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Ein Berg mit einem Tal und Bäumen im Vordergrund.

In 10 Schritten zur Wildlife-Filmemacherin

Veröffentlicht am 31. Jänner 2025 von MPB

Du möchtest deine Tieraufnahmen verbessern oder eigene Kurzfilme über Tiere drehen? Dann ist dieser Leitfaden genau das Richtige für dich. Die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Nina Constable, die bereits für BBC, CNN und ITV gearbeitet hat, verrät dir einige ihrer Tipps für die Tierfilmbranche. Nun zu dir, Nina.

Filme über Wildtiere und Naturschutz sind heute leichter zugänglich als je zuvor, denn es gibt zahlreiche Online-Plattformen, auf denen man Filme entdecken, hochladen und teilen kann. Es kommt nicht so sehr darauf an, wen man kennt, sondern viel mehr auf die Zeit und die Mühe, die man in die Erstellung und Verbreitung von Inhalten investiert. 

Als ich ganz am Anfang stand, dachte ich, dass ich ohne wissenschaftlichen Abschluss und ohne Beziehungen keine Chance hätte, in der hart umkämpften Branche der Tierfilmer:innen Fuß zu fassen. Im Gegensatz zu dem, was ich ursprünglich dachte, waren mein Bachelor in Englischer Literatur, meine Liebe zum Geschichtenerzählen und mein Wunsch zu lernen, zusammen mit einem Master in Dokumentarischer Praxis an der Universität von Bristol, ein perfektes Rezept, um eine Ein-Frau-Filmteam zu werden. Aber wo sollte ich anfangen?

1. Erstelle dein Showreel

Ein Showreel ist eines der wertvollsten Dinge, welches du in deinem Portfolio haben solltest, wenn du dir Filmjobs sichern möchtest. Ganz gleich, ob du dich für Praktika in der Medienbranche bewirbst, die eine hervorragende Möglichkeit sind, neue Fähigkeiten zu erlernen und Beziehungen aufzubauen, oder ob du dich für bezahlte Aufträge bewirbst – ein auffälliges Showreel ist der Schlüssel dazu, und genau so habe ich meinen allerersten Auftrag bekommen.

Ein Elefant beim Spaziergang mit Bäumen im Hintergrund.

2. Sammel so viel Erfahrung wie möglich

Nach einem sechsmonatigen unbezahlten Filmpraktikum in Mosambik für eine Meeresschutzorganisation hatte ich ein Portfolio von Filmen und ein dazugehöriges Showreel, mit denen ich meine Fähigkeiten als Filmemacherin unter Beweis stellen konnte. Nachdem ich diese an den Cornwall Wildlife Trust geschickt hatte, erhielt ich meinen ersten bezahlten Filmauftrag von dieser Organisation. Durch die Arbeit an dieser ersten Serie von Filmen wurde ich mit Wissenschaftler:innen, Forscher:innen und anderen Naturschutzorganisationen in Kontakt gebracht, was zu weiteren Aufträgen führte. 

Als eine Person, die schreibt, filmt und schneidet, war ich eine attraktive Wahl. Ich nahm mit den fertigen Filmen an Filmfestivals teil und stellte sie online und bei öffentlichen Vorführungen vor, um meine Arbeit in die Welt hinauszutragen und ein breites Publikum für die Organisationen, für die ich produzierte, zu erreichen.

3. Stelle deine ideale Kameratasche zusammen

Da ich meist alleine arbeite, ist die Auswahl und Verfeinerung meines Equipments von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass ich in der Lage bin, direkt "loszulegen" und gleichzeitig die Bildqualität nicht zu beeinträchtigen. Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche verschiedene Ausrüstungen ausprobiert.

Ein liegendes Löwenjunges.

Meine Hauptkamera ist die Canon EOS C70. Es ist ihre leichteste Kinokamera mit 4K-Zeitlupe, demselben Sensor in Kinoqualität wie die Canon Cinema EOS C300 EF, zwei XLR-Anschlüssen und einer ganzen Reihe anderer Funktionen. Darauf hatte ich schon lange gewartet. Was die Objektive angeht, so ist mein Lieblingsobjektiv das Canon EF 24-70mm f/2.8 L USM, das ich schon lange liebe. Da ein Großteil meiner Arbeit ohne Vorbereitung stattfindet, muss ich sehr reaktionsschnell sein – ein vielseitiges Objektiv ist also der Schlüssel. Für Interviews verwende ich das Canon EF 50mm f/1.4 USM, um eine geringe Schärfentiefe zu erzielen, die die Interviewpartner:innen ganz in den Fokus rückt und den Aufnahmen einen filmischen Charakter verleiht. 

Für Aufnahmen von Wildtieren verwende ich am liebsten das Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS USM und 100-400mm f/4.5-5.6 L IS II USM. Ich verwende diese Objektive oft mit einem Canon EF 2x II Extender, um eine zusätzliche Brennweite zu erhalten. Mit einer größeren Blende ist das 70-200mm bei schwächerem Licht besser, aber mit dem 100-400mm kannst du ganz nah heranzoomen und einige dieser unglaublich detaillierten Aufnahmen machen.

