärtigen Bildschirm bei grellem Licht schwierig
Kein eingebauter Blitz
"Die beste Kamera ist die, die man dabei hat", ist ein Klischee, aber bei der Ricoh GR III trifft es wirklich zu.
Vor allem für die Reisefotografie ist die GR III eine Kamera, die du immer dabei haben kannst. Sie ist super leicht. Stecke sie einfach in deine Hosentasche oder deinen Rucksack oder trage sie mit dem Kamerariemen von Ricoh um dein Handgelenk.
Natürlich gibt es aufgrund der geringen Größe ein paar Kompromisse bei der Ricoh GR III. Die Handhabung durch die geringe Größe könnte beispielsweise besser sein. Der fehlende Sucher ist der größte Nachteil der GR III.
Ein weiteres kleines Manko der GR III könnte für einige Reisefotograf:innen das Fehlen eines eingebauten Blitzes sein. Es wäre toll, wenn die digitale GR-Serie mit Blitzgeräten ausgestattet wäre, wie sie bei den GR-Filmkameras von Ricoh zu finden waren.

Ian Howorth | Ricoh GR III | f/10 | 1/200 sec | ISO 160
Aber in Anbetracht der blitzschnellen Startgeschwindigkeit und der praktischen Funktionen deckt die Ricoh GR III eine Menge für die Reisefotografie ab. Das 28 mm-äquivalente Objektiv ist großartig und produziert scharfe, aber dennoch natürlich aussehende Bilder.
Wenn dir 28mm etwas zu weitwinklig ist, hat Ricoh eine Alternative für dich. Die Ricoh GR IIIx hat ein 40mm-Äquivalentobjektiv, das die Sache etwas einfacher macht, wenn du ein engeres Sichtfeld bevorzugst.
Insgesamt hat die Ricoh GR III für eine Kamera, die du immer bei dir haben wirst, einen phänomenalen Wert.
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