4. Verwende unbedingt ein Stativ

Das Einzige, worauf du bei Aufnahmen mit langen Objektiven nicht verzichten solltest, ist ein gutes, schweres Stativ mit einem beweglichen Videokopf. Ohne diesen Stativkopf wackelt die Kamera stark und es ist sehr schwierig, flüssige Sequenzen zu produzieren. Ich habe ein ziemlich altes Manfrotto-Paar, das sich bewährt hat, und ein Paar 3-Legged-Thing-Beine, die sich fast völlig flach ausbreiten und es mir ermöglichen, auf Bodenhöhe zu filmen und dabei ruhig zu bleiben. Das ist genial, um Tierarten in niedriger Höhe zu filmen, das Unterholz, tief unten am Wasser und ganz allgemein, um interessante Blickwinkel zu erhalten.

5. Denke in Sequenzen 

Sowohl die Bilder als auch die Erzählung müssen eine Geschichte erzählen. Versuche daher, verschiedene Aufnahmen zu machen – Weitwinkel, Establishing Shots und Nahaufnahmen helfen, diese Geschichte zu erzählen. Unterschiedliche Bildausschnitte ermöglichen Schnitte zwischen Winkeln und Bildern, um eine fesselnde Sequenz zu schaffen. Du solltest auch genügend Zeit einplanen, damit sich das Drama oder die Geschichte, die du festhalten möchtest, entfalten kann. Stelle also sicher, dass du genügend Zeit für die Aufnahmen einplanst. 

6. Erfassen von nicht-synchronisierten Weitwinkelaufnahmen 

Sie sind die Rettung beim Filmen von Interviews, insbesondere von Interviews mit zwei Personen. Weitwinkelaufnahmen ohne Ton, bei denen der Vordergrund scharf und die Person im Hintergrund unscharf ist, bieten zusätzliches Filmmaterial, wenn du in deinem Interview nicht das Richtige finden konntest.

7. Spreche mit den Expert:innen 

Nimm dir Zeit für deine Recherchen. Wende dich an Wissenschaftler:innen und Fachleute, die sich mit den Tierarten beschäftigen, die du abbilden möchtest. Sie haben immer die besten Ratschläge zu Standorten, Zeitpunkten und Vorgehensweisen. Vielleicht gibt es nur eine bestimmte Jahreszeit, in der eine bestimmte Art gefilmt werden kann, oder die Tiere mögen nur bestimmte Wetterbedingungen oder Lebensräume. 

8. Prüfe deine Einstellungen

Ich filme oft bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen/Wetterbedingungen, was bedeutet, dass ich meine Einstellungen für jede Aufnahme ändern muss. Wenn ich bei schlechten Lichtverhältnissen filme, habe ich vielleicht den ISO-Wert erhöht, aber am nächsten Tag könnte ich bei hellem Licht filmen, und wenn ich das nicht korrigiere, habe ich am Ende viele körnige Aufnahmen. Mache dir eine Liste mit Dingen, die du am Vorabend einer Aufnahme durchgehst, bevor es losgeht.

9. Mache deine Arbeit einzigartig

Da das Filmemachen in der Natur immer zugänglicher wird, gibt es auch viel mehr Stimmen. Daher ist es unglaublich wichtig, sich von der Masse abzuheben. Mir wird immer wieder gesagt, dass meine Arbeit einen ganz bestimmten "Look" hat – auch wenn das nicht beabsichtigt ist, denke ich, dass das daran liegt, dass ich keine Angst habe, die Regeln zu brechen. Ich liebe es, mit dem Licht zu spielen. Die Wahl der Tageszeit, zu der du den gewünschten Effekt erzielst, trägt dazu bei, eine Identität für die eigene Arbeit zu schaffen. Ich verwende gerne Lichtreflexe, Silhouetten und Schatten, deshalb fotografiere ich oft bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang. Finde heraus, was für dich funktioniert, gehe raus und lege mit dem Fotografieren los.  

10. Teile deine Arbeit mit der Öffentlichkeit

Auch wenn es oft ein wenig schamlos erscheint, ist es sehr wichtig, für sich selbst zu werben, wenn man Arbeit finden will. Ich habe eine Hassliebe zu den sozialen Medien – ich habe eine Reihe von großen Aufträgen erhalten, weil Produzent:innen mich online gefunden haben. Aber ich finde es schwierig, ständig etwas zu posten. Trotzdem nehme ich mir Zeit, um über Projekte, an denen ich arbeite, zu berichten und meine Online-Präsenz auf dem neuesten Stand zu halten. Es ist auch eine gute Möglichkeit, aktuelle Projekte zu teilen und sich mit Gleichgesinnten und der Naturschutz- und Wildtiergemeinschaft auszutauschen. Ich habe während des Lockdowns eine ganze Online-Serie produziert, indem ich mich mit Leuten online verbunden habe. Filme können ein wirkungsvolles Instrument für den Naturschutz sein. Wenn du also eine Geschichte zu erzählen hast, dann gehe raus und filme sie.

Ein Berg mit einem Tal und Bäumen im Vordergrund.

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